Farbige Urnen gegen die Trauer

Farbige Urnen gegen die Trauer

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Die Töpferwerkstatt der „Fondation Kräizbierg“ in Düdelingen ist der einzige Ort in ganz Luxemburg, an dem Urnen hergestellt werden. So traurig der Zweck dieser Gefäße auch ist, schaffen es die farbenfrohen Unikate, handgefertigt von körperlich behinderten Arbeitnehmern, dennoch etwas Licht ins Dunkel zu bringen. Sie bieten eine sehr individuelle und persönliche Ruhestätte für den Toten.

Die Töpferwerkstatt ist nur eine von insgesamt zehn Behindertenwerkstätten auf dem „Kräizbierg“. Hier arbeiten 12 von insgesamt 111 behinderten Arbeitnehmern. Neben Tassen, Tellern, Blumentöpfen und vielen anderen Produkten werden hier auch Urnen hergestellt. Die „Fondation“ schafft damit ein absolutes Nischenprodukt, denn keine andere Werkstatt im ganzen Land fertigt diese selbstständig an. Man lässt sie für gewöhnlich aus dem Ausland importieren.

So kreativ wie möglich

Seit Mai 2016 werden hier Urnen angefertigt. Bei der Suche nach einer Urne fiel einem Mitarbeiter auf, dass es nur unpersönliche Modelle gab, also beschloss er, dies zu ändern. Die Angehörigen sollten die Möglichkeit haben, sich eine Urne auszusuchen, die zum Charakter des Verstorbenen passt. Etwas, das sie mit dem geliebten Menschen, den sie verloren haben, in Verbindung bringen. „Das kann und soll auch etwas Ansehnliches darstellen, mit schönen Farben“, so Christoph Korbach, Töpfermeister und Betreuer. Mit der Idee trat die „Fondation Kräizbierg“ an das Bestattungsunternehmen Maison Platz heran, um über eine Kooperation zu sprechen. Hier war man zunächst skeptisch. Dies änderte sich allerdings schnell, als Christoph seine Zeichnungen vorstellte, und schnell entstand die erste Zusammenarbeit.

Eine Urne besteht immer aus einer Kapsel, in welche die Asche eingefüllt wird. Bei Kinderurnen gibt es keine Kapsel und sie sind kleiner, was mehr Spielraum bei der Auswahl der Form lässt. Ansonsten gibt es einige Normen, an die sich die Werkstatt zu halten hat. Größe und Form sind bei regulären Urnen nicht frei variierbar.

Trotzdem nutzt Christoph alle ihm zur Verfügung stehenden Freiheiten, um die Gefäße so kreativ wie möglich zu gestalten. Er ist der kreative Kopf hinter der gesamten Urnenproduktion und bisher auch der Einzige, der das Drehen der Urnen an der Drehbank beherrscht. Nach und nach werden die einzelnen Schritte eines neuen Produktes den behinderten Arbeitnehmern beigebracht, so dass diese die Arbeit irgendwann einmal ganz übernehmen können. Die Ideen zu den verschiedenen Modellen entstehen zurzeit jedoch noch in Christophs Fantasie, und das sind eine Menge. „Wenn einmal eine Urne nichts wird, benutze ich sie als Testmodell und probiere neue Ideen aus“, sagt er.

Tückische Farben

Jede Urne ist ein handgefertigtes Einzelstück, dessen Produktion ganz schön viel Arbeit mit sich bringt. Insgesamt sieben Arbeitstage braucht es vom Dreh bis zur fertigen Urne, und das ohne die Entwicklung der Idee. Alleine das Brennen kostet zwei Tage. Nachdem ein Gefäß gedreht wurde und die einzelnen Muster eingeritzt sind, kommt es ein erstes Mal in den Ofen.

Dann wird der Rohling bemalt und glasiert. Hier wird es dann ganz schön tückisch, denn die Farben, die speziell für den Ton benutzt werden, sieht man erst, wenn sie gebacken wurden. Das Färben übernehmen nun die behinderten Arbeiter. Damit diese wissen, welche Pigmentierung sie benutzen sollen, werden die Farben vorgefärbt. Direktorin Carole Theisen ist von der Entwicklung der Farben durch das Backen begeistert: „Es ist immer superspannend, morgens den Ofen aufzumachen, weil man dann erst sieht, wie die Farben im Endeffekt aussehen.“

Die anfängliche Idee war es, die unterschiedlichen Urnen-Modelle alle einzeln zu benennen. Sie tragen naturverbundene Namen wie „Efeu“, „Polarlicht“, „Blütenwiese“ oder „Quelle“. Allerdings sind es mittlerweile schon so viele geworden, dass den Herstellern die Namen ausgehen. Schließlich müssen es auch neutrale Namen sein, frei von jeder Wertung.

Abnehmbares Andenken

Bei fast jedem Modell gibt es ein abnehmbares Teil, welches die Familie als Andenken mit nach Hause nehmen kann. Dabei handelt es sich zum Beispiel um Teelichthalter oder lackierte Holzstücke.

Aus praktischen Gründen werden die Urnen allerdings nicht an Privatpersonen verkauft. Die 12 Arbeitnehmer der Werkstatt können und wollen sich nicht mit trauernden Angehörigen auseinandersetzen, so dass es für beide Seiten besser ist, dies über ein Bestattungsunternehmen laufen zu lassen. Das bedeutet nicht, dass individuelle Wünsche nicht berücksichtigt werden können: „Wer einen bestimmten Wunsch hat, den er so nicht in unseren bestehenden Modellen wiederfindet, kann gerne mit dem Bestattungsunternehmen darüber reden. Wir setzen uns damit auseinander und versuchen eine personalisierte Urne zu kreieren“, erklärt Korbach. Bisweilen arbeitet die „Fondation“ mit vier verschiedenen Bestattungsunternehmen zusammen: der Maison Platz, dem Bestattungsunternehmen Jean Ruhl-Barthels, Erasmy Pompes Funèbres sowie Pompes Funèbres Brandenburger Paul.

Ebenfalls ein interessantes Angebot ist das Bedrucken von Dankeskarten, insbesondere bei Trauer. Die Druckerwerkstatt bietet nämlich nicht nur das individuelle Bedrucken der Kärtchen an, sondern kümmert sich auf Wunsch auch um das Verschicken per Post. Ein sehr aufmerksames Angebot für trauernde Angehörige, denen die Kraft für diese Aufgabe nach einem schweren Verlust oft fehlt.

Melody Hansen

laurent
31. Oktober 2017 - 22.29

Super Artikel. Geseit een och wei wichteg dem Auteur deen Artikel ass. Muss een och mol gesoot hun. mach weider esou.

Laird Glenmore
31. Oktober 2017 - 21.14

jeder kann es ja so machen wie er es für richtig hält mit oder ohne Diamant, ich für meinen Teil werde verbrannt und vertreut kommt doch keiner zu Besuch auf den Friedhof. Ich finde es so wieso pietvoller verbrannt zu werden dann läuft wenigstens nicht die ganze Leichenflüssigkeit ins Grundwasser und man hätte auch mehr Platz um Häuser zu bauen.

ROBERT POLFER
31. Oktober 2017 - 20.38

Ech gin Justin recht . E bessen Pieteit wier schun ubruecht . Beschfriedhof ass schon deck komesch . Schein faarwech Urnen sin wirklech flott . Eng schein Begleedung and lescht grousst Abendteuer . Iwrech bleiwen Atomen vun ons - dei sinn jo net zersteierbar . Meng Art ze stierwen hun ech och schon mettels Sterbehilfeprogramm iwer Justiz an Santé geregelt . Sinn dankbar dasset esou eng Meiglechkeet hei bei ons get . ( Schweiz-Holland och )

Justin
31. Oktober 2017 - 18.09

D'Leit hunn se awer net méi all. D'Bom an de Bop an enger Urn iwwert dem Kamäin, d'Kaz gefréiergedréchent am Gank op der Kommoud an de Flocki ausgestoppt um Fernseh. A wann de Mann stierft, léisst sech d'Witfra en Diamant aus der Äsche pressen fir op de Brautrank ze montéieren. Sic transit gloria mundi.

Jeck Hyde
31. Oktober 2017 - 15.59

Dat ass eng flott Iddi an Alternativ "made in Luxembourg". Et muss jo net ëmmer schwarz, grö oder Koffer sin an d'Méiglechkeet fir e Gedenkstéck kënnen doheen ze hun kann och tréischtend sin. SUPER !

Laird Glenmore
31. Oktober 2017 - 13.56

In der Schweiz kann man sich für € 3.000,-- ( dreitausend ) aus der Asche der Verstorbenen einen Synthetischen Diamanten herstellen lassen, der Rest der Asche wird gegen eine Jahresgebühr als Reserve in einen Tresor wie ein Bankschließfach gelegt. Wenn man überlegt was eine Beerdigung kpl. kostet finde ich diese Idee besser, denn nach einer gewissen Zeit rennt eh keiner mehr auf den Friedhof und so hat man die Erinnerung immer bei sich.

Lucas
31. Oktober 2017 - 12.29

Sou e klengen Erënnerungsobjet (v)un der Urn, doheem, ka mat der Zäit méi bréngen, wéi e kilometerwäit geleeë Graf, dat ënnerhale muss ginn. No dem Verstreeën kann een och den numeréierte Steen mat heem huelen, dee virum Verbrennungsprozess bäigeluecht gouf, fir all Verwiesselung spéider ze vermeiden. Kuerz no dem Doud vun engem Verstuerwenen, huet een oft d'Gefill, d'Impressioun, et misst een nach munches séier "nohuelen", iert et ganz ze spéit ass. Do huet een dann och d'Tendenz, dat Bescht an Deierst ze kafen, fir seng lescht „Léift", Zouneigung, nach eng Kéier ze beweisen. Koffer Beschlag, grousst goldegt Kräiz, gebeezt eeche Lued, asw. Dat schléit séier an d'Geld... fir dann dach am Buedem ze verschwannen. Den deiere Metall gëtt virun der Crematioun erofgeholl a spéider an der Schmelz ageschmolt... Iergendwéi wor deen (de Luxus) dann dach fir d'Kaz kaaft ginn! Sou spillt dann do och de Präis vun sou enger Urn eng gewësse Roll. Alleguer erleedegen se sou wéi sou, op déiselwecht Manéier, deeselwechte leschten Zweck. Mat heem geholl däerf se net! Also! Natierlech mécht do jiddere wéi hien dat fir korrekt empfënnt. Dorausser ergëtt sech, wéi wichteg a berouegend et wuel fir den iwwerliewende Partner muss sinn, wa „virdrun" alles konnt beschwat ginn, wat dann di lescht Wënsch sinn. Fräi Hand iwwerloossen, kann enger Famill vill Kappzerbrieches bréngen! Och eng eenzeg Nummer uruffen, woumat all Formalitéiten zu gewosstem Präis (dee vun der Gesondheetskeess) iwwerholl ginn, kann a sou enger schwéier Situatioun, Gold wäert sinn.

Laird Glenmore
31. Oktober 2017 - 10.53

Idee ist gut, aber der einzige Nachteil ist das die Urne nach der Beisetzung in einer Mauernische oder in der Erde verschwindet und keiner sie mehr sieht, henauso wie bei teueren Prunksärgen. Was mich an der Sache stört ist nicht die Herstellung sondern das geheuschel der Hinterbliebenen zu Lebzeiten hatte man in den meisten Fällen keinen Kontakt ist dann der Todesfall eingetreten versucht man mit teueren Särgen, Urnen und einer tollen Beerdigung alles wieder gut zu machen um bei den Menschen gut dazustehen.

Michel Konrad
31. Oktober 2017 - 9.44

Super Initiative. Schöne Formgebeung