Geplanter Anschlag in Frankreich: Traf sich der Attentäter in Luxemburg mit einem Agenten?

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Es soll ein „sonniger Tag Ende Juni“ gewesen sein, als sich zwei Exil-Iraner mit einem Agenten des iranischen Geheimdienstes auf der Terrasse eines Luxemburger Cafés getroffen haben. Dabei soll der Agent dem Paar ein halbes Kilo TATP übergeben haben. Sprengstoff, mit dem die beiden einen Anschlag auf ein Treffen von Exil-Iranern in Frankreich verüben sollten. Das berichtet das Wall Street Journal (WSJ). 

Aber die Übergabe wurde von europäischen Geheimdiensten beobachtet. Belgische Spezialeinheiten stoppten das Paar mit dem Sprengstoff im Auto rechtzeitig in Brüssel, als es sich auf den Weg in die Vororte von Paris machen wollte. Ihr Kontaktmann wurde in Deutschland festgenommen. Er befand sich auf der Rückreise nach Wien, wo er als Diplomat bei der iranischen Botschaft arbeitete.

Geheimagent in der Wiener Botschaft

Der Anschlag sollte eine Versammlung oppositioneller Exil-Iraner mit 25.000 Teilnehmern am 30. Juni im französischen Villepinte treffen. Laut der deutschen Bundesanwaltschaft war der iranische Geheimagent seit 2014 als Dritter Botschaftsrat an der iranischen Botschaft in Wien akkreditiert. Er habe für das iranische Nachrichtenministerium MOIS gearbeitet, das oppositionelle Gruppierungen im In- und Ausland ausforsche und bekämpfe.

Die ganze Angelegenheit sei eine „inszenierte Verschwörung“ von Gruppen, die die verbesserten Beziehungen Irans zur EU sabotieren wollten, sagte der iranische Außenamtssprecher Bahram Ghassemso Ghassemi. Er beschuldigte besonders die iranische Oppositionsgruppe Volksmudschahedin (MKO), hinter dem angeblichen Anschlag auf ihre eigene Versammlung zu stecken. Teheran werde sich das Recht vorbehalten, in diesem Fall juristische und diplomatische Schritte zu unternehmen, sagte Ghassemi.

Anschlagspläne auch in Dänemark?

Der iranische Geheimdienst soll auch einen Anschlag in Dänemark geplant haben. Deswegen seien Teile Dänemarks wegen einer massiven Polizeiaktion Ende September für Stunden lahmgelegt worden, hatte der Chef des dänischen Inlandsgeheimdienstes PET erst am Dienstag erklärt. Seit 21. Oktober sitzt ein Norweger mit iranischen Wurzeln in Dänemark in Untersuchungshaft. Dem Mann wird vorgeworfen, dem iranischen Geheimdienst ermöglicht zu haben, in Dänemark tätig zu werden. Außerdem soll er an der Planung des Anschlagsversuchs beteiligt gewesen sein. Das Ziel soll eine Gruppe in Dänemark wohnhafter Iraner, die sich für die Unabhängigkeit der iranischen Region rund um die Stadt Ahwas engagierten, gewesen sein.

Für den iranischen Präsidenten Hassan Ruhani kommen die Festnahmen zum denkbar schlechtesten Zeitpunkt. Ruhani ist bemüht, mit den Europäern das internationale Atomabkommen zu retten, das sein bisher wichtigster politischer Erfolg ist. Die Vorwürfe Frankreichs und Dänemarks sind da eine nicht willkommene Belastung der Beziehungen.

Machtkampf im Iran

Außer in Washington hat das Abkommen aber auch in Teheran mächtige Gegner. Im Iran tobt seit Langem ein Machtkampf zwischen Ruhani und den Hardlinern, die jede Kooperation mit dem Westen ablehnen und dem Präsidenten vorwerfen, das Atomprogramm ohne ausreichende Gegenleistung geopfert zu haben.

Im Iran hat der Präsident kaum Kontrolle über die Geheim- und Sicherheitsdienste, was schon oft dazu geführt hat, dass die Dienste Dinge tun, die der offiziellen Politik der Regierung zuwiderlaufen.

 

sen/dpa/afp