„Heute würde ich wohl etwas mehr Geld verdienen …“

„Heute würde ich wohl etwas mehr Geld verdienen …“

Jetzt weiterlesen! !

Für 0,59 € können Sie diesen Artikel erwerben.

Sie sind bereits Kunde?

Ein Interview mit der englischen Fußballlegende Bryan Robson, der bei der 25 Jahre-Feier Feier des Luxemburger MU Fan-Club weilte.

Er war Kapitän von Manchester United mit der bisher längsten Dienstzeit, spielte 90 Mal in der englischen Nationalmannschaft und schoss beim ersten Spiel seiner ersten WM nach 27 Sekunden ein Tor. Nach Beendigung seiner aktiven Laufbahn wurde er Manager bei einigen Vereinen und erstieg irgendwann einmal den Himalaya. Tageblatt-Mitarbeiter Marc Schonckert traf Bryan Robson anlässlich der Feier zum 25. Geburtstag des Luxemburger Manchester United Supporters Club in Luxemburg.

Tageblatt: Bryan, dies ist nicht Ihr erster Besuch in Luxemburg!
Bryan Robson: Nein, ich war schon 1983 hier, als wir in der Quali zur EM 1984 gegen Luxemburg spielten. Damals hatte ich allerdings keine Gelegenheit, die Stadt zu besichtigen. Das habe ich heute in Begleitung einiger Mitglieder des Supporter Clubs nachgeholt. Eine wirklich sehr beeindruckende Stadt.

Sie sind jetzt Botschafter von Manchester United. Was bedeutet so eine Aufgabe?
Eine Menge Verpflichtungen, Auftritte bei Fan Clubs, in Schulen, bei Sponsoren-Events. United ist ein großer Club, da kommt der sozialen Kommunikation eine große Bedeutung zu.

Derzeit scheint es bei ManU gut zu laufen?
Stimmt, es läuft viel besser als in den vergangenen Jahren. Aber man muss abwarten, die ganz großen Gegner stehen noch aus.

Macht sich die Arbeit der Academy (i.e. Nachwuchs-Ausbildung) bei MU immer noch bezahlt?
Die Academy bringt noch immer gute Spieler hervor. Natürlich gibt es nicht immer einen Jahrgang wie die Class of 92, als die Giggs, Beckham, Butt, Scholes und die Neville Brüder groß herauskamen und für Furore sorgten. Solche Zeiten erlebst du nur selten. Doch wenn die Academy nur alle ein bis zwei Jahre einen vielversprechendes Talent herausbringt, hat sie ihren Zweck erfüllt.

Wir denken da an Rashford.
Genau. Der hat enormes Potenzial, was er auch schon unter Beweis gestellt hat. Zudem steht er mit beiden Füßen fest auf dem Boden und wird auch entsprechend betreut. Ich sage ihm eine große Zukunft voraus. Jesse Lingard dagegen ist noch nicht soweit, aber er arbeitet hart, um sich durchzusetzen. Bei dem derzeitigen Staraufgebot von ManU ist es nicht einfach, einen Stammplatz zu erobern.

Sie selbst spielten noch mit Norman Whiteside, einem Riesentalent, das letzten Endes wegen Verletzungen seine Karriere aufgeben musste.
Ich selbst habe in meiner aktiven Zeit mehrere Bein- und Knochenbrüche und was sonst auch immer erlitten. Doch das war nichts im Vergleich zu dem, was ein Norman Whiteside durchmachen musste. Seinen Durchbruch hatte er bei der WM in Spanien 1982 (für Nordirland), für Manchester United schoss er ein Wahnsinnstor im Finale des FA Cups 1985 (MU gegen Everton 1:0). Dann aber machte sein Knie nicht mehr mit und er musste schweren Herzens aufhören, bevor er im Rollstuhl gelandet wäre.

Erinnern Sie sich an ihr erstes Spiel bei der WM 82?
Und ob ich mich erinnere. Das werde ich nie vergessen, das Spiel gegen Frankreich, einen der Favoriten des Turniers und natürlich mein Tor nach 27 Sekunden.

In der zweiten Runde des Turniers (zwei Gruppen mit je drei Mannschaften) lief es dann nicht mehr bei England.
Wir spielten Unentschieden gegen Spanien und Deutschland und zwar gar nicht mal schlecht. Doch Deutschland besiegte Spanien und erreichte damit das Halbfinale gegen Frankreich, das wir in der ersten Runde noch problemlos besiegt hatten. Kevin Keegan war verletzt, ich glaube das machte den Unterschied aus.

Sie waren 82, 86 und 90 bei der WM. Welches England war besser?.
Wie gesagt, 82 litten wir unter der Verletzung von Keegan. Bei der WM 90 in Italien, da hatten wir einen Gascoigne und einen Lineker. Mit solchen Spielern kannst du etwas erreichen. Leider fehlte uns dann erneut das notwendige Glück.

Wie sieht es für die WM 2018 aus?
Was England betrifft sollten wir uns nichts vormachen. Es fehlt uns an Qualität im Mittelfeld. Klar, wir haben tolle Stürmer, aber da kommen keine Ideen aus dem Mittelfeld, nichts Kreatives, was zwangsläufig zu Torchancen für unsere Stürmer führen würde. Und ich sehe auch niemanden, der jetzt kurzfristig diese Rolle spielen könnte. Die großen Fußballnationen, sie alle haben kreative Mittelfeldspieler, die bestimmen wie und wohin ein Spiel läuft. Wir haben die nicht.

Ihre besten Momente mit Manchester United?
Da gibt es so viele, aber für mich war der Meistertitel 92/93 das herausragende Ereignis. Es war meine erste Meisterschaft überhaupt und die erste für ManU nach 26 Jahren vergeblicher Anläufe.

1981 zahlte Manchester United 1,5 Millionen Pfund an West Brom um sich die Dienste eines Bryan Robson zu sichern. Was würde ein Bryan Robson heute kosten?
Keine Ahnung, aber mich würde vor allem interessieren, was ich heute dort verdienen würde (lacht herzlich).

Nichts zu lachen gab es, wenn Sir Alex Ferguson einen seiner berühmten Wutausbrüche hatte und den einen oder anderen Spieler mit dem berüchtigten „Hairdryer treatment“ bedachte, bei dem einem die Haare wortwörtlich zu Berge standen. Kamen Sie auch ind en Genuss dieses „Privilegs“?
Oh ja, ich bekam seinen Zorn auch zu spüren. Und dann hieß es, den Mund zu halten und sich so klein wie möglich zu machen.

Einer Konfrontation ging Sir Alex nie aus dem Wege?
Das war sein Stil. Direkt, hart und unnachgiebig. Mir sagte er am Abend vor dem FA-Cup Finale 1994 direkt ins Gesicht, dass ich nicht spielen würde und gab mit einen Hunderter um mich in der Hotelbar zu besaufen. Es wäre mein letztes Spiel für United gewesen. So war er. So muss man wohl sein, um mehr als 20 Titel und Trophäen mit United zu gewinnen.

Starspieler verdienen heute astronomische Summen. Sind sie ihr Geld auch wert?
In den Siebziger- und Achtzigerjahren verbrachte ich öfter meinen Urlaub in den USA und erfuhr dort aus den Medien die Gehälter, die man den Stars der Basketball-Liga zahlte. Es waren traumhafte Summen und ich fragte mich damals: Wieso werden wir in England nicht entsprechend bezahlt, immerhin ist Fußball unser Nationalsport. Nun, in der Zwischenzeit ist unser Fußball dank der TV-Übertragungen zu einem weltweiten Exportschlager geworden, was dann auch den Geldfluss in die Liga und die Gehälter der Spieler erklärt.

Um Geld ging es bei der Besteigung des Mount Everest nicht?
Nein, aber es ging um einen guten Zweck. Es war eine Herausforderung nach einer schweren Krankheit, die ich überwunden hatte. Und so stand ich auf einmal oben auf dem Everest. Da gehen einem ganz andere Gedanken durch den Kopf als beim Fußball.