F91-Mäzen Flavio Becca: „Es geht nur über Professionalität“

F91-Mäzen Flavio Becca: „Es geht nur über Professionalität“
Flavio Becca [links] mit "seinen" Spielern des F91

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Flavio Becca beschreibt sich gern als jemanden, der „nicht gerne um den heißen Brei herumredet“. Der Mäzen des F91 Düdelingen sparte deshalb auch wenige Stunden nach geschaffter Europa-League-Qualifikation nicht an Kritik über mangelnde Investitionen in die vorhandene Infrastruktur und einige FLF-Statuten, die ihm ein Dorn im Auge sind.

Tageblatt: Der Erfolg des F91 ist kein Zufallsprodukt. In diesem Sommer wurden u.a. Spieler wie Marc-André Kruska oder Milan Bisevac verpflichtet – und demnach auch viel investiert.

Flavio Becca: Man kann sich keine Mannschaft zusammenkaufen. Es ist eine langfristige Arbeit mit großen Strategien. Wir haben einen jungen Trainer, der neuen Wind mitbringt und noch nie eine so gute Vorbereitung wie in dieser Saison absolviert. Es ist eine Mannschaft, ein Ganzes.

War es trotzdem der Sommer, in dem Sie das meiste Geld in den Klub gesteckt haben?

Nein, es handelt sich immer um eine ähnliche Summe, die manchmal aber um ein paar Prozent variieren kann. Das, was unsere Budgets explodieren lässt, ist dieses FLF-Statut wegen der „premières licences“. Die Preise für Luxemburger Spieler schnellen in die Höhe, während der Nationaltrainer diesen dann gemeinsam mit dem Verband zu einem Wechsel in eine Regionalliga rät. Niederkorn und wir, die in diesem Sommer den längsten Parcours zurückgelegt haben, haben nun mal viele Europäer im Aufgebot, denn die guten Luxemburger spielen im Ausland. Das Niveau wäre deutlich höher, wenn wir diese Regelung nicht hätten. Die Qualität aus dem Ausland ist eben teilweise billiger als hierzulande.

Sie haben kürzlich in einem Interview im „Luxemburger Wort“ die schlechte Infrastruktur angesprochen. Wie sieht es da speziell für das Stade Nosbaum aus?

Wir wollen überall vorne mitmischen, aber wenn wir die Sportinfrastrukturen innerhalb Europas vergleichen, schneiden wir sehr schlecht ab. Wie lange reden wir schon von diesem neuen Nationalstadion? Es ist immer noch nicht fertig und niemand weiß, ob wirklich alles gut ausgedacht worden ist. Eine Renovierung des Stade Nosbaum wäre reine Geldverschwendung. Der Standort, wo ein neues Stadion gebaut werden könnte, ist nicht entscheidend. Wenn man etwas machen will, findet man auch die Lösung dafür. Wir mussten uns in den letzten Wochen für unsere Spielstädten schämen. Überall wo wir waren, gab es bessere Bedingungen.

Fehlt bei der Düdelinger Gemeinde denn das Geld oder der Wille?

Jede Gemeinde, die etwas investieren will, kann das auch in den Fünfjahresplan einbauen. Aber da gibt es anscheinend andere Prioritäten. Ich kann mir nicht vorstellen, dass eine Gemeinde wie Düdelingen es nicht schaffen würde, sich das Geld zu leihen oder in einem PPP vorzusehen.

Gab es mittlerweile Gespräche mit den Gemeindeverantwortlichen?

Nein, wir hatten ja auch andere Sorgen. Sie haben meine Aussagen wohl schlecht aufgenommen, aber ich bin jemand, der nicht um den heißen Brei herumredet. Düdelingen ist schon vor Jahren stehen geblieben. Es wurde schon über ein Stadion geredet, als ich damals als Sponsor dazugestoßen bin. Es wurde vieles versprochen, was nicht eingehalten wurde. Vielleicht fehlt auch das Interesse am Fußball. Der Verband ist ebenfalls keine große Hilfe. Ich denke da an unseren Torwart Bonnefoi … Wenn ich da nicht Maître Dupont um Hilfe gebeten hätte, wäre er jetzt nicht da.

Bis wann werden Sie auf eine Entscheidung bezüglich des Stadions warten?

Im Dezember möchte ich wissen, woran ich bin. Ich denke, dass wir als Verein jetzt das Maximum erreicht haben, was derzeit möglich ist. Der FLF-Präsident will ja keine Professionalisierung. Was sollen wir also tun? Weiter investieren oder uns sauber zurückziehen? Im Dezember will ich wissen, was in puncto Stadion geplant ist. Wenn man uns sagt, dass in dieser Legislaturperiode nichts möglich ist, werden wir uns zusammensetzen und entscheiden, wie es weitergehen soll. Ich möchte ganz klar betonen, dass nicht der aktuelle Schöffenrat allein schuld an den Umständen ist, denn es hätte schon vor Jahren etwas unternommen werden müssen. Aber so lange alles gut läuft und wir als Sportverein weiterhin eine „Crèche“ für 450 Kinder darstellen, sieht sich niemand gezwungen, etwas zu tun.

Sind Sie da optimistisch?

Man hat ja erklärt, dass nichts drin sei. Vielleicht kann man die Hartmann-Sporthalle ausbauen, damit mehr Leute beim Public Viewing Platz hätten … Im Ernst, ich gehe davon aus, dass es keinen Sinneswandel geben wird.

Was würde passieren, sollten Sie sich beim F91 zurückziehen?

Unsere Verpflichtungen würden wir selbstverständlich weiterhin erfüllen, beispielsweise bei den Ausgaben für Spieler. Es ist ja nicht so, dass „nach mir die Sintflut“ eintreffen würde. Andererseits würde an diesem Tag jedoch auch die gesamte Qualität des Luxemburger Fußballs darunter leiden. Wenn ich investiere, dann leistungsorientiert.

Wie gehen Sie mit der Situation um, dass einige Akteure der Mannschaft jetzt in den internationalen Fokus gerückt sind und wie, nur um dieses Beispiel zu nennen, Danel Sinani auch auf sich aufmerksam gemacht haben?

Der Junge hat einen Vertrag in Düdelingen, an den auch gewisse Bedingungen geknüpft sind. Das ist alles festgelegt. Damit will ich nicht sagen, dass ich ihm Steine in den Weg legen würde. Aber so etwas wie mit Aurélien Joachim (der nach den Salzburg-Spielen ins Ausland wechselte und nicht mehr ersetzt werden konnte, da das Transferfenster in Luxemburg bereits geschlossen war; Anm. d. Red.) wird sich nicht mehr wiederholen. Das ist auch ein Luxemburger Statutenproblem. Eine Katastrophe. In jedem anderen Land kann man weiter vertragslose Spieler verpflichten.

Anderes Thema: Ist der aktuelle Aufwand noch tragbar für die „Bénévoles“?

Die UEFA-Auflagen machen es uns immer schwerer. Wir haben das Glück, dass unsere Leute bereit sind, ihren Urlaub zu opfern. Aber wir werden wohl im Winter anfordern, dass ein Generalsekretär eingestellt wird. Jetzt sofort werden wir allerdings nichts unternehmen. Die Routine ist vorhanden, die Ansetzungen der Spiele sind im Voraus bekannt. Das macht uns die Organisation wesentlich einfacher.

Welche Visionen haben Sie für die BGL Ligue?

Die Anzahl der Teams auf die Hälfte beschränken und diese dann voll professionalisieren. Das wäre denkbar. Wenn wir international eine kleine Rolle mitspielen möchten, dann haben wir keine Wahl. Ich verstehe nicht, wie sich der Verbandspräsident so dagegen sträuben kann. So gibt es keinen Fortschritt.

Warum investiert man eigentlich in einen Fußballverein?

Visibilität. Was wären das für Kosten, wenn man für diese Visibilität in Zeitungen oder im Fernsehen Anzeigen schalten müsste? Man könnte noch so viel mehr machen, wenn die Infrastruktur es erlauben würde …

Sandra
7. September 2018 - 18.26

Es gäbe viel über den Mäzen zu sagen und es wird noch viel gesagt werden, da sind Fußballer nur eine Randerscheinung,die um Sumpf mit untergehen

Jang
2. September 2018 - 8.47

Deem kann een sech uschhléissen. RTL munchmol egal waat. Den Herr matt der rauher Stëmm huet och een klengt Gehalt.

Ebel Marc
1. September 2018 - 21.28

Ouni dem Här Grindel ze noh ze kommen, mee ee Pol Philippe wärt doran mee kompetent sin, e mecht daat och riichteg gudd, mein avis, bei 86 Milliounen Deitscher ass et och mee einfach een ze fannen, obschons bei eis et och genuch Leit gin dee sech auskennen, mee viirt 1scht muss een mol de Courage hun sech dohinn ze stellen

Stiwi
1. September 2018 - 14.40

Wo er recht hat , hat er recht...und Geld braucht man. Es ist schon alleine ein Witz dass ein Verbandspräsident (FLF) Championsleague Spiele moderiert... hier geht professionalität an... Oder stellen sie sich vor Grindel würde in Deutschland Cl spiel moderieren...