Endlich mehr Lohn: Aufschwung kommt in Brieftaschen der Lohnempfänger an

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Lieber spät als nie. In der Eurozone ziehen die Löhne an – so stark wie seit sechs Jahren nicht mehr. S&P Ratings geht von einem Plus von 2,3 Prozent für dieses Jahr aus. Produktivitätsgewinne sollen dabei nur eine „marginale Rolle“ gespielt haben.

In der Folge der Finanzkrise gingen Arbeitsplätze verloren, die Zahl der Arbeitslosen stieg sprunghaft an. Im Jahr 2013 waren in der Eurozone rund 20 Millionen Menschen ohne Arbeit – jeder zehnte Europäer. Doch dann nahm die Konjunktur wieder an Fahrt auf und ist bis heute nicht zu bremsen. Die Unternehmen machten satte Gewinne, die Aktienkurse erreichten immer neue Rekordwerte und es wurde eingestellt. Fünf Jahre dauert der Aufschwung nun schon. Seit Jahren gab es nicht mehr so viel Arbeit. Die Arbeitslosenrate setzte zum Sinkflug an. In Deutschland, Polen und der Tschechischen Republik liegt sie mittlerweile sogar unter 3,5 Prozent – die Definition der Vollbeschäftigung ist damit erfüllt.

Doch auch wenn die Gewinne der Unternehmen sprudelten, galt das bisher nicht für die Höhe der Löhne. Diese stagnierten. Wenn es ein kleines Lohnplus gab, wurde dieses von der Inflation aufgefressen. Der Nettolohn vieler Europäer ging seit dem Jahr 2008 zurück. Die Eurokrise wurde auch mit „Lohnmoderation“ bekämpft. Die Lohnmoderation zog sich über Jahre hin. Viele Experten, darunter der Chefvolkswirt der BGL BNP Paribas, Yves Nosbusch, wunderten sich schon, dass die Löhne eigentlich schon hätten anziehen müssen. Wenn die Arbeitslosigkeit fällt, dann steigen die Löhne, so das Lehrbuch. Der englische Ökonom Alban W. Phillips hatte diesen Zusammenhang schon in den 1950er Jahren in einer, nach ihm benannten Grafik, festgestellt.

Mit Lohnmoderation gegen die Krise

„Die Höhe der Löhne reagiert immer noch auf die Arbeitslosigkeit“, meinte Yves Nosbusch, der Chefvolkswirt der BGL BNP Paribas im Oktober. „Doch nicht mehr so stark wie früher.“ In der Eurozone sei die Arbeitslosigkeit rückläufig, viele Unternehmen hätten bereits Probleme, geeignetes Personal zu finden und trotzdem tue sich bei den Löhnen nur sehr wenig. „Seit dem Jahr 2013 hat sich die Phillipskurve verflacht“, so der Volkswirt.
Die Phillipskurve werde aber nicht ewig flach sein, meinte Nosbusch. „Auch die Zentralbank ist zuversichtlich, dass die Löhne bald anziehen werden.“ In den USA, die im Konjunktur-Zyklus weiter sind, ist dies schon der Fall.

Nun scheint es, als wenn auch in Europa die Löhne langsam anziehen würden. Die Ratingagentur S&P erwartet für dieses Jahr quer durch die Eurozone ein Plus von 2,3 Prozent, gefolgt von 2,6 Prozent im neuen Jahr. 2020 sollen die Lohnempfänger sich über einen Lohnzuwachs von knapp drei Prozent freuen können.

Die Analysten von S&P haben auch untersucht, was diesen Trend ausgelöst hat. Produktivitätsgewinne sind es nicht, meint S&P. Seit der Finanzkrise hätte es nur sehr wenig Zugewinne gegeben. Nur in Frankreich, den Niederlanden und Großbritannien könnten die Lohnsteigerungen zumindest teilweise mit Produktivitätsgewinnen erklärt werden. In Italien waren die Löhne sogar trotz Produktivitäts-Stagnation relativ stark gestiegen. „Dies erklärt auch, weshalb der italienische Arbeitsmarkt träger ist“, so S&P.
„In Frankreich, Deutschland und Italien haben die Gewerkschaften signifikante Lohnerhöhungen ausgehandelt“, so S&P. Die Regierungen in Spanien, Portugal und Großbritannien haben die Mindestlöhne um vier Prozent erhöht. Auch in Deutschland erhalten die Mindestlohnempfänger ab dem 1.1.2019 vier Prozent mehr Lohn.

Neues Gleichgewicht auf dem Arbeitsmarkt

Das neue Gleichgewicht auf dem Arbeitsmarkt sei die treibende Kraft, die hinter den festgestellten Lohnerhöhungen stehe. „Der Rückgang der Arbeitslosenrate erklärt die Lohnerhöhungen zu zwei Dritteln“, so S&P. Bisher war der europäische Arbeitsmarkt von einem Überangebot an Kandidaten geprägt, nun durch ein Überangebot an freien Stellen. Nun sind die Vertreter der Arbeitnehmer in einer besseren Verhandlungsposition.
Daran ändert auch das sich seit diesem Jahr abflachende Wirtschaftswachstum nichts. Auch in den kommenden Jahren sei der Arbeitsmarkt unter Druck, was sich in steigenden Löhnen, dem Preis der Arbeit, widerspiegelt.

„Mehr Lohnwachstum kann zu einer höheren Inflation führen“, so S&P. Wenn die Löhne um einen Prozentpunkt zulegen, soll die Inflationsrate sich um 0,2 Prozentpunkte erhöhen. Im Oktober überschritt die Inflation schon die von der EZB gewünschte Zielmarke und lag bei 2,2 Prozent. „Es ist unwahrscheinlich, dass sich die EZB wegen der rezenten Marktturbulenzen und politischen Entwicklungen von ihrem Kurs abbringen lässt.“ Das Ende des Quantitative Easening wird weiterhin für Dezember erwartet, die Erhöhung der Zinsen im dritten Quartal 2019. Wohin das Lohnplus der Arbeitnehmer fließen könnte, scheint S&P auch schon zu ahnen: „Je länger der Aufschwung anhält und die Arbeitslosigkeit zurückgeht, desto größer werden die Chancen, dass die Produzenten auf die Erosion ihrer Gewinne mit höheren Verkaufspreisen reagieren.“

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n der Parad
23. November 2018 - 7.51

Träume sanft,aber schön wär's!

Grober J-P.
21. November 2018 - 13.55

H. Schmit hat nicht ganz Unrecht, die Löhne in Rumänien sind im letzten Jahr um 12% gestiegen.

Grober J-P.
21. November 2018 - 11.16

Nicht aufregen Leute, der Herr Schmit hat eine Fata Morgana gesehen oder eine Fake Nachricht erhalten, anders kann es nicht sein oder?

Jang
21. November 2018 - 9.06

Rentner am privaten Secteur déi sinn den Politiker ganz egal, hiet Liewen laang schwéier geschafft,daat geet jo duer. Dofir stëmmen ech schons laang keen mei vun deenen Parasiten. Basta.

Expresso
20. November 2018 - 17.55

An wie aset mat de Rentner ? Eng Upassung wie bei den Staatsbeamten waer mei wie gerecht.

Jang
20. November 2018 - 17.23

Wien huet dann do gedrämt oder Männercher gesinn ??

Garde-fou
20. November 2018 - 16.14

Nodeems an Frankreich manifestéiert gëtt well den Spritt zevill besteiert gëtt, kënnt dës warm Loft dach einfach passend, fir dass sech d'Gemidder emol ee bësschen berouegen. Alles schéin op der Welt...

Nomi
20. November 2018 - 15.48

Ech spieren awer Naischt vum Unzei'hen ! Mein Porte Monnaie an mein Kont ob der Bank och net !

John
20. November 2018 - 13.50

Formidabel, Dann kennen mer jo elo méi bei Amazon an um Internet bestellen.