Fernand Ernster: „Ich glaube an den Handel in den Städten“

Fernand Ernster: „Ich glaube an den Handel in den Städten“

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In Betrieb ist der neue Buchladen der Geschäftskette Ernster in Ettelbrück eigentlich schon seit zwei Monaten. Offiziell wird er allerdings erst am Mittwoch Abend seiner Bestimmung übergeben. Mit einer ersten, recht zufriedenstellenden Bilanz des Unternehmers.

Bereits am 6. Juli 2018, an einem Freitag, hat der neue Bücherladen in Ettelbrück, die neunte Niederlassung des traditionellen hauptstädtischen Betriebes, seine Türen aufgemacht. Es war ein guter Tag, vielleicht weil Markttag war. Einen schlechten Tag hat es seither noch nicht gegeben. Obwohl Ferien waren und die neue Geschäftsstelle im Vergleich zu den anderen Filialen etwas weiter weg vom Schuss ist. Es ist demnach ein zufriedener Fernand Ernster, der am Mittwoch Abend seine Gäste willkommen heißt.

Tageblatt: Immer wieder machen die Schwierigkeiten des innerstädtischen Handels, besonders in den kleineren Ortschaften des Landes, negative Schlagzeilen. Ihnen hat das offensichtlich keine Angst gemacht.

Fernand Ernster: Die Handelskammer hat 2016 mit dem Wirtschaftsministerium und der Handelsvereinigung eine Initiative ergriffen, um den Handel zu dynamisieren. Am Freitag werden wir die daraus entstandene digitale Plattform „Letzshop“ vorstellen.
Eine weitere Aktion aus den gemeinsamen Arbeitsgruppen inspiriert sich an einem deutschen Modell und legt den Gemeinden nahe, leer stehende Geschäftslokale anzumieten, zu erneuern und dann einem Unternehmen zu einem vernünftigen Preis anzubieten. Auf diese Weise können diese ihr kommerzielles Angebot vervollständigen. So auch in Ettelbrück, das schon seit einigen Jahren keinen Buchhandel mehr hatte. Bürgermeister Jean-Paul Schaaf hat die Gelegenheit beim Schopf ergriffen und mir rund 100 Quadratmeter mitten in der Stadt angeboten.

Wie kann man das Sortiment einer auf fünf Etagen ausgedehnten „Librairie Ernster“ so zusammenfassen, dass es auf eine verhältnismäßig kleine Geschäftsfläche passt und den Wünschen der Kunden entspricht?

Ein wenig Erfahrung müssen Sie mir schon zutrauen (lacht). Ich habe erfahrene Buchhändler nach Ettelbrück geschickt, die den Dialog mit den Kunden suchen und deren Bestellungen analysieren. Sie glauben an den neuen Standort, nachdem sie festgestellt haben, dass die Lust am Lesen groß ist. Dabei werden verhältnismäßig mehr deutsche als französische Bücher angefragt. Auf diese Weise konnten wir das Sortiment der Nachfrage anpassen. So werden zum Beispiel die Rentner vielfach zu großen Bücherverbrauchern, weil sie die Freude am Lesen wiederentdecken.

Sie eröffnen Ihre neue Niederlassung eine knappe Woche vor dem Schulanfang. Gerade rechtzeitig zum Geschäft mit den Schulbüchern?

Im Vergleich zu manchen Berufskollegen sind Schulbücher bei uns nur ein relativ bescheidener Bereich. Als Ehrenpräsident der Vereinigung der Buchhändler und als Geschäftsmann habe ich jedoch aktiv an der Initiative mitgearbeitet, die das Erziehungsministerium für die kostenlose Zustellung der Schulbücher ausgearbeitet hat. Auf der einen Seite wollten wir dafür sorgen, dass das Geschäft nicht in die Hände eines Einzelnen gelegt wird. Auf der anderen ist der einfache Zugang wichtig, genau wie der Schutz vor Missbrauch. Dafür musste der ganze Fachbereich eine Stange Geld in die Hand nehmen, in meinem Fall rund 30.000 Euro.

Das System erlaubt es dem Schüler, sich mit seiner Kennziffer für die Schule in das Bestellsystem oder über eine speziell ausgearbeitete App einzuloggen und die vorgeschriebenen Werke zu bestellen, die er dann bei uns abholen kann. Der Buchhandel ist ebenfalls mit dem Ministerium vernetzt, damit überprüft werden kann, dass die Bücher pro Schüler nur einmal bestellt werden. Um die Familien zu einer gewissen Sparsamkeit anzuhalten, bekommen sie einen Gutschein für die Werke, die – von den älteren Geschwistern – schon vorrätig sind.

Erstaunlich ist ebenfalls, dass Sie eine neue Filiale in Ettelbrück eröffnen. Man hätte eher erwartet, Sie in Belval bei der Uni anzutreffen.

Das Geschäft mit der Universität ist schwierig, den Studenten und Forschern wird in der Regel angeraten, die benötigten Werke über das Internet zu bestellen. Erfahrungsgemäß klappt die Arbeit mit der Universität jedoch nur, wenn der Wunsch besteht, einen Universitätsbuchhandel aufzubauen und diesen in Partnerschaft zu betreiben.

roger wohlfart
16. September 2018 - 13.11

Im Ernst, Herr Ernster, ist das kein Zweckoptimismus? Glaube kaum, dass Luxemburg es in Sachen Buchhandlung mit Trier oder Metz aufnehmen kann. Und nicht zu vergessen, die Internetangebote, beispielsweise Amazon, die eine Riesenauswahl an Büchern preiswert anbieten und schnell liefern. Ein weiteres Problem, dürfte das nachlassende Interesse am bisher üblichen, traditionnellen Lesen sein.