„Fondation Solina“: ein Dachverband für drei Vereine mit gemeinsamem Ziel

„Fondation Solina“: ein Dachverband für drei Vereine mit gemeinsamem Ziel
Solidarität, Integration, Respekt – für diese Werte setzen sich die Vorsitzenden der drei Vereine der „Fondation Solina“ ein Editpress/Julien Garroy

Jetzt weiterlesen! !

Für 0,59 € können Sie diesen Artikel erwerben.

Sie sind bereits Kunde?

Bereits ein Jahr lang ist die Arbeit von drei Vereinen aus dem sozialen Bereich näher zusammengerückt. Bei der offiziellen Vorstellung der „Fondation Solina“ erklärten die Vorsitzenden der Vereine „Jongenheem asbl.“, „Aarbechtshëllef asbl.“ und „Solidarité Jeunes asbl.“ am Mittwoch, warum der Zusammenschluss zu einem Dachverband das vielfältige Angebot der Dienstleistungen nun noch effizienter auf die Bedürfnisse von jungen Menschen und Erwachsenen in einer prekären Lebenslage anpassen kann.

Von Laura Tomassini

„Die ‚Fondation Solina‘ ist neu, aber auch nicht ganz neu“, mit diesen Worten eröffnete Präsident Marco Wagener die offizielle Vorstellung der Stiftung am Mittwochmorgen. Solina, das steht für Solidarität, Integration und Inklusion, sowie Arbeit und Begleitung, auf Französisch „accompagnement“. Die Stiftung an sich existiert seit Januar 2018, die Vereine, aus denen sie sich zusammensetzt, allerdings schon deutlich länger. Bereits 1976 wurde „Jongenheem asbl.“ ins Leben gerufen, 1983 folgte „Aarbechtshëllef asbl.“ und als Reaktion auf das AEF-Gesetz („Aide à l’enfance et à la famille“) von 2008 schließlich die Gründung von „Solidarité Jeunes asbl.“ im Jahr 2012. Drei Organisationen, die eines gemeinsam haben: den Einsatz für Menschen, die sich in einer sozial oder familiär schwierigen Situation befinden. „Unsere Werte orientieren sich an den Menschen- und Kinderrechtskonventionen der UNO. Die ‚Fondation Solina‘ steht deshalb für Gerechtigkeit, Integration, soziale Verantwortung und Respekt“, erklärte Wagener.

Unter dem Motto „Mënsche staark maachen“ sei es die Aufgabe der Stiftung, Jugendliche und Erwachsene aus ihrer prekären Lebenslage, so gut es geht, herauszubegleiten und ihnen den Weg zurück in die Autonomie zu ermöglichen. „Wir leben in einer Gesellschaft, die immer individualisierter wird. Dies bedeutet, dass gewisse Solidaritätsstrukturen von früher nicht mehr unbedingt so vorhanden sind, wie sie das waren“, so der Präsident. Besonders junge Bürger brauchen einen Schutzraum und Bezugspersonen, die sie in Alltagssituationen unterstützen. „Die Statistiken zeigen – und dies ist erschreckend – dass in unseren Foyers rund 90 Prozent alleinerziehende Elternteile leben. Und genau dies ist synonym für unsere Gesellschaft: Viele Familien funktionieren nicht mehr nach dem klassischen Schema. Die Eltern arbeiten und die Kinder verbringen einen Großteil des Tages alleine oder in öffentlichen Strukturen“, untermauerte auch Michèle Kridel, Generaldirektorin von „Solidarité Jeunes“.

Die richtige Anlaufstelle

Neben Kindern und Jugendlichen gibt es in Luxemburg aber auch zahlreiche Erwachsene, die Hilfe im Alltag brauchen. Wohnungsnot, zu hohe Löhne, Arbeitslosigkeit aufgrund mangelnder Ausbildung – all dies sind nur einige der Faktoren, die zur sozialen Notlage führen können. „‚Aarbechtshëllef asbl.‘ betreut Menschen im Alter von 25 bis 65 Jahren. Im Moment gibt es immer mehr 50-Plusler, die keine Qualifikation besitzen und ihr ganzes Leben lang Leih- oder Zeitarbeiter waren. Irgendwann kommen dann die ersten Wehwehchen und sie werden nicht mehr für Jobs gefragt, sind zwei Jahre arbeitslos und wandern dann von einer Initiative zur nächsten“, so Charles Meyers, Direktor des CIRP („Centre d’insertion et de réinsertion professionnelle“). Auch für diese soll Solina eine Anlaufstelle sein. „Neben unseren Angeboten ist unser Vorstand aber auch dafür da, den Dialog als Institution mit den Autoritäten zu ermöglichen“, meinte Solina-Vizepräsidentin Ginette Jones ergänzend.

„Wir leben in einer Gesellschaft, die immer individualisierter wird. Dies bedeutet, dass gewisse Solidaritätsstrukturen von früher nicht mehr unbedingt so vorhanden sind, wie sie das waren“

Marco Wagener, Präsident der „Fondation Solina“

Ziel des Zusammenschlusses ist es demnach, die unterschiedlichen Dienstleistungen des Sektors noch besser miteinander zu verknüpfen, um Bedürftigen eine ganzheitliche Betreuung gewährleisten zu können. „Zur Zeit der Gründung der drei Vereine gab es in der Gesellschaft gewisse Bedürfnisse. ‚Jongenheem‘ war für Wohnheime zuständig, ‚Solidarité Jeunes‘ kümmerte sich um die Ausbildung von jungen Menschen und ‚Aarbechtshëllef‘ war für den Einstieg in die Arbeitswelt zuständig. Dabei sind die Asblen gewachsen, wie ein Mensch wächst  und haben sich nach und nach ihrem Umfeld angepasst“, sagte Jones. Luxemburg habe zwar einen formidablen Sozialstaat, die Entwicklungen im Sektor haben allerdings viele Prozesse schwieriger und langwieriger gemacht. „Wir müssen uns ständig an die neuen Regelungen anpassen und um die Qualität unserer Dienstleistungen auch weiterhin zu sichern, war ein Zusammenschluss der richtige Weg“, so Jones.

Ganzheitliche Betreuung

Einer der großen Vorteile dieser Entscheidung liegt in der Vielfalt der Angebote, die die Stiftung nun noch näher zusammenrücken lässt. „Von der Betreuung kleiner Kinder in Foyers über die Unterkunft in betreuten Wohneinheiten bis hin zu Beschäftigungsmaßnahmen können wir nun noch gezielter intervenieren“, bestätigte ebenfalls Kridel. Ein neuer Dachverband benötigt allerdings auch eine bessere Sichtbarkeit nach außen, deshalb wurde ebenfalls die Online-Präsenz der Vereine aufgerüstet. „Die neue Webseite soll eine Plattform sein, auf der  Menschen in einer Krisensituation alle unsere Angebote direkt aufrufen können und zugleich Professionelle aus dem Sektor sehen, was es in Luxemburg alles an Dienstleistungen gibt“, so Projektleiterin Myriam Goebel.

Es wird klar: Die „Fondation Solina“ hat noch so einiges an Arbeit vor sich. „Sie ist das Teil, das das Puzzle vervollständigt. Und mithilfe dieser neuen Einheit können wir nun multimodal vorgehen, um bei komplexen Problemen das richtige Angebot zu finden“, meinte Schatzmeister Jean Schoos abschließend. Konkret plane die Stiftung, künftig ein Gebäude zu eröffnen, das Jugendlichen sowohl eine Unterkunftsmöglichkeit bietet als auch alternative Therapieformen direkt vor Ort. Alles im Sinne einer Autonomisierung, denn auch als neues Ganzes will Solina den altbewährten Arbeitsweisen treu bleiben, so Wagener: „Wir wollen die Menschen, die zu uns kommen, nicht bevormunden, sondern ihnen helfen, auf eigenen Beinen zu stehen und so ihren Platz in der Gesellschaft wiederzufinden. Das ist und bleibt unsere Mission.“

Jongenheem asbl.

– berufliche (Wieder-)Eingliederung von 16- bis 29-Jährigen
„Centre d’insertion et de réinsertion professionnelle“ (CIRP) mit Ateliers in Bartringen

http://jongenheem.lu/

„Aarbechtshëllef asbl.“

– Eingliederung in die Arbeitswelt von über 30-Jährigen
– ebenfalls im CIRP

 

„Solidarité Jeunes asbl.“

– sechs Serviceeinrichtungen für junge Menschen
– acht Wohnheime für Kinder und Jugendliche zwischen 4 und 18 Jahren
– „Refuge Péitrusshaus“ mit kurzzeitigen Schlafmöglichkeiten sowie ambulanter Betreuung für Jugendliche
– psychologischer Dienst  für junge Menschen bis 27 Jahre und ihre Familien (Teil des „Haus 13“)
– Familiendienst (Teil des „Haus 13“)
– Stelle für betreutes soziales Wohnen für 18- bis 27-Jährige
– Drogenberatungsstelle Impuls für Minderjährige und junge Erwachsene bis 21 Jahre

http://www.solidarite-jeunes.lu/

Infobox:

www.solina.lu

René Charles
7. November 2019 - 17.58

Grossartig was dieser Dachverband alles zu überwachen hat. Laut Aufzählung der einzelnen Aktivitäten sind da eine Menge Leute angestellt in allen Bereichen. Soll der Staat überhaupt genügend Subsidien abgeben für diese vielen uneigennützigen Einsätze und Betreuungen, sowie für die von hochkompetenten Bürgern notwendig gewordene Ueberwachung durch den Dachverband?