Frankreich räumt Atom-Protestlager in Bure

Frankreich räumt Atom-Protestlager in Bure
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Sie rücken früh am Tage an, um „aufzuräumen“: Gendarmen mit Helmen und Schutzschilden entfernen Holzpaletten, Reifen und Felgen, die rund um einen Lagerplatz aufgeschichtet sind.

Sie räumen ein Protestcamp von Gegnern eines geplanten Atommüll-Endlagers in Lothringen im Osten des Landes. Der Einsatz der Gendarmerie habe am Donnerstagmorgen begonnen, teilt das Innenministerium mit. Ziel sei es, die „illegale Besetzung“ eines Waldes bei der Ortschaft Bure westlich von Nancy zu beenden, dessen Gelände für das Projekt vorgesehen ist. Damit werde eine Gerichtsentscheidung umgesetzt.

Der Ort Bure, bei dem sich die Aktion vollzieht, liegt etwa 120 Kilometer südwestlich von Luxemburg in der französischen Region Grand Est. Hier soll ein Lager für Atomabfälle entstehen.

„Versuchslabor“

Der frühere Präsident der Region Lothringen, Gérard Longuet, heute Senator des Départements Meuse, hatte schon in den 90er-Jahren angeregt, in Bure ein „Versuchslabor“ für die Lagerung von Atomabfall einzurichten. Die Menschen dort waren nicht dumm. Sie verstanden, dass das „Versuchslabor“ nur zu ihrer Beruhigung so genannt wurde.

Widerstand entwickelte sich schnell, verhinderte aber nicht den Bau der Anlage. Gut 500 Meter unter Tage entstanden hohe Gewölbe und Gänge in einer Tonschicht, die beim Graben abblätterte wie Schiefer.

Foto: dpa

In die Seitengänge wurden tiefe Röhren getrieben, um dort in Glas gefasste, hunderte Jahre strahlende Nuklearabfälle einzulagern. Der Ort sei sicher, erklärte ein Geologe bei einem Tageblatt-Besuch. Verschiebungen und Brüche könne es nur dann geben, wenn es Bewegungen in den Alpen gäbe, die sich dann auf Bure auswirken würden.

Das eigentliche Atomlager „Cigéo“ soll im benachbarten Département Haute-Marne entstehen. Geplant ist ein unterirdisches Tunnelsystem mit einer Ausdehnung von 30 Quadratkilometern. Bure bleibt als Forschungslabor bestehen. Die Einlagerung von nuklearem Abfall ist für 2030 vorgesehen.

Mit Material von dpa und AFP