BissenFragerunde zum Google-Datencenter: Erst muss die Umweltverträglichkeit untersucht werden

Bissen / Fragerunde zum Google-Datencenter: Erst muss die Umweltverträglichkeit untersucht werden
Google hielt sich auf seiner Pressekonferenz bedeckt, genauso wie die Minister Turmes und Schneider vor dem Parlament am Dienstag. Foto: Editpress/Anne Lommel

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Die Regierung kann oder will zurzeit keine weiteren Details zum geplanten Google-Datencenter preisgeben. Energieminister Claude Turmes („déi gréng“) und Wirtschaftsminister Etienne Schneider (LSAP) sparen in der öffentlichen Parlamentssitzung mit Details zum Großprojekt in Bissen.

Die CSV-Abgeordnete Martine Hansen wollte insgesamt zwölf Fragen zum Google-Datencenter in Bissen beantwortet haben. Besonders der voraussichtliche Energie- und Wasserverbrauch standen dabei im Mittelpunkt. Wirtschaftsminister Etienne Schneider und Energieminister Claude Turmes sollten Rede und Antwort stehen, ließen aber einige Fragen unbeantwortet. Aufschluss und Transparenz soll laut Minister Turmes eine Umweltverträglichkeitsstudie im nächsten Jahr liefern. 

Viele offene Fragen

Weder der Wirtschaftsminister noch der Energieminister konnten genaue Zahlen nennen. Mit welcher Technologie wird das künftige Datencenter genutzt? Auf wie viel Grad müssen die Server heruntergekühlt werden? Kann die entstehende Abwärme weitergenutzt werden? Ist die nötige Infrastruktur vorhanden oder müssen weitere Investitionen getätigt werden, um den Standort abzusichern? Wie viel Wasser wird tatsächlich verbraucht? Welchen Einfluss kann das auf die Trinkwasserversorgung haben? Auf den Großteil der Fragen gibt es auch nach der Sitzung am Dienstagnachmittag keine Antwort.

Zumindest in einem Punkt war Wirtschaftsminister Schneider transparent: Google hat sich für den Standort Luxemburg entschieden, weil das Datencenter in den Bereich der Schwerindustrie klassiert wird und somit von vergleichsweise günstigen Energiepreisen profitieren kann. Sollte das Projekt scheitern, gibt es ebenfalls „gute“ Neuigkeiten: Das Bauland ist laut Minister Schneider nicht verloren. Die Regierung behält das Recht, das Land zurückzukaufen. In dem Fall soll an gleicher Stelle eine Gewerbezone errichtet werden.

Zudem sollen in einer ersten Phase 100-150 Arbeitsplätze geschaffen werden. Um einem eventuellen Verkehrschaos entgegenzusteuern, habe die Regierung vor, mit der ADEM zusammenzuarbeiten, um künftiges Personal einzustellen oder für die bestehenden Aufgaben auszubilden.

Bislang nur Hypothesen

Energieminister Turmes hat hingegen zugegeben, dass beim Energie- und Wasserverbrauch bislang nur mit Hypothesen gearbeitet wurde. Mehr Transparenz liefere demnächst eine sog. Impaktstudie zu den Umweltauswirkungen, sagte er in seinen Ausführungen. Martine Hansen entgegnete, dass Google doch mit konkreten Zahlen zum Wasserverbrauch auf der Bürgerversammlung gearbeitet habe. Die Wasserverwaltung habe laut Google ebenfalls genaue Zahlen zum geplanten Wasserverbrauch vorliegen. „Der Moment der Wahrheit kommt mit der Umweltstudie“, lautete die Antwort von Minister Turmes. Unklar blieb auch, ob zumindest Umweltministerin Carole Dieschbourg („déi gréng“) genaue Zahlen vorliegen.

Zum Thema Energieeffizienz: Nach kurzer Google-Suche, wie Energieminister Claude Turmes betonte, habe er herausgefunden, dass ein neues Datencenter in Helsinki zahlreiche Haushalte bereits mit Heizenergie versorgt. Diese interessante Technologie habe es vor ein paar Jahren noch nicht gegeben. Ob die Abwärme des Datencenters in Luxemburg ähnlich effizient genutzt werden kann, ließ er jedoch offen.

Dass sich die beiden Datencenter erheblich voneinander unterscheiden, blieb zumindest unerwähnt. Das angesprochene Datencenter in Finnland liegt im Herzen von Helsinki, unter der Uspenski-Kathedrale. Es ist in einem ehemaligen Luftschutzbunker untergebracht und wird mit Meerwasser gekühlt. Die Abwärme des Datencenters wird direkt in das lokale Fernwärmesystem eingespeist. Diese Voraussetzungen sind in Luxemburg zumindest aktuell nicht gegeben.

Google ist jedoch bereit, Fotovoltaik-Anlagen aufzustellen und eventuell sogar einige Windräder zu errichten, beteuerte der Energieminister. Außerdem soll die benötigte Energie komplett aus erneuerbaren Energiequellen bezogen werden. Auch am Standort Bissen ließ der Minister keine Zweifel aufkommen: „Um Rouscht ass déi beschte Plaz“.