Moldawien-Trainer vor dem Luxemburg-Spiel: „Es wird sehr schwer werden“

Moldawien-Trainer vor dem Luxemburg-Spiel: „Es wird sehr schwer werden“

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Für Luxemburg und Moldawien ist die Auftaktpartie der Nations League am Samstag (20.45 Uhr im Stade Josy Barthel) von überragender Wichtigkeit. Vor dem Duell spart Moldawiens Nationaltrainer Alexandru Spiridon nicht mit Komplimenten für die „Roten Löwen“ und Sheriff-Profi Gerson Rodrigues. Trotz der lobenden Worte im Tageblatt-Interview kommt die Mannschaft aus Osteuropa mit dem eisernen Willen nach Luxemburg, die ersten drei Punkte zu ergattern.

Von unserer Korrespondentin Iryna Koziupa (Kiew)

Tageblatt: Herr Spiridon, Sie sind seit dem 12. Januar Trainer der moldawischen Nationalmannschaft. Wie gut kennen Sie Ihr Team bereits?

Alexandru Spiridon: 14 Akteure unserer Mannschaft stehen im Ausland unter Vertrag, weshalb es sehr schwer ist, ein vollständiges Trainingslager zu organisieren. Die ersten drei Länderspiele unter meiner Leitung haben wir ohne unsere Legionäre bestritten. Und um ehrlich zu sein, haben wir in diesen Duellen keine sehr guten Leistungen gezeigt. Man darf aber dabei nicht vergessen, dass wir mit Saudi-Arabien (0:3) und Südkorea (0:1) zwei WM-Teilnehmer als Gegner hatten. Dann haben wir ein Unentschieden gegen Aserbaidschan geholt (0:0), das in der Weltrangliste besser platziert ist als wir.
Danach bestritten wir zwei Länderspiele mit unseren Legionären. Gegen die Elfenbeinküste haben wir knapp verloren (1:2) und gegen unseren letzten Sparringspartner Armenien konnten wir ein 0:0-Unentschieden holen. Während dieser beiden Termine hatte ich die Möglichkeit, die Spieler und ihr Potenzial besser kennenzulernen. Zudem musste ich unsere Strategie für die Nations League festlegen. Dieses Turnier erinnert mich übrigens an die Champions League (Spiridon war Co-Trainer bei Schachjor Donezk; Anm. d. Red.). Es ist sehr kurzweilig und man muss in der Gruppenphase sofort erfolgreich sein, ansonsten ist das Abenteuer vorbei.

Wer sind die Favoriten der Gruppe 2?

Steckbrief

Name: Alexandru Spiridon
Geboren am 20.7.1960
Nationalität: Moldawier
Stationen als Trainer: Zimbru Chisinau, Tiligul-Tiras, Zimbru Chisinau, Moldawien, Nistru Otaci (alle MOL), Schachtjor Donezk (Co-Trainer, UKR), Zenit St. Petersburg (Co-Trainer, RUS)
Stationen als Aktiver: Zimbru Chisinau, Nistru Chisinau (beide MOL), ZSKA Kiew, Zorya Lugansk (beide UKR), Nistru Chisinau, Zaria Balti, Nistru Chisinau, Tiligul-Tiras (alle MOL)

Alle Experten sehen Weißrussland in der Favoritenrolle. Luxemburg wird kurz dahinter angeführt und Moldawien wird als drittstärkste Mannschaft eingeschätzt. San Marino nimmt niemand ernst. Aber ich bin der Meinung, dass sich diese Spezialisten irren. Luxemburg hat die vergangene WM-Qualifikation vor Weißrussland abgeschlossen. Im direkten Duell hat es vier Punkte geholt. Zudem schaffte es Luxemburg, zwei Unentschieden gegen Bulgarien und Frankreich zu holen. Das alles bedeutet, dass Luxemburg kein einfacher Gegner ist. Das Team ist sehr gut organisiert und kann sich auf starke, mittelgute und schwächere Gegner einstellen.

Das Abenteuer Nations League beginnt am Samstag im Stade Josy Barthel. Fühlen Sie sich bereit?

Ich habe sehr viele Informationen über die luxemburgische Mannschaft gesammelt und ihre Testspiele alle gesehen. Die letzten Auftritte gegen Malta und Georgien waren sehr überzeugend. Zudem wurde Ungarn noch geschlagen und gegen die starken Senegalesen ein 0:0 geholt. In diesem Jahr musste das Team von Luc Holtz nur eine Niederlage gegen Österreich einstecken. Es ist ein sehr fähiges Team und für uns und Weißrussland wird es sehr schwer, es zu schlagen. Leider haben wir nicht den besten Spielplan erwischt und müssen zu Beginn der Nations League zunächst auswärts antreten und danach gegen Weißrussland zu Hause. Das sind zwei sehr wichtige Partien, die wir innerhalb von drei Tagen bestreiten und die in kürzester Zeit über unser Schicksal entscheiden werden.

Vor Kurzem haben Sie gesagt, dass Moldawien die Gruppe als Sieger abschließen will. Haben Sie noch immer das gleiche Ziel?

Ja. Ich hätte diese Mannschaft nicht übernommen, wenn ich nicht den ersten Platz anstreben würde. Es würde keinen Sinn machen, in der Nations League einen zweiten oder dritten Platz anzustreben. Die Frage ist halt nur, ob wir in der Lage sind, diesen Plan in die Tat umzusetzen.

Was macht Sie optimistisch, dass Sie diese Aufgabe bewältigen können?

Im großen Ganzen sind alle Teams in unserer Gruppe auf dem gleichen Level. Alles, oder zumindest sehr viel, hängt von der taktischen Vorgehensweise ab und davon, wie schnell wir uns vom ersten Gruppenspiel erholen werden. Bereits nach den ersten zwei Partien weiß jede Mannschaft, ob sie in der Lage sein wird, um den Gruppensieg mitzuspielen. Optimistisch macht mich, dass alle 14 Stammspieler bei ihren Vereinen sind. Spielpraxis besitzten demnach alle. Dafür gibt es andere Probleme. Artur Ionita von Cagliari Calcio wird das Spiel gegen Luxemburg wegen einer Gelbsperre verpassen. Er ist einer unserer Führungsspieler. Zudem plagen uns einige Verletzungssorgen. Ich hoffe, dass sich diese Probleme bis Samstag erledigt haben und die Spieler gesund an den Start gehen können.

Haben Sie bereits entschieden, wie Sie Artur Ionita ersetzen wollen?

Es gibt einige Möglichkeiten. Fest steht aber, dass sein Fehlen einen großen Verlust für uns darstellt. Ich hoffe, dass der Spieler, der Artur Ionita ersetzt, sein bestes Level abruft und in der Lage sein wird, uns in dieser Partie zu helfen.

In den letzten Vergleichen haben sich Moldawien und Luxemburg stets mit einem Unentschieden getrennt. Welches Resultat würde Sie am Samstag zufriedenstellen?

In jedem Spiel gehen wir einzig mit dem Ziel auf den Platz, um drei Punkte zu holen, und das wird auch diesmal so sein. Selbstverständlich wird unsere taktische Vorgehensweise an den Gegner angepasst sein.

In der vergangenen Europa-League-Saison schied Milsami Orhei gegen Fola Esch aus. Ist die BGL Ligue besser als die moldawische Divizia Nationala?

In der laufenden Saison hat sich der F91 Düdelingen für die Gruppenphase der Europa League qualifiziert, während alle moldawischen Mannschaften bereits ausgeschieden sind. Das deutet darauf hin, dass sich der luxemburgische Vereinsfußball auf einem sehr soliden Niveau befindet und dabei ist, noch stärker zu werden. Ein weiterer Indikator der Stärke der BGL Ligue ist, dass mit Niederkorn eine weitere Mannschaft es bis in die dritte Runde der Europa League geschafft hat.

Mit Gerson Rodrigues läuft ein luxemburgischer Nationalspieler für den moldawischen Meister Sheriff Tiraspol auf. Wie schätzen Sie ihn ein?
Ich kenne ihn in- und auswendig, weil ich in den vergangenen Monaten rund 20 Spiele von Sheriff Tiraspol gesehen habe. Gerson Rodrigues ist ein sehr talentierter und technisch starker Kicker. Zudem ist er explosiv, gedankenschnell und kräftig. Es sieht fast so aus, als hätte er keine Schwächen. Meiner Meinung nach ist er bereits jetzt zu stark für die moldawische Meisterschaft und wird schon bald zu einem besseren Verein wechseln.

Wie gut kennt Rodrigues die moldawische Mannschaft? Was kann er Luc Holtz verraten?

Ich denke, dass er sehr viel weiß. Drei seiner Teamkollegen von Sheriff sind bei uns Kandidaten auf einen Platz in der Stammelf. Und er kennt deren Stärken und Schwächen. Außerdem ist er auch gegen andere moldawische Nationalspieler in der Meisterschaft angetreten. Rodrigues hat seinem Trainer und seinen Mitspielern sehr viel zu erzählen.