EU-Freihandel: Unser alltägliches Gift

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Von Jean Huss, Ex-Abgeordneter von „déi gréng“

Seit mehreren Jahrzehnten schon, seit der Veröffentlichung des Buches „Der stumme Frühling“ der amerikanischen Buchautorin Rachel Carson, warnen weltweit unabhängige Wissenschaftler, Umweltmediziner, Naturschutz- und Umweltverbände, ökologische Bauern und besorgte Menschen vor den durch Pestizide und andere Chemikalien sowie Umweltgifte hervorgerufenen Schäden und Gefahren für unsere Umwelt, für Böden, Gewässer, Pflanzen- und Artenvielfalt, aber auch für inzwischen nachgewiesene Gesundheitsschädigungen beim Menschen selbst.

Im Mittelpunkt dieser Warnungen und Kritiken standen in den vergangenen zwei bis drei Jahren besonders das Monsanto-Herbizid Glyphosat im Verbund mit genetisch manipuliertem Saatgut sowie Insektizide der Neonicotinoid-Gruppe, die nachweislich Bienen und andere blütenbestäubende Insekten töten und in ihren Beständen reduzieren.
Wie dramatisch für Umwelt, Natur und Artenvielfalt weltweit, aber auch in Europa die intensive, chemisch-industrielle Landwirtschaft mit ihren riesigen Flächen, mit ihren Massentierhaltungen und ihrem rücksichtslosen Pestizid- und Chemiedüngereinsatz inzwischen geworden ist, zeigen rezente wissenschaftliche Studien über ein dramatisches Insektensterben bis hinein sogar in Naturschutzreservate und insgesamt immer beunruhigendere Verluste der Artenvielfalt.

Die chronische alltägliche Giftbelastung

Pestizide und andere chemische Umweltgifte fügen nicht nur Natur und Umwelt zum Teil irreparable Schäden zu, diese Umweltschäden haben längst auch die menschliche Gesundheit eingeholt, und nicht nur die Schwächeren unserer Gesellschaft, Kleinkinder, Ältere, Allergiker oder Immungeschädigte, leiden inzwischen unter dieser allgegenwärtigen, sich chronisch im sogenannten Niedrigdosis-Bereich anreichernden und wirksamen Chemikalienflut.

Dabei geht es nicht allein um Gesundheitsschäden durch Pestizide in Landwirtschaft, Weinbau oder Gartenbereich oder durch pestizidbelastete Lebensmittel. Ausgasungen von Insektiziden, Antipilzmitteln (Fungiziden) oder Bioziden insgesamt gibt es, zumeist unerkannt, oftmals auch im Wohn- und Haushaltsbereich, in Reinigungs-, Putz- und Desinfektionsmitteln, von den zahlreichen übrigen Chemikalien und Umweltgiften, ob Lösemittel, Schwermetalle, Weichmacher oder Flammschutzmittel, überhaupt nicht zu reden. Wozu sich im Innenraumbereich auch noch zunehmende elektromagnetische Strahlen gesellen können.

Von allen diesen chronisch auf uns einwirkenden Umweltgiften und Schadstoffquellen ist seit Jahren schon wissenschaftlich abgesichert bekannt, dass sie neurotoxisch, Allergien oder Krebs auslösend, hormonell wirksam und allgemein immun-und gesundheitsschädigend sein können.

Von daher ist auch verständlich, dass nicht allein kritische Toxikologen, Immunologen und Umweltmediziner weltweit vor den Gefahren dieser Chemiekalienflut warnen, auch sogenannte offizielle Gesundheitsorganisationen weisen die Politik immer stärker auf die Mit- oder Haupttäterschaft von Umweltgiften bei der Zunahme vieler Umwelterkrankungen und chronischen „Zivilisationskrankheiten“ wie Allergien, Krebs, Autoimmunkrankheiten, Diabetes Typ2 sowie neurologischen Erkrankungen hin.

Und was tun die herrschenden Politiker?

Weiter so gegen Umwelt und Gesundheit! Anstatt auf die immer lauter und breiter werdenden Warnungen und Anklagen zu hören und vorsorglich – gemäß dem offiziell geltenden Vorsorgeprinzip („principe de précaution“) – zu reagieren, verharren die politischen Eliten Europas, ob EU-Kommission oder nationale Regierungen, weiterhin in ihrer vor allem die Wachstums-und Profitinteressen der Agrar- und Chemiekonzerne privilegierenden Politik.

Die 2007 auf Druck von Umweltschützern und einer zunehmend kritischeren Zivilgesellschaft durchgesetzte EU-Chemikalienrichtlinie „REACH“ hat sich durch die Lobbyarbeit der chemischen Industrie zu einem größtenteils „zahnlosen Tiger“ entwickelt, sodass dadurch weder Umwelt noch Gesundheit geschützt werden. Auch in den Freihandelsakommen der EU geht es weniger um den Schutz von Umwelt, Gesundheit, Kleinbauern und Verbrauchern als vielmehr um die Geschäftsinteressen der multinationalen Konzerne, aktuell zum Beispiel bei den EU-Verhandlungen mit den Mercosur-Staaten Brasilien, Argentinien usw.

Und in ihrer grenzenlosen neoliberalen Logik hat Junckers von konservativen, „christlichen“ und liberalen Parteien dominierte EU-Kommission soeben den skandalösen „Bayer-Monsanto-BASF-Deal ermöglicht, der eine noch größere Abhängigkeit der Bauern, den vermehrten Einsatz von Pestziden und Chemikalien und noch schlimmere Schäden für Umwelt, Artenvielfalt und Gesundheit mit sich bringen wird.

Von einer längst überfälligen Chemiewende hin zu einer natürlichen Chemie, die Umwelt und Gesundheit schont, sind die in Europa dominierenden sogenannt „christlichen“ und konservativen Parteien jedenfalls weiterhin meilenweit entfernt. In einem kommenden Beitrag will ich auf das skandalöse Beispiel „Glyphosat“ sowie die gefährlichen Auswirkungen von Chemikalien und Umweltgiften auf das ungeborene Leben eingehen.

Mstvulux
11. April 2018 - 19.54

Stammt aus dem jahr 1972 von einer kanadischen Dokumentarfilmerin

Johnny
11. April 2018 - 11.27

Dies klingt ja wirklich so egoistisch. Die Lebenserwartung stieg wohl wegen des medizinischen Fortschrittes. Was hat dies aber nun direkt mit Umweltgiften zu tun, die nicht nur den Menschen betreffen, sondern auch Wildpflanzen und Tiere? Pflanzen, die Nahrung für Insekten darstellen, und Insekten, die wiederum Nahrung für andere Tiere, etwa Vögel, bedeuten. Alles hängt zusammen und wenn es nicht sein muss, müssen wir die Erde auch nicht vergiften... Übrigens, jeder ist in der Pflicht, es sind nicht die "bösen Bauern" oder die "böse Industrie". Ganz allgemein ist der Verbraucher, also wir alle, genau so verantwortlich wie Industrie und Politik. Jeder kann und sollte etwas verändern.

Mstvulux
10. April 2018 - 22.07

Ja die die bösen Bauern vergiften mit Hilfe der Industrie die gesamte Bevölkerung.Darum sinkt die Lebenserwartung dramatisch.Oder etwa nicht

Jacques Zeyen
10. April 2018 - 9.19

Müssen die Bauern diesen " Gigantismus" denn mitmachen? Stell dir vor Monsanto bietet Glyphosat an und keiner kauft das Zeug.Oder Bayer produziert Kunstdünger und bleibt drauf sitzen. Muss der Mais im Acker 3 Meter hoch werden um eine Überproduktion an Milch zu erzielen? Ist es nicht das immer höher und weiter und schneller das uns die Probleme beschert? Die" unbegrenzten (Un)Möglichkeiten" unserer naiven Nachbarn jenseits des Teiches fliegen uns um die Ohren und wir machen lustig mit:Man will ja mit dabei sein. Und mit dem "Show-Down" Donald wird's nicht gerade besser.

Kathy
9. April 2018 - 22.31

Der Mensch muss sich selbst bessere Grenzen setzen. Wieder einmal fehlt es ihm an Selbstmäßigung in seinem arroganten Wahn, die Natur zu beherrschen und kapitalistisch auszuzehren. Nein, danke!

jonk aal Bomi
9. April 2018 - 22.15

Ech nennen dat Massemord duerch Geldgier. Do sinn all Mëttele recht. Do kanns du 1000 Demoen maachen, onendlech Ennerschrefte sammelen, Flyeren a massech Affekoten aschalten,.., sie zéien hier Ding nawell duerch. Bayer an hier Schwësterfirma Monsanteo hunn sech de Mëttech nach an der Tëlé domatt gebrüst wéi genial si dach sinn. Well si an aarme Länner lo vill méi Ernt erakréien kënnen. Sie sprutze schon hier d'Gëft. Ma da gudden Appetit matt Kriebs und co. Sie wärte jo sëcher genuch Fric hunn fir sech hier privat biologesch gedéngte Biedem unzeléen.. Sou happy wéi déi drop waren kann et bal net anescht sinn. Oder sinn déi wierklech esou domm, dass sie d'Konsequenten fir eis all net erfaassen??

Johnny
9. April 2018 - 9.47

„Erst wenn der letzte Baum gerodet, der letzte Fluss vergiftet, der letzte Fisch gefangen ist, werdet Ihr merken, dass man Geld nicht essen kann.“ Weissagung der Cree