Einsatz auf der „Fouer“: Luxemburger Polizistin wird zum Taschendieb

Einsatz auf der „Fouer“: Luxemburger Polizistin wird zum Taschendieb

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Die Polizei setzt, was die Verbrechensbekämpfung betrifft, bei Brief- und Handtaschendiebstählen auf der „Fouer“ auch auf die sozialen Medien. Anhand eines Tests zeigt eine Beamtin von der Pressestelle, ausgestattet mit einer Bodycam, welch einfaches Spiel sie hatte, als sie als Pickpocket unterwegs war. Auf Facebook ging das dreiminütige Video in kürzester Zeit „durch die Decke“, wie man im Fachjargon zu sagen pflegt.

Auf dem Video, das die „Police grand-ducale“ gestern Mittag auf ihrer Facebook-Seite gepostet hat, schreitet die Beamtin gleich zur Tat. Tatort ist die „Schueberfouer“, ein Paradies für Langfinger und andere düstere Gesellen. „Haut gi Portmonnie geklaut“, sagt die Beamtin, reibt sich die Hände und stürzt sich auf der Suche nach Beute ins Getümmel. Kurz erklärt sie noch die Vorgehensweise und was es mit den Kärtchen, die sie dabeihat, auf sich hat.  Die sind zweisprachig und sollen den Opfern in die Taschen und Rucksäcke geschoben werden, um zu signalisieren: „Die Polizei, dein Freund und Helfer, war im Einsatz!“ Mit dabei ist ebenfalls eine Patrouille, für den Fall, dass es heikel werden sollte.

Eine junge Frau wird von der Beamtin angerempelt und bestohlen, bemerkt aber nichts von dem Diebstahl. Eine weitere, ältere Dame ist ebenfalls leichte Beute. Die Handtasche, die achtlos abgestellt wurde, mitgehen zu lassen, entpuppt sich als ein Kinderspiel. Rasch wird klar, dass die Beamtin leichtes Spiel hat. Die „Opfer“ amüsieren sich, essen gerade und bekommen nicht mit, dass sie gerade bestohlen werden bzw. wurden. Die Tat dauert auch nur einen kurzen Augenblick.

Ein Paradies für Diebe

Richtig krass wird es dann aber, als die Beamtin anfängt, größere Gegenstände zu klauen. Das Highlight: mehrere Buggys, Kinderwagen also, die sie problemlos entwendet. Zunächst ein bordeauxfarbener, dann ein orangefarbener, der sich allerdings ein wenig dagegen zu sträuben scheint, gestohlen zu werden, da die Bremse gezogen ist. Irgendwann kommt sie dann gar mit einem zusammengeklappten Kinderwagen unterm Arm an und erklärt: „An da méchs d’et och nach esou offensichtlech an et schéngt keen d’Saachen ze vermëssen.“ Die Botschaft, die die Polizei vermitteln will, ist sonnenklar, genauso wie das Fazit der Beamtin: „Jo, dat dote war elo méi erfollegräich wéi erwaart. Eng Bilanz, déi net ganz positiv ass. Ech konnt relativ vill matgoe loossen. Et muss ee soen, mir hunn dat am Virfeld net geübt. Et ass erschreckend, wéi vill Rucksäck ech konnt mathuelen (…).“

Zum Schluss folgen dann ein paar Tipps, worauf man am besten achten soll, wenn man die „Fouer“ besucht. Auf Facebook ging der Beitrag – wie bereits erwähnt – regelrecht durch die Decke. Bis gestern Mittag 17 Uhr wurde er ganze 43.278 Mal aufgerufen und 1.123 Mal geteilt. Zu dem Zeitpunkt gab es auch knapp 200 Kommentare.

Wir zweifeln nicht daran, dass die „Schueberfouer“ ein echtes Paradies für Diebe ist. Seit dem 23. August – jenem Tag, an dem die Schobermesse eröffnet wurde – wurden allerdings „nur“ vier Beiträge im Polizei-Bulletin verzeichnet. Dabei sind wir noch großzügig und haben die Beiträge herausgefischt, die mehr oder weniger mit der „Fouer“ zu tun haben. Dabei handelt es sich um einen Diebstahl unter Gewaltausübung auf der „Kinnekswiss“, um einen Angriff von zwei Unbekannten auf einen Mann in der avenue de la Porte-Neuve sowie um Diebstähle auf der Schobermesse, bei denen an zwei Ständen sowohl Geld als auch ein Kreditkarten-Lesegerät gestohlen und aus der Kabine eines Fahrgeschäfts ein Fotoapparat entwendet wurde. In der vierten Meldung vom 30. August heißt es gar, dass der „gestrige Tag bis in die späten Abendstunden ohne besondere Vorkommnisse verlief“, abgesehen von einem Vorfall von „freiwilliger Beschädigung“ an einem Motorrad.

An Nachahmungstäter gedacht?

Frage: Warum werden wir, sprich die Bürger unseres Landes, nicht darüber informiert, wie viele Diebstähle klassischer Natur, so wie sie von der Beamtin im Video durchgeführt wurden, bislang auf der „Fouer“ wirklich ausgeübt worden sind?

Wie viele Menschen wurden tatsächlich Opfer eines Diebstahls und erstatteten bislang Anzeige? Es wäre interessant, diese Zahlen kommende Woche, wenn die „Forains“ ihre Zelte abgebaut haben, zu erfahren. Schließlich scheint das Problem Brief- und Handtaschendiebstähle akut zu sein, wenn die „Police grand-ducale“ schon eigens ausrückt und einen solchen Test vornimmt, um so „Fouer“-Besucher vor den Gefahren zu warnen und sie zur Achtsamkeit zu mahnen.

Dann ist da noch was: Das Video zeigt, wie einfach man Menschen auf der Schobermesse bestehlen kann. Dies könnte ein gefundenes Fressen für unehrliche Gesellen sein. Für Nachahmungstäter also. Vielleicht sogar auch für Jugendliche, die Diebstahl als Kick oder als Mutprobe ansehen. Ob die Beamten von der Pressestelle auch daran gedacht haben? Gut amüsiert haben sie sich jedenfalls allemal …

fluppes
7. September 2018 - 10.34

Betrüger, Diebe und andere Unehrliche lauern überall. Dann könnte man genau so gut sagen, die Sendung "Aktenzeichen XY" vermittele gute Tips für Verbrecher und Kriminelle. Nur wer sich den Gefahren bewusst ist, und weiss, wie die Betrügereien funktionieren und Diebe vorgehen, ist grösstenteils geschützt. Hier ein interessantes pdf zur Betrugsprävention der Schweizerischen Kriminalprävention: http://www.shpol.ch/fileadmin/Redaktoren/Dokumente/Praevention/Kriminalitaet/Betrug/betrugspraevention_den_trick_kenne_ich_.pdf

Laird Glenmore
6. September 2018 - 12.36

Man will bewußt seitens der Police Grand Ducal auf die Gefahren hinweisen und schon kommen wieder Kommentare ob das LEGAL ist, man kann Menschen nur dadurch wachrütteln in dem man sie mit der Nase darauf stößt und vor Augen hält wie Leichtsinnig sie sind und es den Ganoven so leicht machen Schaden anzurichten. Ich muß gestehen das zeigt einem wie unachtsam man bei Großveranstaltungen und Menschenaufläufen ist.

Clara Fuchs
6. September 2018 - 10.13

Außerdem fraglich ob so eine Vortäuschung eines Diebstahles überhaupt legal ist. Das erinnert an US-Fernsehen.

KTG
6. September 2018 - 7.20

Zum letzten Absatz: Es weiß so ziemlich jedes Kind im Land, dass gerade dort relativ leicht Menschen bestohlen werden können. Ich denke also nicht, dass hier Gefahr besteht, "Nachahmungstäter" anzuziehen. Die wissen auch so, was sie tun können.