Eine Marktlücke auf dem Escher Markt: Biohändler Emin Estrefi hört auf

Eine Marktlücke auf dem Escher Markt: Biohändler Emin Estrefi hört auf

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Gut für ihn, aber schlecht für seine treue Kundschaft: Emin Estrefi hat seinen Beruf als Markthändler aufgegeben. Seit 2008, dem Jahr, in dem er sich selbstständig machte, konnte man bei dem sympathischen und immer hilfsbereiten Emin frisches Obst und Gemüse zu einem stets äußerst fairen Preis kaufen. Das ist jetzt vorbei.

Zweimal die Woche hatte er seinen Stand auf dem Escher Markt direkt vor dem Rathaus. Mittwochs verkaufte er seine Ware am Pariser Platz in der Hauptstadt und am Donnerstag stand der fleißige Mann auf dem zu Recht viel gepriesenen und wohl schönsten aller inländischen Märkte, dem in Düdelingen.

Estrefi, der aus dem Kosovo stammt und den nicht wenige Kunden fälschlicherweise über Jahre hinweg Emile nannten, hat am Samstag auf dem „Knuedler“ einen definitiven Schlussstrich unter seine Karriere als fahrender Früchtehändler gezogen, da er eine feste Anstellung bei einer Gemeinde in der nahen Großregion antreten wird.

Im letzten Jahrzehnt gehörte Emin zum festen Inventar der Wochenmärkte. Die Qualität seiner Nahrungsmittel war stets exzellent, darüber hinaus war er ein sehr freundlicher sowie zuvorkommender Mensch. Und ein fairer Händler dazu.

Alles Bio oder was?

Zu seinem garantiert naturbelassenen und von jeglichen Pestiziden verschonten Obst und Gemüse gehörten sowohl Äpfel wie Birnen, Trauben wie Pflaumen. Goldgelbe Mirabellen, Quitten und Nüsse vervollständigten jetzt im Spätsommer das reichhaltige Angebot. Mangos und Ananas waren die einzigen Exoten im Sortiment.

Im Gemüse-„Rayon“ war ebenfalls Lokales angesagt. Da gab es Tomaten, die nicht nur rot glänzten, sondern auch nach solchen schmeckten, bunte Peperoni ohne Pestizide, Möhren, rote Beete sowie Sellerie und Salatköpfe, die auch die größten grünen Skeptiker bedenkenlos kauften und verzehrten.

Kein Nachfolger in Sicht

Nach 27 Jahren in diesem schönen, doch auch harten Job hat Estrefi beschlossen, sich neu zu orientieren. „Die beiden letzten Saisons waren anstrengend und im Winter setzte mir die Kälte genau wie allen anderen Marktkollegen böse zu“, erklärt der „falsche Emile“.

Immer ein Lächeln im Gesicht (Foto: Guy van Hulle)

Emin Estrefi wurde am 15. Januar 1970 in Mitrovica im Kosovo geboren. Im März 1992 floh er vor dem drohenden Bürgerkrieg nach Deutschland, wo er, obwohl gelernter Elektriker in seiner Heimat, zum Obst- und Gemüsehändler wurde. Zunächst mit herkömmlicher Ware; doch als er 2003 nach Luxemburg übersiedelte und in einer Bio-Anbau-Gärtnerei in Mamer eine Anstellung fand, lernte er den Unterschied kennen und die gesünderen Naturprodukte schätzen. 2008 beschloss Emin, der zwei Jahre später die luxemburgische Staatsbürgerschaft erlangte, seinen eigenen Einzelhandel aufzubauen.

Obwohl der Bio-Markt weltweit boomt, fand Estrefi keinen Nachfolger für sein „Outdoor-Geschäft“. Niemand unter den sonst so trendig biodynamischen „Vegantariern“ war bereit, das Risiko einzugehen und seinen Job zu übernehmen. Denn der ist doch mit vielen Opfern verbunden, wovon Frühaufstehen das kleinere, bei Wind und Wetter hinter der Theke ausharren das größere Übel darstellt.

J.C.KEMP
22. September 2019 - 9.18

Ja, wenn sie den Salat selber köpfen müssen und die Tofus schlachten sollen ,,,

Laird Glenmore
20. September 2019 - 9.01

Also auf Isabelle Hoss ( Lecker Schmecker ) konnte man gut verzichten aber Emin mit seinem tollen Gemüse und Obst nicht der hinterläßt eine große Lücke und über alle die Jahre hinweg hat sich eine richtige Freundschaft entwickelt ich werde ihn auf dem Wochenmarkt vermissen, aber wir haben ja privat Kontakt. Ich wünsche ihm und seiner Familie alles gut und hoffe das er in seinem neuen Job gut voran kommt. Ciao mein Freund.

Dingo
20. September 2019 - 8.46

Tja, wenns drum geht selbst Hand anzulegen ist das so arg geplagte Vegetrarier- oder Veganergewissen plötzlich nicht mehr so wichtig. Es ist halt einfacher mit prallgefülltem Geldbeutel Sprüche zu klopfen.