Für die Jugend einsetzen

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Nach dem Karriereende von Nelson Delgado übernahm Cousin Jairo die Rolle des Kapitäns bei der Etzella Ettelbrück. Mit der Ausnahme von einer Saison beim T71 Düdelingen ging der Ettelbrücker immer für seinen Heimatverein auf Korbjagd, womit er nun der dienstälteste Etzella-Spieler ist. Inzwischen wagte er auch den Schritt in die Politik und wurde auf Anhieb in den Ettelbrücker Gemeinderat gewählt. Das Tageblatt unterhielt sich mit dem 32-Jährigen über seine neue Rolle bei der Etzella und seine politischen Ambitionen.

Tageblatt: Seit dieser Saison bist du Kapitän in Ettelbrück, hast du dich an deine neue Rolle gewöhnt?
Jairo Delgado: Bereits in der letzten Saison habe ich dieses Amt gemeinsam mit Nels ausgeübt. Es gibt natürlich einige Spieler, die nun zu einem hochblicken. Doch sonst hat sich nicht viel geändert. Auf dem Platz ist die Umstellung schon größer. Hier muss ich noch mehr Verantwortung übernehmen. Ich glaube, deshalb lässt mich Kreso (der neue Etzella-Coach Kresimir Basic, d. Red.) jetzt die ganzen 40 Minuten durchspielen, etwas, das es bei seinem Vorgänger Jan Enjebo für keinen luxemburgischen Spieler gab. Ich muss spielerisch viel aggressiver vorgehen und darf mich nicht mehr nur auf die Defensive konzentrieren. In den entscheidenden Situationen war es sonst Nels, der das Heft in die Hand genommen hat.

Habt ihr euch denn schon an die Abwesenheit von Nelson Delgado gewöhnt?
Für mich ist es schon komisch, vor allem im Training. Wenn ich mal richtig wütend war, konnte ich mich bei Nels auf Kapverdisch auslassen. Dies geht nun nicht mehr. Doch ganz weg ist er ja nicht, denn inzwischen versucht er, zusammen mit Trenton (Wurtz) die Rolle des Assistant-Coaches zu übernehmen. Lange hat er es ganz ohne uns nicht ausgehalten (lacht).

Wie läuft denn die Zusammenarbeit mit dem neuen Coach Kresimir Basic?
Als er mit der Etzella 2003 Meister wurde, war ich gerade so bei der ersten Mannschaft dabei. Zudem trainierte er zu dieser Zeit die U20. Ich kenne ihn und seine Art somit schon sehr gut, bin bei ihm sozusagen groß geworden. Man kann sagen, dass er mein Rick Brooks ist. Langsam gewöhnt sich auch die Mannschaft an ihn. Er hat einfach eine ganz andere Trainingsmentalität, die viel härter ist. Die Abende sind lang, denn bis acht Uhr steht Krafttraining auf dem Programm und anschließend dann bis 22.30 Uhr die normale Trainingseinheit mit der gesamten Mannschaft.

Du hast in diesem Jahr auch den Schritt in die Politik gewagt und bist bei den Gemeindewahlen angetreten. Wie kam es hierzu?
Ich habe mich schon vorher für Politik und das Geschehen in Ettelbrück interessiert. Als Claude Halsdorf (ehemaliger Präsident der Etzella, d. Red.) auf mich zukam und fragte, ob ich Interesse hätte, habe ich zugesagt. Ich glaube, es ist gut, dass auch die Visionen von jüngeren Leuten berücksichtigt werden, um Ettelbrück gerade für diese Zielgruppe wieder attraktiver zu gestalten.

Hattest du dir erwartet, direkt in den Gemeinderat gewählt zu werden?
Von vielen jüngeren Leuten wusste ich, dass sie mich wählen wollten, daher habe ich mir durchaus Chancen ausgerechnet. Am Wahlabend war ich dann doch ziemlich überrascht. Vor allem, dass ich ein paar wenige Stimmen mehr erhalten habe als Joëlle Reef, die meiner Meinung nach sehr gute Arbeit geleistet hat.

Welche Themen liegen dir denn besonders am Herzen?
Ein wichtiger Punkt für mich ist die Integration. Ettelbrück hat eine sehr große kapverdische Gemeinschaft. Ich bin in Ettelbrück aufgewachsen und kannte früher hiervon eigentlich alle. Dies ist nun nicht mehr der Fall. Ich will dabei helfen, in dieser Hinsicht etwas zu verändern und die Leute besser in das Geschehen in Ettelbrück einzubinden. Bei vielen Ettelbrücker Bürgern besteht eine gewisse Unsicherheit, die wohl auch der Tatsache geschuldet ist, dass sich die Leute weniger untereinander kennen.
Ein weiteres wichtiges Thema ist die Ettelbrücker Geschäftswelt. Neben meinem Studium habe ich 16 Stunden in der Woche für die Stadt gearbeitet und hatte hier auch mit dem Geschäftsverband zu tun. Da ich Wirtschaft studiere, passt das auch ganz gut. Viele Geschäfte in Ettelbrück haben geschlossen. Früher gab es sozusagen einen roten Faden, man konnte sich an verschiedenen Läden orientieren, das ist derzeit nicht mehr der Fall. Was Geschäfte und Cafés betrifft, muss sich unbedingt etwas ändern. Man muss sich nur das Monopol-Gebäude anschauen, da viele in den „Däichwisen“ parken, liegt das für viele am Eingang zur Fußgängerzone. Ein attraktives Bild von Ettelbrück erzeugt dieser Betonklotz auf Anhieb nicht. Man muss zudem mehr Einrichtungen für junge Leute schaffen, zu denen ich mich auch noch zähle (lacht).