Gemeinsam auf Mission: Luxemburg und Belgien sind auch über ihr Militär verbunden

Gemeinsam auf Mission: Luxemburg und Belgien sind auch über ihr Militär verbunden
Beide Staatsoberhäupter legte auf dem Herrenberg Blumenkränze vor dem Denkmal für die im Dienst verstorbenen Soldaten nieder Editpress

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König Philippe und Großherzog Henri sind beide Oberbefehlshaber ihrer jeweiligen nationalen Streitkräfte. Aus diesem Grund bot sich auch ein Besuch der Kaserne in Diekirch an.

Der Besuch der Kaserne war eine Premiere: „König Philippe ist das erste gekrönte Haupt aus dem Ausland, das wir hier begrüßen konnten”, meinte der Chef des Generalstabs, Alain Duschène. Speziell für den Anlass hatte man in einer Halle mehrere Stände errichtet, an denen sich Besucher über die Aktivitäten der Armee und  die Zusammenarbeit zwischen Belgien und Luxemburg informieren konnten. Der hohe Besuch war dann auch beeindruckt von der vielfältigen Zusammenarbeit beider Streitkräfte.

Die Kooperation beginnt bereits bei der Ausbildung. So werden etliche luxemburgische Soldaten an der „Ecole royale militaire de Bruxelles“ zu Offizieren ausgebildet. Auch die Mehrzahl der Unteroffiziere und Kaporäle der großherzoglichen Armee lernen ihr Metier in Belgien. “Die gemeinsame Aus- und Weiterbildung vereinfacht die spätere Zusammenarbeit”, erklärte Duschène in diesem Zusammenhang.

Im Studienjahr 2019/2020 sind 15 Offiziersanwärter in der königlichen Militärschule eingeschrieben. Acht Offiziere, darunter ein Pilot, nehmen an Weiterbildungskursen teil. Die Luxemburger Armee entsendet des Weiteren regelmäßig Soldaten, Unteroffiziere und Offiziere zu Fortbildungen im Bereich Logistik, Taktik sowie Kommunikations- und Informationssysteme nach Belgien. Auch stehen gemeinsame Manöver auf der Agenda.

Auslandsmissionen

Die Zusammenarbeit beschränkt sich jedoch nicht nur auf die Übungen. Seit 1992, damals im Rahmen der United Nations Protection Force (Unprofor), gehen Soldaten beider Länder gemeinsam auf Mission – zu militärischen oder humanitären Einsätzen. Am 5. Februar 2015 wurde ein Kooperationsvertrag zwischen beiden Ländern unterzeichnet, was die Verteidigung und die Sicherheit anbelangt. Im Bereich multilateraler Organisationen arbeitet Luxemburg zudem eng mit seinem belgischen Nachbarn zusammen – so beispielsweise auch beim Europäischen Armeekorps und Benelux-Korps. Belgien und die Niederlande kooperieren schon seit 15 Jahren im Marine-Bereich. 2012 kündigten beide Länder an, ihre Zusammenarbeit  ebenfalls am Boden und in der Luft zu verstärken – gemeinsam mit Luxemburg.

Auch die Minenräumdienste arbeiten zusammen. Die Luxemburger „démineurs“ werden in Belgien ausgebildet. Nach dem tragischen Unfall im Februar dieses Jahres, bei dem zwei Minenräumer ihr Leben verloren, zählt die Luxemburger Einheit nur noch vier Mitglieder. Bis die zwei neue Experten ihre Ausbildung abgeschlossen haben, helfen die belgischen Kollegen hierzulande aus.

Auf Shopping-Tour

Die Beziehungen zwischen den Streitkräften beider Länder geht aber über die Ausbildung und gemeinsame Manöver hinaus. Auch beim Einkauf von neuem Material wird fleißig zusammengearbeitet. So haben beide Militärführungen 2001 den gemeinsamen Kauf von acht Transportflugzeugen des Typs A400M beschlossen. Sieben Maschinen werden von der belgischen Armee betrieben, eines von der luxemburgischen.

Sie sollen bei Friedensmissionen, humanitären Missionen und Krisensituationen eingesetzt werden. Das Luxemburger Flugzeug soll 2020 die Montagehalle verlassen und Anfang 2021 einsatzfähig sein. Die Gesamtkosten für das Flugzeug liegen bei 197,3 Millionen Euro. Der Großteil des Betrags sei aber bereits abgezahlt, so Verteidigungsminister François Bausch. Die Betriebskosten für den Goßraumtransporter betragen etwa 12 Millionen Euro jährlich. Insgesamt sechs luxemburgische Piloten absolvieren eine Pilotenausbildung für den A400M. Wo? Natürlich in Belgien.

Neben dem Flieger wurden in den letzten Jahren noch weitere Einkäufe gemeinsam mit den belgischen Partnern getätigt, allen voran neue Dingo-II-Fahrzeuge (2011). Allein für Luxemburg wurden 48 Aufklärungsfahrzeuge in Auftrag gegeben. Man arbeitet auch in Bezug auf die Verwaltung der Ersatzteile und die technischen Expertisen zusammen. Beide Länder haben sich zudem gemeinsam einen Fahrsimulator angeschafft, den sie beide nun benutzen. Im letzten Jahr hat man gemeinsam Drohnen (Unmanned Areal System, UAL) vom Typ Raven bestellt. Das Gerät wird vor allem in  Erkundungs- und Überwachungsmissionen eingesetzt. Auch in Bezug auf die unbemannten Luftfahrzeuge gilt: In Bezug auf das Ersatzteillager und die Ausbildung arbeitet man zusammen. Gemeinsame Übungen werden ebenfalls abgehalten. Die Überfluggenehmigungen werden häufig zusammen beantragt. Schließlich besteht seit 2012 eine Kooperation im Bereich der Kommunikationssatelliten.

Armeen im Porträt

Die belgischen Streitkräfte werden unterteilt in das Heer, die Marine, die Luftstreitkräfte und das medizinische Korps. Oberbefehlshaber ist König Philippe. Der militärische Befehlshaber ist General Marc Compernol. Die Truppenstärke liegt bei fast 33.000 Personen. Davon gehören 24.500 Soldaten den Landstreitkräften an. 6.500 Personen dienen in der Luftwaffe. Dieser stehen 70 Flugzeuge und 30 Hubschrauber zur Verfügung. 1.500 Personen dienen in der Marine. Die belgische Armee besitzt etwa 20 Schiffe und Boote. Die Marine unterhält Stützpunkte in Zeebrügge, Ostende und Antwerpen.

Zum Vergleich: Die Luxemburger Armee zählt insgesamt etwa 1.100 Mitglieder, darunter auch Zivilisten. Sie ist in ein Infanteriebataillon und zwei Aufklärungskompanien aufgeteilt. Eine Marine oder Luftwaffe hat die Armee des Großherzogtums nicht. Viele Aufklärungsflugzeuge der NATO (Awacs) sind jedoch hierzulande registriert und fliegen demnach unter Luxemburger Flagge. Die Kaserne der Armee befindet sich auf dem Herrenberg in Diekirch, der Generalstab ist in der Hauptstadt angesiedelt. Großherzog Henri ist Oberbefehlshaber der Streitkräfte hierzulande. Brigadegeneral Duschène ist seit 2017 Chef des „Etat-major“.  
Kolonel Yves Kalmes ist leitender Offizier der Kaserne. Beide Länder sind Mitgied der NATO und nehmen regelmäßig an Friedensmissionen und humanitären Einsätzen teil. In Luxemburg und Belgien besteht keine Wehrpflicht mehr.

Jos.Reinard
17. Oktober 2019 - 14.49

Welche Gedanken sind wohl den beiden Monarchen beim Anblick auf das vergoldete Mordinstrument durch den Kopf gegangen? freundlichst

spëtzbouf
17. Oktober 2019 - 13.09

Die beiden Monarchen leben gefährlich, sie stehen im Schussfeld der Kanone. .)