„Es fühlt sich unglaublich an“

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Ein Jahr nach ihrem French-Open-Sieg gewinnt die Spanierin Garbiñe Muguruza erstmals das bedeutendste Tennisturnier auf der Tour.

Mit der silbernen Venus Rose Water Dish der Wimbledonsiegerin in der einen Hand streichelte Garbiñe Muguruza über ihren Namen auf der grünen Ehrentafel im Erdgeschoss des Centre Courts. Wenige Augenblicke nach ihrem 7:5, 6:0-Finalsieg gegen die demoralisierte Venus Williams war der Name der neuen Wimbledon-Championesse bereits innerhalb des Holzrahmens verewigt.

Muguruza lächelte, umarmte, küsste, winkte von der Terrasse des Millennium Buildings und ließ sich bereitwillig für Selfies knipsen. Zwei Jahre nach ihrer Finalniederlage gegen Serena Williams und ein Jahr nach ihrem French-Open-Titel holte sich die 23-Jährige mit einer Tennis-Gala auf dem Heiligen Rasen ihren ersten Wimbledon-Titel.

Vor den Augen des früheren spanischen Königs Juan Carlos in der Royal Box entschied Muguruza das am Ende erstaunlich ungleiche Duell mit der fünfmaligen Turniersiegerin Venus Williams nach nur 77 Minuten für sich und triumphierte als zweite Spanierin nach ihrer aktuellen Aushilfstrainerin Conchita Martinez vor 23 Jahren.

Tränen

Als das Hawk-Eye beim letzten Ballwechsel auf der Videoleinwand gezeigt hatte, dass eine Vorhand von Williams knapp im Aus gelandet war, fiel Muguruza auf die Knie, schlug sich die Hände vors Gesicht und kämpfte mit den Tränen. „Es fühlt sich unglaublich an, hier gegen Venus gespielt zu haben. Ich habe immer davon geträumt, hier zu gewinnen. Ich bin froh, dass ich es geschafft habe“, sagte Muguruza noch auf dem Platz mit dem Trophäenteller in den Händen und grüßte ihren abwesenden Trainer Sam Sumyk mit den Worten: „Hier ist sie.“

Für ihren zweiten Grand-Slam-Titel nach den French Open 2016 erhält sie einen Siegerscheck über umgerechnet rund 2,5 Millionen Euro. In der Weltrangliste wird sie sich in der kommenden Woche von Platz 15 auf Rang fünf verbessern. Dabei stand die in Venezuela geborene 1,82 Meter große Athletin vor dem Turnier nicht unbedingt auf den Favoritenzetteln ganz oben. Seit ihrem Sieg in Paris im vergangenen Jahr stand Muguruza bis zu diesem Tag in keinem Finale mehr.

Doch spätestens nach dem schwer erkämpften Achtelfinalsieg gegen die wiedererstarkte Angelique Kerber trumpfte die junge Spanierin erstaunlich abgeklärt auf. Und auch gegen Williams, immerhin fünfmalige Turniersiegerin, siebenmalige Grand-Slam-Gewinnerin und frühere Nummer eins der Welt, schien Muguruza keine Nervosität zu kennen. Zum ersten Mal seit dem Umbau des Centre Courts im Jahr 2009 musste ein Damen-Finale unter dem geschlossenen Dach gespielt werden, weil es den ganzen Vormittag über leicht geregnet hatte.

Nervenstark

Mit einem Ass eröffnete Williams das insgesamt fünfte Duell mit Muguruza. Die Spanierin wiederum startete mit einem Doppelfehler in ihr erstes Aufschlagspiel. Bei 3:2-Führung hatte Williams den ersten Breakball der Partie, vergab ihn aber. Muguruza bot sich diese Chance beim Stand von 3:3, doch auch sie nutzte diese nicht.

Nach 38 Minuten wehrte Muguruza zwei Satzbälle ab, machte vier Punkte nacheinander und glich zum 5:5 aus. Zum 6:5 gelang Muguruza ein Break, anschließend gestattete sie ihrer Kontrahentin keinen einzigen Spielgewinn mehr. Der zweite Durchgang dauerte mit 26 Minuten etwa halb so lang wie der erste. Williams wirkte fahrig und entnervt von der aggressiven und kompromisslosen Spielweise ihrer Gegnerin.

Die 37-Jährige verpasste nicht nur ihren sechsten Wimbledon-Titel und den ersten bei dem Rasenklassiker seit 2008, sondern auch die Chance, sich als älteste Gewinnerin in der Turniergeschichte zu verewigen