HandwerkFachkräfte sind weiter Mangelware

Handwerk / Fachkräfte sind weiter Mangelware
Die Vertreter des Handwerks: Marc Gross, Max Urbany, Tom Oberweis und Tom Wirion (v.l.n.r.)

Jetzt weiterlesen! !

Für 0,59 € können Sie diesen Artikel erwerben.

Sie sind bereits Kunde?

Das Handwerk in Luxemburg steht unter Druck. Die Suche nach Fachkräften hat sich zu einer der größten Sorgen entwickelt. Einfache Lösungen gibt es jedoch nicht.

Das Handwerk als Ganzes ist der größte Arbeitgeber des Landes. Insgesamt zählt die Branche 7.459 Betriebe und 94.758 Arbeitsplätze, darunter 88.128 Angestellte (2018). In den letzten Jahrzehnten ist das Handwerk beständig, zusammen mit der Luxemburger Volkswirtschaft, gewachsen. 1970 zählte es noch gerade mal 25.000 Mitarbeiter.
Mittlerweile beginnt jedoch der Mangel an Fachkräften zu einem Hindernis für das zukünftige Wachstum zu werden. „Qualität ist nur mit qualifiziertem Personal zu erreichen“, sagte Tom Oberweis, Präsident der Luxemburger Handwerkskammer, am Mittwoch (6.11.) vor Journalisten. Das Thema an sich sei nicht neu. „Aber die Situation hat sich verschärft.“ Der Arbeitskräftemangel entwickle sich mehr und mehr zu einem Wachstumshemmnis.

Satte 9.400 neue Mitarbeiter will die Branche in den kommenden zwölf Monaten einstellen. Das hat die Kammer auf Basis von repräsentativen Umfrageergebnissen errechnet. „Vor allem Unternehmen mit weniger als neun Mitarbeitern wollen weiter einstellen“, so Max Urbany von der „Chambre des métiers“. Am höchsten sei die Nachfrage in den Sektoren Bauwesen und Mechanik.

Im Jahr 2018 hat das Luxemburger Handwerk hingegen „nur“ 3.249 neue Jobs geschaffen. Für die gestiegene Nachfrage gebe es jedoch gute Gründe, so die Kammer. So sei die Branche auf der Suche nach Mitarbeitern mit neuen Talenten, um neue Nischen, wie beispielsweise ökoinnovative Technologien, zu erschließen. Gleichzeitig stehe die Branche vor einem „Generationseffekt“. Rund 23.000 Angestellte sind heute älter als 50.

Forderungen an die Regierung

Des Weiteren stellen Maßnahmen zur Vereinbarkeit von Beruf und Familie, wie der Elternurlaub, ein zunehmendes Problem für die Branche dar, beklagen die Vertreter des Sektors. Man sei nicht gegen das Prinzip des Elternurlaubs, wünsche sich jedoch mehr Flexibilität. „Die Organisation ist schwierig in einem Betrieb mit nur fünf Mitarbeitern“, so Marc Gross. Bei großen Firmen sehe das anders aus.

Für die Branche ist es demnach wichtig, einerseits für die aktuellen Mitarbeiter attraktiv zu bleiben und andererseits neue Mitarbeiter anheuern zu können. Zurzeit sucht die Mehrheit der Unternehmen des Sektors (75 Prozent laut Umfrage) vor allem in Luxemburgs Nachbarländern nach neuem Personal. 13 Prozent suchen in Portugal. Osteuropa haben die Betriebe noch nicht auf dem Radar, so die Kammer.

Doch Grenzgänger können von der Verkehrssituation abgeschreckt werden und Fachkräfte aus anderen Ländern würden zwar durch gute Gehälter angezogen, aber durch die hohen Lebenshaltungskosten wieder abgeschreckt. „Die Wohnungssituation macht Luxemburg unattraktiv“, sagte Kammer-Direktor Tom Wirion.

Wohnungspreise und Mobilität

„Wegen der sehr schwierigen Lage für die Betriebe ist nun konsequentes Handeln von der Politik gefordert“, sagte Wirion. „Es gibt eine Vielzahl von Schrauben, an denen man nun drehen muss.“ Die Branchenvertretung hat sich also viel vorgenommen. Mit dem Wirtschaftsministerium will sie über Talente reden, mit dem Bildungsministerium über die künftigen Bedürfnisse der Unternehmen und mit dem Außenministerium über die Fragen der Immigration, mit dem Arbeitsministerium über Weiterbildung.

Die Liste der Wünsche an die Regierung ist lang. Da rund die Hälfte der Angestellten Grenzgänger sind, plädiert die Kammer dafür, der grenzüberschreitenden Mobilität mehr Gewicht zu geben. Es könnten Gewerbezonen an den Grenzen errichtet werden. Des Weiteren soll in Luxemburg den Schülern das Handwerk mit einer wirtschaftsnahen Berufsberatung schmackhafter gemacht werden. Zudem wünscht sich die Kammer Maßnahmen für ältere Arbeitnehmer und eine Reform der Einwanderungsverfahren. Hinzu kommt ein „Empfangspaket“ mit Schulen, Sprachkursen und Wohnmöglichkeiten für die händeringend gesuchten Mitarbeiter.

Im Idealfall würde sich Wirion eine „Politik aus einer Hand“ wünschen, etwa einen nationalen Beauftragten. „Wirtschaft und Politik müssen proaktiv werden. Die Regierung soll sich organisieren.“ Und er warnt: „Je länger wir warten, desto schwieriger wird es – auch in Deutschland gibt es Fachkräftemangel. Uns läuft die Zeit davon.“

Pierre Wollscheid
19. Februar 2020 - 14.30

Welcher mit CATP oder Meisterbrief kann den mit seinem Lohn anständig Leben? Welche Luxemburgische Eltern sagen ihren Kindern Lerne ein Beruf den der hat goldenen Boden. Keine. Die Berufe müssten aufgewertet werden, nicht nur im Ansehen sondern auch mit Geld Mindestlohn +20% für ein CATP ist doch ein Witz damit kann schon lange keiner in Luxemburg mehr leben

Jangeli
7. November 2019 - 13.40

Wann déi Leit giffen ordentléch bezuelt ginn, dann wär eventuel nach Interresse am Handwierk, Frontalieren sinn méi gönschtég oder Interimleit, mais déi deck Bonzen do un der Muecht déi kreischen an jémmeren andauernd,solaang déi d'Soen hunn geschidd dreimol neischt,si sinn séch do alleguer eens.

MarcL
7. November 2019 - 12.30

Bei der aktuellen Entwicklung der Lebenshaltungskosten in Luxemburg und dem akuten Facharbeitermangel in Deutschland könnte es zukünftig interessanter sein im Nachbarland zu leben und zu arbeiten.

Gerard
7. November 2019 - 11.46

ween vun denen Jonken wellt dann nach dreckech an Kirperlech Arbechten machen???