Eine schlammige Angelegenheit: Als das Erz noch gewaschen werden musste

Eine schlammige Angelegenheit: Als das Erz noch gewaschen werden musste

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Um  das Jahr 1840 wurde entdeckt, dass der rote Stein im Süden des Landes eisenhaltig war. Er wurde „Minette“ genannt, da er nur wenig Eisen enthielt. Die Fläche des Luxemburger Minette-Vorkommens bildet dabei nur einen kleinen Teil des gesamten Lothringer Erzbeckens.

Von Roby Fleischhauer

Bereits vor der „Minette“ wurde in Luxemburg Eisenerz verarbeitet: Alluvialerz, auch Wiesen-, Rasen- oder Bohnerz genannt, war hauptsächlich unter den Grassoden zu finden und wurde in kleinen Hochöfen überall im Land zu Guss geschmolzen und im Hammerwerk zu Eisenutensilien verarbeitet. Solche kleinen Werke gab es im Jahr 1811 in Rollingen (Mersch), Bissen, Fischbach, Berburg, Simmern, Weilerbach, Grundhof und – eines der größten – in Lasauvage.

Bohnerz wurde vor Millionen von Jahren durch frühere, nicht mehr existierende Wasserläufe als eisenhaltiges Material in trichterartigen Vertiefungen, Spalten und früheren Flusskanälen abgelagert. Es ist glänzend braun, meist knollenartig und tritt in unterschiedlichen Formen auf, von sandartigen Körnern bis hin zu Kieselsteinen oder gar noch dickeren Blöcken.

Es gibt Bohnerze von unterschiedlichem Eisengehalt. Sehr eisenhaltig war eine Sorte, die noch heute auf den Höhen um Lasauvage zu finden sind – ein „minerai de fer fort“, wie es kaum anderswo im Lande vorkommt und das bis zu 54 Prozent Eisen und kaum Phosphor enthält.

Ein zusätzliches Einkommen

Wer in Niederkorn vom Spielplatz oben in der „Hiel“ aus bis zum Wald wandert, stößt unweigerlich auf Bohnerz in den abgeernteten Feldern. Es unterscheidet sich in puncto Farbe und Gewicht vom umliegenden Gestein. Die Eisenprodukte, die in Lasauvage hergestellt wurden, waren stahlhart, vor allem verglichen mit Gegenständen aus „minerai de fer tendre“, und deswegen sehr beliebt.  In Lasauvage wurde hauptsächlich Stabeisen hergestellt. Es wurde an Betriebe weiterverkauft, die Waffen, landwirtschaftliches Gerät und Artilleriegeschosse damit produzierten.

Das Erz wurde durch einfaches Graben gesucht. Gegraben wurde in einer Tiefe von zehn bis 15 Metern, um an die Erzknollen zu gelangen. Der Transport und das abgelieferte Erz ergab für den Kleinbauern ein zusätzliches, nicht zu verachtendes Einkommen. Zum Sammeln des Erzes an der Oberfläche wurde keine Konzession benötigt.

Viel Schmutz und Lehm

Das gewonnene Erz war stark mit Erde und Lehm behaftet. Ehe es in den Hochofen kam, musste es gesäubert werden. Das geschah in den Erzwäschereien. So eine Erzwäscherei wurde zumeist an einer Quelle oder einem Wasserlauf angelegt. Sie bestand aus einer Mulde, die 10 Meter lang und 1,50 Meter breit war, wobei eine Seite eine Neigung von 45 Grad aufwies, damit das Erz nach der Wäsche leicht aus der Mulde entfernt werden konnte.

Der Erzwäscher rührte mit einer Stange in den Erzknollen, die vom fließenden Wasser umspült und gesäubert wurden. Mit einer Art Rechen schob er dann das gewaschene Erz auf eine Holzplatte. Das übrig gebliebene verschmutzte Wasser wurde in eine Schwämmkuhle abgeleitet, wo sich der Schlamm absetzen konnte. Es geschah jedoch sehr oft, dass die Ränder der Kuhle nicht standhielten und sich der ganze Schlamm über die angrenzenden Felder oder in einen Wasserlauf ergoss. Das gab natürlich Ärger und es folgten jede Menge Prozesse.

Älteste Erzwäsche im Fond-de-Gras

Da sich auf der Seite von Niederkorn etliche Erzwäschereien befanden, war die Korn hier zumeist stark verschlammt, was dem Müller Anton Werner, einem Vorfahren von Pierre Werner, wenig Freude bereitete. Aline Goergen-Jacoby berichtet, dass beispielsweise im Jahr 1842 die Korn in Niederkorn auf einer Strecke von 2.600 Metern gereinigt werden musste, weil sie komplett verschlammt war.

Die älteste Erzwäsche – sie wurde bereits 1811 erwähnt – befand sich im Fond-de-Gras. Sie wurde von  zwei Weihern gespeist. Erzwäschereien gab es daneben auch in Lavalswies, in den „Meeën“ (heute Spital), „Miercherbach“, „Pesselbierchen“, „Schanengârt“, „Paffenmoth“, „Großenbüsch“, „Werkgârt“, „Hattendahl“, „Scheuergrund“ und oberhalb der Mühle Roehrbach.

Am 20. April 1847 reglementierte der Differdinger Gemeinderat die Anlagen und die Benutzung der Erzwäschereien und machte damit den Betreiber für etwaige Schäden haftbar.

Die Verhüttung der Minette im Süden des Landes hatte auch das Ende der kleinen Schmelz-Schmiedewerke zur Folge. Sowieso brachte der übergroße Bedarf an Holzkohle mit sich, dass das Holz rar und sehr teuer wurde. Die Verhüttung des Bohnerzes rentierte sich nicht mehr.