Für die inneren Sturmschäden: Die „Groupe de support psychologique“ als Ersthelfer für die Seele

Für die inneren Sturmschäden: Die „Groupe de support psychologique“ als Ersthelfer für die Seele

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Der Tornado, der am 9. August in Käerjeng und Petingen wütete, verursachte nicht nur schweren Materialschaden – auch die Psyche vieler Opfer wurde ziemlich durchgerüttelt. Diesen Menschen hilft die „Groupe de support psychologique“ (GSP) des CGDIS bei der Verarbeitung des Erlebten.

Von Pit Beffort

Anhand ihrer lilafarbenen Westen kann man sie von anderen Hilfskräften unterscheiden: Die Helfer des Kriseninterventions-Teams Groupe de support psychologique. Es sind Ehrenamtler, die über zwei Jahre hinweg eine spezifische Ausbildung zu psychologischen Effekten wie Stress, Belastungsreaktionen oder Traumata durchlaufen haben. Nach den mehr als 100 Stunden bleiben die Helfer aber verpflichtet, regelmäßig an Weiterbildungen teilzunehmen. Auch nachdem kürzlich ein Tornado im Süden von Luxemburg wütete, leisteten sie erste psychologische Hilfestellung für die Bewohner.

 

Die freiwilligen Helfer der „Groupe de support psychologique“ erkennt man an ihren lilafarbenen Westen

Für Patrick Friedgen, Gruppenleiter der GSP (Website), und seine Mithelfer bedeutete der Tornado eine ganze Menge Arbeit und wenig Erholung. Direkt nach der Katastrophe wurde eine Krisenzelle zusammengestellt, die erst einmal die Situation analysieren musste. Der Innenminister hat in diesem Fall Novi („nombreuses victimes“) ausgerufen, einen Plan für eine Großschadenslage.

Ein Teil der 32 anwesenden Helfer begab sich im Rahmen dieses Plans nach Käerjeng und Petingen, um die Leute vor Ort zu betreuen, der andere wiederum machte sich umgehend auf den Weg in die Zentrale, um die Hotline zu betreiben. In den Orten wurden sogenannte LAVI („lieu d’accueil des victimes indemnes“) errichtet. Hier konnten sich betroffene Personen melden, um psychologische Soforthilfe zu bekommen.

„Es ist sehr wichtig, schnell zu handeln und die Personen direkt nach den Geschehnissen zu betreuen. Nach so einem schlimmen Ereignis kann es leicht passieren, dass die Betroffenen in einen Schockzustand fallen. Dadurch, dass wir den Menschen direkt helfen, beugen wir ernsten psychischen Krankheiten wie der Posttraumatischen Belastungsstörung (PTBS) vor. Je schneller wir helfen, desto geringer ist die Wahrscheinlichkeit, zu erkranken“, so Patrick Friedgen.

Bis zu 72 Stunden danach

Die GSP leistet Krisenintervention, das heißt, er übernimmt nur die Akutbehandlung während des peritraumatischen Zeitraums, also bis zu 72 Stunden nach dem Vorfall. Den Einwohnern wurde dabei sowohl in Gruppen- bzw. Familien- als auch in Einzelgesprächen wieder Sicherheit gegeben. „Denn das ist es, was den Leuten in dieser Situation am meisten fehlt“, betont Isabelle Faber, Pressesprecherin der GSP. Neben der Betreuung versuchten die Helfer, die Fragen, die sich die Opfer der Naturkatastrophe stellten, zu beantworten, und gaben dabei nur Informationen weiter, die als bestätigt galten.

Auch in der Telefonzentrale gab es reichlich Arbeit. Allein bei der eigens hierfür eingerichteten Hotline gingen zwischen Freitag- und Montagabend über 700 Anrufe ein. Dabei meldeten sich nicht nur Personen, deren Haus verwüstet wurde, sondern auch solche, die den Opfern helfen wollten. Jeder einzelne Fall wurde zusammen mit den Daten des Anrufers aufgenommen, in eine Liste gepackt und nach Wichtigkeit bearbeitet. Mehrere Helfer garantierten rund um die Uhr eine reibungslose Betreuung am Telefon.

All die Menschen, denen die Akutbehandlung der GSP nicht ausreicht, werden jedoch nicht im Regen stehen gelassen. Die GSP nimmt hier eine Brückenfunktion ein und vermittelt betroffene Personen, die eine längerfristige Betreuung benötigen, an Organisationen weiter, die sich hierum kümmern. Neben den Betroffenen können auch Feuerwehrleute und Rettungskräfte bei ihren Einsätzen starker psychischer Belastung ausgesetzt sein und Hilfe benötigen. „Bisher ist noch nicht absehbar, ob das auch hier der Fall sein wird“, erklärt Friedgen, der seit Februar im Amt ist.

Auch Helfer lassen sich immer öfter helfen

Es gibt allerdings immer mehr Rettungskräfte, die die Hilfe der GSP in Anspruch nehmen. Erklärt werden kann das ebenfalls durch die Prävention, die innerhalb des CGDIS vorgenommen wird. Bereits während der Ausbildung werden Themen wie Stress und die Reaktion des Menschen in Extremfällen thematisiert, was bei den Helfern für mehr Einsicht in die eigenen Probleme sorgt.

Auch wenn das Wochenende für die Helfer der GSP kein gewöhnliches war, so unterschied sich ihre Arbeit nicht von anderen Fällen: „Der Auslöser ist zwar ein anderer, aber die Reaktion beim Menschen bleibt die gleiche – und damit auch die Betreuung“, konstatiert Friedgen, der nun auf ruhigere Tage hofft.

Jacques Zeyen
19. August 2019 - 14.30

Hat mich schon immer interessiert. Was erzählen die Psychologen den Leuten,damit es ihnen besser geht? "Alles wird gut!" oder " Es hätte schlimmer kommen können!" Aber wem's hilft....warum nicht. Und nicht vergessen.Das Gehirn kann sehr gut mit Psycho-Traumata umgehen wie man bei 9/11 gesehen hat. Dort ging es vielen "Behandelten" später schlechter als anderen Leidensgenossen die sich selber durchgeschlagen haben.