Es ist angerichtet: Wie die Expogast entstand und was sie für die Köche bedeutet

Es ist angerichtet: Wie die Expogast entstand und was sie für die Köche bedeutet

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Einst war sie ein kleiner Nachbarschaftswettbewerb in der Großregion – heute ist die Gastro-Messe „Expogast“ mit dem renommierten Wettbewerb Culinary World Cup die zweitgrößte Veranstaltung ihrer Art weltweit. Bis zum Mittwoch präsentiert sie sich in der Luxexpo The Box wieder als das Event rund ums Essen und Trinken. Über ihre bewegte Geschichte und ihre Rolle als Talentplattform sowie den Einfluss des Vatel-Clubs als Veranstalter hat Daisy Schengen mit dessen Präsidenten Armand Steinmetz gesprochen.

„Man muss in der Tat etwas verrückt sein“, schmunzelt der erfahrene Gastronom Armand Steinmetz, wenn man ihn fragt, ob Köche ein besonderer Schlag Menschen sind. Als unabdingbare Charaktereigenschaften für den Beruf nennt er außerdem „eine gute Gesundheit, pfiffig sein, rechnen und schreiben können“. Außerdem gebe der im Alltag extrem herausfordernde Beruf einem selbst ganz viel zurück. Freundschaften fürs Leben oder ein gutes Zeitmanagement. „Bei uns lernt man, sich kein Kraut unter den Füßen wachsen zu lassen: Die Gäste wollen sofort und nicht am nächsten Morgen ihr Mittagessen einnehmen“, witzelt er.

Was seine persönliche Entscheidung für den Beruf angeht, er würde sie rückblickend nicht revidieren. „Ich habe in Fünf-Sterne-Häusern gearbeitet, habe viel gelernt. Würde ich mich heute entscheiden müssen, würde ich genau dasselbe machen wollen.“

Diese Einstellung möchten er und seine Kollegen aus dem Vatel-Club, dem Dachverband der Berufsköche in Luxemburg, angehenden Köchen mitgeben. Als Veranstalter der Expogast steht die Vereinigung seit mehr als vier Jahrzehnten hinter der wichtigsten Fachmesse der Gastronomiebranche weit über die Grenzen des Großherzogtums hinaus. Was die alle vier Jahre stattfindende Expogast für den Vatel-Club selbst bedeutet, darauf hat Armand Steinmetz, so etwas wie eine der grauen Eminenzen in Luxemburgs Gastronomiebetrieb und langjähriger Präsident des Vatel-Clubs, eine eindeutige Antwort: „Das ist das größte Event für uns. Neben Deutschland sind wir die zweitgrößte Ausstellung zum Thema Kochen und Kulinarik weltweit.“

75 Nationen nehmen am Culinary World Cup teil

Mindestens aber genauso bekannt und prestigeträchtig in der Branche ist der Wettbewerb Culinary World Cup im Rahmen der Messe. „Dieser bietet für Köche und speziell für Jugendliche eine einmalige Gelegenheit, ihr Fachwissen mit vielen Ideen und Kniffen zu erweitern“, unterstreicht Armand Steinmetz. 75 Nationen haben sich in diesem Jahr angemeldet. 30 Nationalmannschaften, 15 Jugend-Nationalmannschaften und 15 Mannschaften im „Community Catering“ (Gemeinschaftsverpflegung, davon ein Teil Regional- bzw. Militärteams) treten gegeneinander an. Die Mannschaften, darunter auch drei aus Luxemburg, messen ihre Kräfte im Bereich der „Gemeinschaftsverpflegung“ (Community Catering), der warmen und kalten Küche sowie in der Sparte Jugend-Nationalmannschaft.

„Hier müssen die Teilnehmer im ‚Restaurant des nations‘ ein Menü für 105 Personen kochen.“ Darüber hinaus gilt es, beim Gemeinschaftscatering ein Buffet mit kalten und warmen Speisen wie in einer Kantine zuzubereiten und zu servieren. Als dritte Disziplin ist die Ausstellung einer kalten Platte vorgesehen. Die Luxemburger Köche Aloyse Jacoby (Jury-Präsident und Vorsitzender der „Jury Cold“) und Carlo Sauber (Vorsitzender der „Jury Hot“) haben die schwere Aufgabe, bei der Auswahl der besten Köche und Teams federführend zu sein. Heute hat die Messe beeindruckende Dimensionen angenommen. Der Vatel-Club schätzt, dass im Zusammenhang mit der Messe rund 20.000 Hotelübernachtungen verzeichnet werden können.

Expogast als „Selbstläufer“

Zwischen 48.000 und 50.000 Besucher wurden hierzulande schon gezählt, auch die Menüs der Mannschaften waren bereits kurz nach der Online-Einstellung größtenteils ausgebucht. Doch diese Größe hatte die Expogast nicht immer. Wie jedes Projekt fing sie im kleinen Rahmen als eine Art Nachbarschaftswettbewerb an, erinnert sich Armand Steinmetz.

„Anfang der 70er Jahre haben wir im Cercle Cité nur kalte Platten ausgestellt. Die ersten Teilnehmer waren Regionalmannschaften aus der Lorraine, aus Belgien und Trier – eben Leute und Clubs, die wir kannten und die bei unserem Wettbewerb mitgemacht haben.“ Im Laufe der Jahre wuchs die Expogast so an, dass in den 80ern ein Umzug in die heutige „Luxexpo The Box“ folgte. Ab dann wurde sie deutlich „internationaler“ ausgerichtet, so Steinmetz.

Inzwischen, sagt er, sei die Expogast zu einem „Selbstläufer“ geworden. „Wenn wir als Luxemburger an der IKA/Olympiade der Köche, die früher in Erfurt, ab 2020 in Stuttgart stattfinden wird, teilnahmen, haben wir Werbung für unser Event gemacht.“ Inzwischen hat sich herumgesprochen, dass „wer nicht bei uns oder in Stuttgart mitmacht“ außen vor im Gastronomiebetrieb bleibt. „Sodass sich heute die gut organisierten Mannschaften schon einschreiben, ihre Küche und Hotel reservieren, sobald sie die Daten der nächsten Ausgabe erfahren.“ Der Wettbewerb in Deutschland findet abwechselnd mit dem Culinary World Cup alle zwei Jahre statt.

Das Interesse am Wettbewerb sei inzwischen so groß, dass „wir schauen müssen, nur eine Mannschaft pro Land und pro Kategorie zuzulassen“. Denn in der Mannschaftsstärke existieren große Unterschiede. Sind die Luxemburger Teams mit bis zu sechs Köchen und Patissiers noch überschaubar, so reisen beispielsweise Schweden oder Norwegen mit 20 bis rund 100 Mann nach Luxemburg an.

„Respekt und Anerkennung“ für die Köche

In diesem Jahr sind Südkorea, Singapur, die Vereinigten Arabischen Emirate oder auch Mexiko mit von der Partie. Warum tun sich diese Köche den weiten Weg nach Luxemburg an? Was bringt einem die Teilnahme am Culinary World Cup? „Respekt und Anerkennung weltweit, ganz klar“, unterstreicht Armand Steinmetz. „Ob Gewinner oder eine Platzierung unter den ersten Zehn in der jeweiligen Kategorie – für die jeweilige Nation kommt dies einer bedeutenden Werbung, einem entscheidenden Motivationsschub gleich. Auch für die Mitglieder im Verein.“ Als Beispiel für den Umfang dieser Effekte nennt er Italien, dessen Vereinigung der Berufsköche rund 35.000 Mitglieder zählt.

Außerdem sei die Expogast in Luxemburg „die beliebteste Ausstellung“, sagt der Präsident nicht ohne Stolz. Die Mannschaften wüssten die Rundumbetreuung und die Organisation vor Ort sehr zu schätzen, so der Vatel-Club-Vorsitzende und gibt folgendes Beispiel: Pro Team wird eine voll ausgestattete Küche vom Veranstalter gestellt. Im Sinne der Nachhaltigkeit werden die Geräte nach der Messe als Secondhand-Ware zu einem ermäßigten Preis verkauft. Bereits rund 80 Prozent der Geräte führten danach in einer professionellen Küche ein zweites Leben.

Was bedeutet die Teilnahme an einer Weltmeisterschaft für Schüler, die gerade den Beruf des Kochs erlernen? „Manche junge Menschen sind von vornherein interessiert, andere muss man dafür erst einmal begeistern“, schmunzelt Steinmetz. Als angehender Koch müsse man außerdem besondere Arbeitszeiten in Kauf nehmen, „die ‚Tour de France‘ absolvieren, ins Ausland gehen, um neue Eindrücke und möglicherweise Freunde fürs Leben zu gewinnen“, berichtet Steinmetz auch aus eigener Erfahrung.


Horesca-Präsident Alain Rix: „Eine Riesenchance für Luxemburg“

Gemeinsam mit der „Chambre de commerce“ macht die Horesca auf der Expogast
auf die Berufsmöglichkeiten im Hotel- und Gastronomiegewerbe aufmerksam.
Marc Schonckert sprach mit Horesca-Präsident Alain Rix.

Tageblatt: Was bringt die Expogast der Horesca?

Alain Rix: Expogast ist für mich das Top-Event schlechthin, wenn man in diesem Umfeld den Werbeeffekt für Luxemburg betrachtet. Das Event ist weltweit in der Branche bekannt. Und für die Berufstätigen in der luxemburgischen Gastronomie- und Hotelbranche besteht die positive Auswirkung darin, dass sie auf der Expo neue Erkenntnisse, Anstöße und Ideen mitnehmen können.

Und für Luxemburg im Allgemeinen?

Auch aus wirtschaftlicher Sicht handelt es sich um ein Top-Event. Das bedeutet um die 40.000 Übernachtungen während dieser vier Tage, das absolute Highlight für die Horesca.

Die Horesca ist auch auf der Expogast vertreten!

Wir haben einen gemeinsamen Stand mit unserem Hauptpartner, der „Chambre de commerce“, auf 400 m2, auf dem für die Dauer der Veranstaltung zahlreiche Ateliers, Konferenzen, Meetings, Vorstellungen und Kochveranstaltungen stattfinden. Ich denke da etwa an die „All Japan Sushi Academy“, die jeden Tag ab 12.00 Uhr stattfindet, oder an die Buchvorstellung „Hôtels, cafés, restaurants de la Belle Epoque au Luxembourg“ von Robert L. Philippart am Samstag um 17.30 Uhr. Oder an die täglichen Veranstaltungen zu Aus- und Weiterbildung der Handelskammer, der „Ecole d’hôtellerie et de tourisme“ oder des „Lycée technique de Bonnevoie“. Zusammen mit der Handelskammer wollen wir den Besuchern einerseits die Faszination und Vielfalt der in der Horesca vertretenen Berufe im Hotelgewerbe aus nächster Nähe zeigen, andererseits auch darauf hinweisen, dass die Branche interessante Perspektiven bietet und auch dringend Nachwuchs benötigt, was dann auch die Anwesenheit des „Lycée technique de Bonnevoie“ und der Diekircher Hotelfachschule erklärt.

Es heißt, die Jugend ist neulich mehr an den Berufen im Hotel- und Gastronomiegewerbe interessiert.

Das stimmt, wir haben ein zunehmendes Interesse bemerkt. Das große Problem besteht allerdings darin, diesen Nachwuchs im Privatbereich zu „binden“ und zu verhindern, dass er sich dann doch lukrativeren, sprich besser bezahlten Jobs auf Staats- oder Gemeindeebene zuwendet. Das geschieht auch in anderen Berufsbereichen, aber es sollte an dieser Stelle erwähnt werden.