Ethenea über Trumponomics: US-Wirtschaft wächst so stark wie seit zehn Jahren nicht mehr

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Die US-Wirtschaft blüht unter dem Präsidenten Donald Trump auf. Doch dies muss nicht ewig so bleiben, meint Yves Longchamp, Chefvolkswirt bei Ethenea Independent Investors S.A.

Unter dem Präsidenten Trump erleben die USA gerade das beste Wirtschaftswachstum seit einer Dekade. Die Aktienmärkte haben ein Allzeithoch erreicht. Die Arbeitslosigkeit ist auf dem gleichen Niveau wie in den Jahren 2000 und 1960. „Damals war ich noch nicht geboren“, sagte Yves Longchamp, Chefvolkswirt bei Ethenea Independent Investors S.A. , am Donnerstag bei den „Ethenea Media Day“.

Auch in Europa sei die Arbeitslosigkeit zurückgegangen. „Doch der US-Wirtschaft geht es noch besser“, so Longchamp. „Das ist ein Erfolg von Trump.“ Das müsse man sich eingestehen, ob man ihn möge oder nicht. „Donald Trump ist an der Spitze einer wirtschaftlichen, militärischen und politischen Supermacht“, sagte Longchamp. „Die Leute müssen auf ihn hören.“

Erfolg von Trump

Trump lebe nur im Hier und Jetzt. „America first“ und „I want it now“, so Longchamp. So sei auch die 300-Milliarden-Dollar-Steuerreform zustande gekommen. „In diesem Jahr wird das BIP in den USA dadurch um fast 300 Milliarden höher ausfallen“, sagte Longchamp. Diese Effekte seien aber bereits im Jahr 2019 verflogen. „Eines Tages muss jemand dafür bezahlen.“

Trumps Wirtschaftspolitik sei rein opportunistisch. Er würde Stärke im eigenen Land zeigen und alle anderen Staaten destabilisieren. „Ich glaube, dass er keinen Handelskrieg will“, so Longchamp. „Das, was ihn antreibt, ist ein besserer Deal.“

Der Dynamismus der „Trumponomics“ würde die USA jedoch nicht auf die Zukunft vorbereiten. „Trump nutzt viel Kosmetik.“ Er „facelifte“ die Wirtschaft. Der Rest der Welt solle zufrieden sein, so wie es sei. Die größte Volkswirtschaft der Welt treibe alle anderen an.

„Meine Ansicht ist, dass sich die USA in einem fortgeschrittenen Konjunkturzyklus befinden“, sagte Longchamp. Die Arbeitslosigkeit sei zwar niedrig, das müsse aber nicht immer so bleiben. Einige Wirtschaftsindikatoren würden darauf hindeuten. „Es gibt deutliche Warnzeichen, dass es in den USA in den kommenden 18 Monaten zu einer Rezession kommen könnte“, so Longchamp. In der zweiten Hälfte 2019 könne der Kickback dann kommen. Die Voraussetzungen dafür seien gegeben. „Doch es ist wie in der Mathematik: Sie sind notwendig, aber nicht ausreichend.“ Der Crash kann also, muss aber nicht kommen.


Europa: Italien und Brexit

Mit der europäischen Wirtschaft geht es aufwärts, auch wenn sich das Wachstum verlangsamt hat. „Die Arbeitslosigkeit geht zurück“, so Yves Longchamp. „Sogar die Inflation kommt zurück, wenn auch nur langsam.“ Die Zentralbank habe auch wieder mehr Vertrauen in die Zukunft.

„Dennoch sehe ich den Druck ansteigen“, sagte Longchamp. Insbesondere in Italien erkennt er ein großes Risiko für die Eurozone. „Europa hat nur eine einzige Währung und nur eine Geldpolitik“, erklärte Longchamp. Deutschland könne höhere Leitzinsen verkraften, Italien nicht.

„Im Vergleich war das Risiko, das die Griechenland-Krise darstellt, sehr gering“, so Longchamp. Er hätte es zwar nicht gern gesehen, wenn Griechenland bankrott gegangen wäre, „für Europa wäre dies aber kein großes Problem gewesen“.

Wenn nun aber Italien zahlungsunfähig werden würde, sei dies schon ein Risiko für Europa. „Europa hat für Italien noch keine Lösung gefunden“, sagte der Chefvolkswirt. „Europa ist sicher, solange Italien sicher ist.“ Was den Brexit angeht, zeigte er sich entspannter. „Der Brexit ist der Brexit, nicht Europa.“ Im Gegensatz zu Italien haben die Briten ihre eigene Währung und Zentralbank. London würde seine Bedeutung als europäischer Hub verlieren, aber weiterhin als Brücke zwischen New York und Asien dienen. Die Engländer „werden es schon überleben“.


Zur Person

Yves Longchamp ist „Head of Research“ bei Ethenea Independent Investors, einem Vermögensverwalter mit Sitz in Luxemburg. Er studierte an der London School of Economics und der HEC Lausanne. Er arbeitete für Pictet & Cie, die UBS und die Schweizerische Nationalbank.

roger wohlfart
14. September 2018 - 19.09

Abwarten und Tee trinken! Wetten, Trump fährt die Wirtschaft gegen die Wand.

Grober J-P.
14. September 2018 - 13.10

Die Wirtschaft wächst und die Schuldenquote mit, und Trump denkt wie immer, nach mir die Sintflut. Der nächste Crash ist schon vorprogrammiert.

KTG
14. September 2018 - 10.36

Ich bin ja einverstanden, dass die Analyse "Das muss nicht unbedingt so weitergehen und kann in einer Katastrophe enden" richtig ist, denn die letzte Krise ist 10 Jahre her, eine Ewigkeit. Allerdings damit: "Das ist ein Erfolg von Trump" Kann niemand einverstanden sein. Klar gab es die Steuerreform, von dieser haben allerdings nur die Unternehmen langfristig profitiert, die US-Steuerzahler selbst hingegen nur für ganz kurze Zeit. Davon abgesehen ist Trumpel aber vor allem damit beschäftigt, die Ära Obama völlig auszulöschen und damit auch alle von Obamas Errungenschaften. Machen wir uns nix vor: Unter Obama ging die Arbeitslosigkeit mehr zurück als in der Trump-Zeit. Der gesamte Aufwärtstrend ist ein Erbe der Obama-Zeit, der, vergessen wir es besser nicht, von W. eine katastrophale Wirtschaftssituation übernehmen musste.