„Angriff auf Hotel“: In Chile müssen Luxemburger Karate-Sportler inmitten der Unruhen fliehen

„Angriff auf Hotel“: In Chile müssen Luxemburger Karate-Sportler inmitten der Unruhen fliehen
Chile, Santiago: Demonstranten stoßen während eines Generalstreiks mit der Polizei zusammen.  Foto: Luis Hidalgo/AP/dpa

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Die jungen Karatekas der Nationalmannschaft aus Luxemburg sind bei der U21-WM in Chile von den dortigen sozialen Unruhen betroffen: Die jungen Sportler und ihr Team mussten ihr Hotel in der Hauptstadt Santiago evakuieren, nachdem es von Demonstranten angegriffen worden war.

Von Frank Göbel und Christelle Diederich

In Chile mussten elf Karatekas und Mitarbeiter der Luxemburger Nationalmannschaft in der Nacht auf Donnerstag (Ortszeit, 24.10.) ihr Hotel verlassen, weil dieses im Zuge der dortigen heftigen Demonstrationen angegriffen wurde, offenbar durch Plünderer. Das hat der Präsident des Luxemburger Kampfsportverbands FLAM, Serge Schaul, am Donnerstagmorgen von Luxemburg aus gegenüber dem Tageblatt bestätigt. Zuerst hatte L’essentiel über die Zuspitzung der Lage berichtet.

„Unser Hotel wurde angegriffen. Wir werden evakuiert. Es geht allen gut“, zitiert die Internetseite den Nationaltrainer Michael Lecaplain. Der auch zitierten Sportlerin Kimberly Nelting zufolge seien Demonstranten in das Hotel „eingebrochen“. Man habe „seit Stunden“ gewartet, „dass jemand kommt und uns abholt“. Dem Karate-Weltverband macht sie schwere Vorwürfe: „Das hätte nie passieren dürfen. Das ist völlig unverantwortlich“, zitiert L’essentiel die 19-Jährige.

Berichte über Feuer am Hotel

Weiteren Informationen zufolge ist es im Eingangsbereich des Hotels auch zu einem Feuer gekommen. Über dessen Umfang ist allerdings noch nichts Näheres bekannt. Dem in Luxemburg gebliebenen Trainer Abdennabi Khaidar (KC Mondercange) zufolge sind an dem verbarrikadierten Hotel Fensterscheiben zerstört worden, offenbar durch Demonstranten. Die Mannschaft hat inzwischen ein anderes Hotel bezogen. Es sei niemand verletzt worden, „aber einige der Teilnehmer sind schon geschockt“, sagt Khaidar.

Schon bei Ankunft der Sportler über das Wochenende sei klar gewesen, dass diese von den sozialen Unruhen betroffen sind, erklärt der Präsident des FLAM Serge Schaul im Gespräch mit dem Tageblatt: Zuerst durfte die Mannschaft lange den Flughafen nicht verlassen, später dann das Hotel nicht. Die offizielle Anmeldung zum Wettkampf habe der Delegationschef Leo Salvatore alleine erledigt, erklärt der in Luxemburg gebliebene Schaul am Telefon. Beim Wettkampf wurde auch nur Kämpfern und Trainern Zugang gewährt. Der Rest der Delegation musste, wie auch Zuschauer, draußen bleiben. Zu den Vorwürfen der Sportlerin Nelting gegenüber dem ausrichtenden Weltverband will sich FLAM-Präsident Schaul derzeit nicht äußern.

„So schnell wie möglich nach Hause“

„Wir arbeiten daran, unser Team so schnell wie möglich nach Hause zu bekommen“, erklärt FLAM-Generalsekretär Jorge de Sousa. „Keiner unserer Sportler oder Verantwortlichen wurde verletzt. Es geht ihnen allen gut“, betonte er, nachdem bereits viele besorgte Eltern der Jugendlichen nach Informationen gesucht hatten.

Die dramatischen Ereignisse haben den Delegationsleiter Leo Salvatore zu einer Entscheidung veranlasst: Kein Luxemburger Athlet werde noch am Sportevent teilnehmen. Der Weltverband hat das Turnier bisher offenbar nicht abgesagt und keine Stellungnahme veröffentlicht – obschon sämtliche Teams im selben Hotel untergebracht waren.

Durch die Zeitverschiebung, Chile liegt 5 Stunden hinter Luxemburg zurück, bekamen viele Eltern der meisten Luxemburger Teilnehmer der Cadets-, Junioren- und U21-Weltmeisterschaft wohl erst beim Aufwachen mit, dass etwas passiert war. Nelson Neves, Vater von U21-Kumite-Athlet Jordan Neves, wusste allerdings bereits in der Nacht Bescheid, dass die Mannschaft das Hotel wechseln würde und in eine ruhigere Gegend gebracht werden würde. Sein Sohn habe ihn angerufen und erklärt, dass sie umziehen und das Gepäck erst mal zurücklassen müssten. Das Gepäck soll aber nachgeliefert werden.

Stellungnahme des Außenministeriums

Das Außenministerium Luxemburgs hat am Donnerstagmittag eine Stellungnahme veröffentlicht. Demzufolge sind die Konsulardienste des Ministeriums in direktem Kontakt mit der Delegation in Santiago und mit den FLAM-Verantwortlichen.

Die Evakuierung aus dem Hotel sei zudem in „enger Abstimmung zwischen dem Ministerium, der belgischen Botschaft in Chile, dem Honorarkonsul von Luxemburg in Santiago de Chile und dem luxemburgischen Leiter der Karatekas“ erfolgt. Der Transfer sei ohne Zwischenfälle erfolgt.

 

EXTRA Kleinere Proteste begannen in Chile bereits am 7. Oktober. Als am 18. Oktober die Ausschreitungen massiv zunahmen und U-Bahn-Stationen sowie Busse in Brand gesetzt wurden, verhängte der chilenische Staatspräsident Sebastián Piñera den Ausnahmezustand über die Hauptstadt.

Seit Freitag kamen der dpa zufolge mindestens 18 Menschen ums Leben. Nach Angaben des Nationalen Instituts für Menschenrechte wurden fünf der Opfer von Sicherheitskräften getötet. Das Institut registrierte 535 Verletzte und 2.410 Festnahmen. Die Interamerikanische Menschenrechtskommission verurteilte am Mittwoch sowohl die „übermäßige Gewaltanwendung“ vonseiten der Sicherheitskräfte als auch die „Gewalttätigkeit von Zivilpersonen“ bei den Protesten. fgg/dpa

 

 

Laird Glenmore
24. Oktober 2019 - 10.12

Als am 18. Oktober die Ausschreitungen massiv zunahmen Wenn man solche Informationen hat fliegt doch kein normaler Mensch in dieses Gebiet und bringt seine Sportler in Gefahr, das ist mehr als Unverantwortlich.

Jefffouille
24. Oktober 2019 - 8.38

Et misst mol en der jonker Sportlerin erklären dat Welt ne sou fonctioneiert wei sie dat aus dem klengen Letzebuerg mengt ze kennen!