„Es ist schwierig, gegen Tierquäler vorzugehen“

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Derzeit ist Luxemburg Gastgeber einer internationalen Tierschutzkonferenz. Wir haben uns in einem Tierheim umgeschaut

Luxemburg ist dieses Jahr erneut Gastgeber für Tierrechtler aus aller Welt. Vom Donnerstag bis zum Sonntag diskutieren auf der „International Animal Rights Conference“ Experten in der Escher Kulturfabrik (Kufa) über verschiedene Aspekte des Tierrechts.

Die auf Englisch gehaltenen Vorträge und Präsentationen (► Link) richten sich dabei eindeutig an ein eher akademisches Publikum. Nur zwei Kilometer weiter geht es dagegen viel bodenständiger zu. Beschaulich am Waldrand gelegen befindet sich dort das Escher „Déierenasyl“, in dem das Thema Tierschutz aktiv umgesetzt wird.

Tierischer Fototermin

Wir werden von Christiane Spautz in Empfang genommen, die uns auf eine kleine Führung durch das farbenfroh gestrichene Gebäude mitnimmt. Eigentlich ist sie für die Hunde verantwortlich, doch der erste Gang führt uns zum Katzengehege. Unerwartet genügsam reagieren die sonst eher scheuen und schreckhaften Stubentiger auf die Eindringlinge. Leichte Unruhe kommt erst auf, als unser Fotograf seine Kamera zückt. Eine Katze flüchtet unter ihre Kuscheldecke, die anderen lassen sich teils widerwillig, teils hoheitsvoll ablichten.

Eindeutig weniger Berührungsängste haben dagegen die Kätzchen aus dem separaten Raum. Ein weiß-silbernes Jungtier tapst neugierig zu uns und kommentiert die nur zu gerne gewährten Streicheleinheiten mit lautem Schnurren. Viel zu schnell muss der kleine Herzensbrecher wieder abgesetzt werden, denn die Hunde warten schon.

Christiane Spautz hat drei Hunde für das Fotoshooting ausgewählt. Zuerst ist Milton an der Reihe. Für den sechsjährigen Labrador ist die Bezeichnung „sanfter Riese“ wie geschaffen. Nur der Schwanz wedelt, als er sich ruhig auf die Wiese neben das Tierheim führen lässt. Der Rückweg gestaltet sich dann ein wenig schwieriger: Milton glaubt, es sei Zeit für seinen Spaziergang. Der ist allerdings erst für den Mittag angesetzt. Die zierliche Hundebeauftragte muss ihre Überredungskünste einsetzen, bis der große Labrador zurück in den Zwinger trottet.

Christiane Spautz mit Schützling Milton

Zwei Podenco-Mischlinge, der fröhliche Arno (5) und Kaya (8), sind als nächstes dran. Die Hundedame ist erst seit einer Woche aus einer anderen Pflegestelle ins Escher Tierheim gekommen, scheint den Transport aber gut überstanden zu haben. Wie die anderen Tiere, egal ob Hund oder Katze, wirkt sie keineswegs verstört oder verängstigt. Sie wird gut umsorgt, bis sich eine neue Familie für sie findet.

Übersteigerte Anspruchshaltung

Das dauert laut Spautz bei Hunden normalerweise zwei bis vier Monate. Nur Milton wartet schon seit April. „Große Hunde sind schwerer zu vermitteln“, erklärt Spautz. Und fügt seufzend hinzu: „Bei schwarzen Tieren ist es immer schwierig.“ Der Aberglaube, dass diese Tiere Unglück bringen, regiert eben auch noch im 21. Jahrhundert, betrifft aber neben schwarzen Katzen auch Hunde.

Die meisten adoptionswilligen Zweibeiner stellen aber nicht nur Ansprüche an die Farbe: Möglichst jung soll das potenzielle Familienmitglied natürlich sein. Das ist unverständlich für Christiane Spautz. Sie hatte mal einen Welpen, aber letztes Jahr adoptierte sie einen älteren Hund, der ins Tierheim gebracht worden war. Auch er ist schwarz und ziemlich groß. „Nicht mehr so wild wie ein Jungtier und schon erzogen.“ Mit einem aktiven „Hundekind“ seien dagegen viele Hundehalter überfordert – da ist ein erwachsenes Tier, das ansonsten weniger Chancen auf eine Vermittlung hat, eine gute Alternative.

Andere Leute scheinen das Tierheim mit einem Supermarkt zu verwechseln. Es kommt schon mal vor, dass jemand zum ersten Mal das Asyl besucht und mit dem Finger auf einen bestimmten Hund zeigt: „Den da will ich, machen Sie ihn fertig zum Mitnehmen.“ So einfach ist das allerdings nicht. Inzwischen hat Christiane Spautz genug Erfahrung, um verantwortungsvolle Halter auf den ersten Blick zu erkennen, aber trotzdem vergewissert sie sich zusätzlich in persönlichen Gesprächen, dass ihre Schützlinge in gute Hände kommen. Die neuen Herrchen oder Frauchen müssen ihren Wunschhund außerdem für fünf bis sechs Spaziergänge abholen, bis sie das Tier endgültig zu sich nehmen können.

Bei den Katzen läuft das logischerweise etwas anders, aber die Kollegin von Christiane Spautz achtet natürlich ebenfalls darauf, dass die Tiere ein schönes Zuhause finden. Kätzchen sind beliebt und auch schon im jungen Alter pflegeleichter als Welpen. Die ausgewachsenen Tiere müssen daher im Schnitt länger als Hunde auf eine Adoption warten. Einen ständigen Streitpunkt unter Katzenliebhabern hat das Escher Tierheim eindeutig für sich beantwortet: Bis auf wenige Ausnahmen werden Katzen nur an Halter vermittelt, bei denen sie die Möglichkeit auf Freigang haben. Das schränkt zwar die Zahl der Interessenten ein, ist aber das Beste für die freiheitsliebenden Samtpfoten.

Schutzvertrag für vermittelte Tiere

Aber auch wenn alles passt, gibt es die Tiere nicht etwa gratis. 240 Euro kostet ein Hund, 175 Euro eine Katze. Damit bereichert sich das Tierheim allerdings nicht: „Das deckt gerade die Tierarztkosten“, erklärt Spautz. Alle Tiere im Escher Asyl sind sterilisiert oder kastriert, gechipt und geimpft. Nicht gerade ein Taschengeld, aber der Betrag sorgt dafür, dass sich die möglichen Tierhalter eine Adoption gut überlegen. Und kein Tier verlässt das Heim ohne „Schutzvertrag“. Der ist rechtlich bindend und legt fest, dass die Tiere, falls die neuen Besitzer sie trotz aller Vorsorge doch nicht mehr haben wollen, von ihnen nicht einfach weiterverschenkt werden können.

Das Tierheim in der Rue Burgronn

Stattdessen müssen sie das Tier zurück ins Asyl bringen. Immer mehr Fälle von Tieren, die auf Facebook von einer Person zur nächsten gereicht werden, bis sie völlig verstört sind, beklagten erst kürzlich die Kollegen im Tierheim Düdelingen (das Tageblatt berichtete) – sowas will man in Esch verhindern.

Manchem mögen diese Hürden vielleicht übertrieben erscheinen, aber sie existieren allein zum Schutz der Tiere. Möglich ist das hauptsächlich durch Spenden und die freiwilligen Helfer. Nur die Mitarbeiter in der Verwaltung werden von der Gemeinde bezahlt, ansonsten trägt das kleine Tierheim mit Platz für maximal zehn Hunde und 16 Katzen (plus sechs Kätzchen) die Kosten weitgehend selbst. Auch Christiane Spautz leistet ihren Dienst kostenlos neben ihrer normalen Arbeit. Spaziergänger, die keinen eigenen Hund halten können, aber ihre Schützlinge regelmäßig auf Wanderungen mitnehmen, tragen auch ihren Teil dazu bei.

Werden im Tierasyl eigentlich auch Hunde oder Katzen eingeschläfert? An dieser Stelle fährt die Tierschützerin regelrecht auf. „Natürlich nicht! Sowas machen wir in Luxemburg nicht!“

Pragmatischer Tierschutz

Von der Tierrechtskonferenz hörte Spautz durch uns das erste Mal. Das ist eine andere Welt. Auf die diesjährigen Themenschwerpunkte angesprochen – die Arbeit von Aktivisten und vegane Ernährung – schürzt sie die Lippen. Für sie kein Thema? Die Hundefreundin überlegt. „Wir kümmern uns hier ja schon so gut es geht um die Tiere und tun, was wir können“, meint sie schließlich, „aber man kann ja nicht immer alles gleichzeitig machen.“

Hört sie das Schlagwort „Tierrechte“, hat sie abseits von philosophischen Diskussionen ein ganz konkretes Anliegen: „Wir werden oft gerufen, wenn Tiere misshandelt oder schlecht gehalten werden – aber wir können da eigentlich gar nichts tun.“ Es sei wahnsinnig schwierig, gegen Tierquäler vorzugehen. Obwohl sie eindeutig nicht zur Haltung eines Tieres geeignet sind, kann man sie kaum zwingen, ihr „Eigentum“ abzugeben. In einem ganz schlimmen Fall – ein Bauer band seinen Hund an sein Auto und schleifte das arme Tier hinter sich her – entschied ein Gericht zwar gegen den Besitzer. „Das war aber keinesfalls klar, dass es so ausgeht.“

Bei Fundtieren – hauptsächlich Katzen – muss das Tierheim zwölf Tage warten, bis sie zur Adoption angeboten werden dürfen. Bei misshandelten Tieren sei das dagegen viel schwieriger: Bisher gäbe es keine Möglichkeit, gerettete Katzen oder Hunde an ein liebevolleres Zuhause abzugeben, wenn der eigentliche Besitzer einer Weitervermittlung nicht zustimmt. Da muss sich laut Christiane Spautz noch einiges ändern. Ein pragmatischer, machbarer Wunsch, dem sicher alle Tierfreunde zustimmen.

Wer sich selbst ein Bild des von der „Société eschoise pour la protection des animaux“ geführten Tierheims machen will, ist herzlich zum Tag der offenen Tür am 1. Oktober eingeladen. Zwischen 10 und 18 Uhr öffnet das Asyl in der rue Burgronn (Esch/Alzette) für Besucher seine Pforten.

Link zur Website

Aline Pabst

Mick
9. September 2017 - 13.48

En Mensch geeht nach emmer virun ngem Déier

Blacky
9. September 2017 - 13.45

Das Problem wird wieder das Geld sein !! Die Angst wird wahrscheinlich daran liegen dass jemand viele Katzen aufnimmt und sich den Unterhalt von dem Tierasyl bezahlen laesst . Man kann sich auch das Gerede vorstellen, sollte bei einem solchen bezuschusstem Tierhalter etwas vorkommenvorstellen ,dann waere das Land zu klein . Das was bei den privaten Tierschutzvereinen praktizierte,, dass Private Pflegetierhalter die Tiere zeitweise Pflegeplaetze geben ,ist wie man sieht bei den Tierheimen nicht gerne gesehen ,da bei deren strenge Reglemente vieles nicht geht . Interessenten fuer Katzen kriegen keine Katzen ,ohne dass diese Freigang kriegen ,doch im Tierasyl haben die Katzen seltenerweise Ausgang und ich glaube nicht dass private Plegefamilien 5 oder 6 Katzen pflegen diesen Freigang geben !! Ich bin Eigentuemer eines Hauses und habe seit vielen Jahren Katzen ,nachdem mir eine Katze die immer Freigang hatte von einem Auto totgefahren wurde ,bleiben meine Restkatzen im Hause , Ich finde dass meinen Katzen keinen Freigang vermissen ,aber wenn man eine Ersatzkatze sucht und moechte eine bedauernswerte Katze aus dem Tierasyl adoptieren, laeuft man von einem Tierasyl zum anderen . Als Resultat adoptierte ich eine Katze aus der Zeitung ,dann koennen die Tierasyle ihre Tiere behalten und brauchen sich nicht zu beschweren dass diese lange da sitzen !!

Danielle
8. September 2017 - 18.15

Virun e puer Joer hun ech eng ganz Famill ( d'Mam, de Papp an hier sechs Jong vun 5 Wochen aus enger mësslecher Laag befreit. Ausserdem hat den Klengen hier Mam eng eeterech Entzündung um Gesäuge an iwer 40 Féiwer. Laut der Déierenklinik hätt se nach just zwee Deeg iwerlieft dobaussen an domadden wieren déi Kleng erhingert. Nun haat ech am Déierenasyl nogefroot fir mech finanziell ze ennerstëtzen wat dKäschten vun den Impfungen an Kastratiounen ugeet. Ech hun gesot kritt : " wann mir dat iwerhuelen dann musst dir eis se heihin bréngen an dann bleiwen se hei". Ech wollt net dat dMam an den Papp vun den Klengen sollten agespart gin well se hiert hallef Liewen fräi woren dun hun ech décidéiert se ze halen an déi ganz Famill net ze trennen. Dat wor mat immens Käschten verbonnen an as et bis haut. Mé sie konnten zesummen bleiwen an hier Fräiheet behalen. Verstin just net firwat een als Privatpersoun an esou enger Situatioun net ennerstëtzt get, zemol ech Déierenasyl jo entlaascht hun andeems ech 8 Kaazen op een coup gehalen hun....?