FPÖs next Top Model: Ibiza-Skandal verschafft Straches Ehefrau Karriereschub

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Ex-FPÖ-Chef Heinz-Christian Strache verzichtet auf sein EU-Mandat, das er ungeachtet des Ibiza-Skandals errungen hatte. Damit er nicht am Hungertuch nagen muss, wird seine Ehefrau Philippa mit einem Nationalratsmandat versorgt. Ein Deal war das natürlich nicht, betont Strache.

Von unserem Korrespondenten Manfred Maurer, Wien

Wer auf Wikipedia Philippa Strache eintippt, wird nicht gleich fündig. Nur im Cache existiert die mit der Begründung „Ehefrau eines Politikers reicht nicht für eigenständige Relevanz“ zur Löschung vorgeschlagene Seite noch. Das dürfte sich bald ändern. Denn seit Philippas Ehemann wegen des Ibiza-Videos als FPÖ-Chef und Vizekanzler zurückgetreten ist, steigt die politische Relevanz der 31-jährigen Blondine, die 2007 einen Modelcontest der Boulevardzeitung „Österreich“ gewonnen hat.

Die private Ibiza-Krise

Unmittelbar nach Straches Rücktritt schien es zunächst, als stünde der Rechtspopulist auch vor einem privaten Scherbenhaufen. Denn der FPÖ-Chef hat in dem heimlich aufgezeichneten Video auf Ibiza einer vermeintlichen russischen Oligarchen-Nichte nicht nur erklärt, wie sie seiner Partei illegal Spenden zukommen lassen oder die Kronen-Zeitung kaufen könnte. Strache hatte seinem inzwischen aus der Partei ausgetretenen Kumpanen Johann Gudenus auch eine ästhetische Bewertung des Lockvogels zugeraunt: „Bist du deppert, is’ de scharf.“

Nicht nur der Alkohol, sondern auch die Hormone holten also aus Strache raus, was in ihm drin war. „Ich hoffe, dass du mir verzeihen kannst“ – nicht die Österreicher bat Strache in seiner Rücktrittserklärung um Entschuldigung, aber immerhin seine Frau. Ein paar Tage ließ ihn Philippa zappeln. Dann dementierte sie das Gerücht, aus der gemeinsamen Wohnung ausgezogen zu sein. Seither betätigt sie sich als energische Verteidigerin des Mannes, den sie vor zweieinhalb Jahren geheiratet und dem sie am 1. Januar einen Sohn geschenkt hat.

Opfer einer Verschwörung 

Dessen Zukunft in einem begüterten Elternhaus ist durch den Skandal freilich gefährdet: Der Papa hat kein Einkommen mehr und ist mit seiner Biografie schwer vermittelbar. Als gelernter Zahntechniker könnte Strache, der aus einer früheren Ehe noch zwei weitere Kinder hat, sicher einen Job finden, aber nicht in der gewohnten Gehaltsklasse.
Dabei lag die Rettung aus der Existenznot nah. Immerhin hat Straches Versuch, sich als Opfer einer Verschwörung zu inszenieren, so gut geklappt, dass ihm 45.000 Österreicher bei der EU-Wahl ihre Vorzugsstimme gegeben hatten.

Auch die rechtsextremen Identitären hatten mit einer Kampagne ihr Scherflein dazu beigetragen, dass dem ursprünglich völlig aussichtslos gelisteten, weil gar nicht ernsthaft ins EU-Parlament strebenden Kandidaten ein Mandat zufiel. Strache hat auch schon kundgetan, es annehmen zu wollen, das entsprechende Posting auf Facebook aber nach wenigen Minuten wieder gelöscht. Den FPÖ-Granden erschien es im anlaufenden Nationalratswahlkampf nämlich wenig opportun, die Ibiza-Skandalnudel nach Straßburg zu entsenden. Andererseits hat Strache nach wie vor seine Fangemeinde – und eben ein banales Existenzproblem.

Kein politisches Greenhorn

Die Lösung ist gefunden: Philippa Strache übernimmt vorerst die Rolle des Ernährers. Möglich wird dies durch das Angebot der Wiener FPÖ, ihr bei der vorgezogenen Neuwahl am 29. September einen sicheren Platz auf der Wahlliste zu geben. Die Schöne an der Seite des Populistenbiests ist zumindest kein politisches Greenhorn. Fünf Jahre hat sie als Sekretärin im SPÖ-Parlamentsklub gearbeitet, ehe sie der austro-kanadische Milliardär Frank Stronach zur Pressesprecherin seiner inzwischen längst wieder von der Bildfläche verschwundenen Partei „Team Stronach“ machte.

Im Rahmen dieser Tätigkeit hatte sie ihren heutigen Mann kennen und lieben gelernt. Zunächst war Philippa hauptsächlich als attraktive Begleiterin des FPÖ-Stars in Erscheinung getreten. Im vergangenen Jahr wurde die Hundenärrin Tierschutzbeauftragte der FPÖ, sie mit einem Mandat auszustatten war aber nicht geplant. Es wäre auch kaum dazu gekommen, müsste nicht Strache irgendwie davon abgehalten werden, ins EU-Parlament einzuziehen. Gestern gab er seinen Verzicht bekannt. Und das sei „kein Deal, sondern schlicht eine von mir persönlich getroffene Entscheidung“.

Er hat noch Großes vor

Dass Strache ungeachtet des von ihm ausgelösten Megaskandals für sich weiter eine politische Zukunft sieht, daran lässt er aber keinen Zweifel. „Mein politisches Leben ist mit Sicherheit nicht am Ende; das verspreche ich euch“, schrieb Strache in einer Erklärung. Zuvor schon hatte er sich als „für den Ruhestand schlicht zu jung“ erklärt.

Straches Ziel, das er schon in früheren Jahren vor Augen hatte, ist die Spitzenkandidatur bei der Bürgermeisterwahl in Wien im kommenden Jahr. Bis dahin, so das Kalkül, sollte die Arbeit am eigenen Märtyrermythos erfolgreich abgeschlossen und Strache vom Täter zum Opfer umgemodelt sein. Die FPÖ und seine Frau arbeiten eifrig daran.