Euphorie und Realität

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Es wurden viele Anstrengungen unternommen, um die Tour nach Luxemburg zu bekommen. Die Euphorie war groß. Nun müsste diese mit ins Tagesgeschäft genommen werden.

Die zwei Tage Tour de France in Luxemburg waren „ein großer Erfolg“, da waren sich alle Verantwortlichen – ob Politiker oder Tour-Organisatoren – eins. „Es war faszinierend, so viele Leute am Straßenrand zu sehen“, meinte Sportminister Romain Schneider, der auf der 3. Etappe von Verviers bis Wiltz im Auto von Tour-Direktor Christian Prudhomme mitfahren durfte. Was die direkten Kosten des Tour-Gastspiels betrifft, so denkt Schneider, dass man unter einer Million Euro liegen würde. „Eine bessere Werbung hätte das Land fast nicht bekommen können. Ich habe noch nie so schöne Bilder von unserem Land gesehen“, so der Sportminister weiter.

Doch was bleibt nach den beiden Tagen übrig? Wieso soll ein Land in so große Events investieren? „Wenn die Kinder hierdurch für den Sport begeistert werden, haben wir bereits viel erreicht“, so der Minister. Camille Dahm, Präsident des luxemburgischen Radsportverbandes, war ebenfalls begeistert von den beiden Tagen, allerdings weiß er, dass die Medaille auch eine Rückseite hat. „Es ist schön zu sehen, dass die Tour diese Euphorie auslöst. Fakt ist aber auch, dass diese Euphorie bei kleineren Veranstaltungen oft fehlt.“

Velodrom

Für Radsportvereine wird es Jahr für Jahr schwieriger, Genehmigungen zu erhalten, um Straßen für ein Rennen gesperrt zu bekommen. „Es ist absolut richtig, dass alles unternommen wird, damit die Tour nach Luxemburg kommt, doch es darf nicht sein, dass die kleinen Vereine, die an der Basis arbeiten, immer größere Steine in den Weg gelegt bekommen. Wenn wir keine Rennen mehr für unseren Nachwuchs organisieren können, dann haben wir in Zukunft auch keine Fahrer mehr bei der Tour de France am Start“, lautet das Fazit des FSCL-Präsidenten.

Aber auch ein anderes Thema hat die FSCL noch nicht aufgegeben: das Velodrom, das bekanntlich in Mondorf gebaut werden soll. Die Gelegenheit des Tour-Starts in der Thermalstadt nutzten die FSCL-Verantwortlichen, um Sportminister Schneider eine Plastik-Schaufel zu überreichen, um quasi den ersten Spatenstich für das Velodrom zu tätigen.

Nach jahrelangem Hinhalten scheint der Radsportverband das leidige Thema nun mit Humor zu nehmen. Der ist auch nötig, denn noch gibt es keinen Auftrag vom Bildungsministerium, um das Mondorfer Lyzeum, in welches das Velodrom integriert werden soll, zu bauen. Man müsse wohl noch mit bis zu acht Jahren rechnen, meint Dahm, der nun hofft, dass die Euphorie der Tour de France mitgenommen wird, um auch auf nationaler und regionaler Ebene den Sport zu fördern.