Ein wortwörtlich soziales Medium

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Kleidung, Möbel, Alltagsgegenstände, aber auch Erinnerungen sind innerhalb weniger Stunden den Flammen zum Opfer gefallen. Maria Adelaide Pires dos Santos und ihre Familie haben letzten Freitag bei einem Hausbrand in Differdingen so ziemlich alles verloren. Die Not ist groß, die Anteilnahme auch. Eine frühere Nachbarin hat nämlich einen Hilferuf via Facebook gestartet. Und der hat großen Erfolg.

Virginie Strippoli zögerte nicht lange: „Als ich von dem Hausbrand gehört habe, habe ich sofort reagiert. Wir waren früher Nachbarn. Unsere Kinder gingen auf die gleiche Schule. Als ich realisiert hatte, dass es sich um das Haus von Maria Adelaide handelt, wollte ich einfach nur helfen.“ Seit Freitag sind viele Nachrichten mit Hilfsangeboten bei ihr eingegangen. Der Aufruf wurde mittlerweile über 800 Mal geteilt. Momentan ist Virginie Strippoli hauptsächlich mit der Organisation und Logistik der Spenden und Hilfsgüter beschäftigt.

Doch es sind nicht nur die materiellen Gesten, die zählen. Gerührt zeigt sich Strippoli ebenso von der großen Anteilnahme, die seitdem bei ihr angekommen ist. Es haben sich auch schon Leute aus dem nahen Ausland gemeldet und welche, die dasselbe Schicksal teilen und in der Not helfen wollen.

Neben Kleidung ist das Wichtigste, dass auf die Schnelle eine neue Unterkunft gefunden wird. „Möbel und Haushaltswaren brauchen wir auch, doch im Moment haben wir leider keinen Platz, um sie aufzubewahren“, so Maria Pires dos Santos, eines der Opfer der Brandkatastrophe. Momentan sind die Betroffenen in einem Hotel und bei Bekannten untergekommen. Dies bedeutet, dass die Familien auf engstem Raum zusammenleben. Das schlägt den Brandopfern aufs Gemüt. Zudem gilt es, mit den psychischen Folgen des Brandes klarzukommen, der Angst und der Ungewissheit. Seit Freitag haben die Betroffenen nicht mehr richtig geschlafen und die Frage, wie es jetzt weitergehen soll, bleibt bis jetzt unbeantwortet.

Eigentlich benötigen sie psychologische Betreuung, doch bislang sei es schwer gewesen, jemanden zu erreichen oder Termine auszumachen, so die betroffene Familie. Hinzu kommt, dass die Gemeindeverwaltung momentan noch keine Wohnungen frei hat. Also müssen sie sich selbst auf die Suche machen. Dies gestaltet sich ebenfalls schwierig. Dennoch herrscht Zuversicht. Alle sind froh, dass nichts Schlimmeres passiert ist.

Eine kleine Ewigkeit

Das Haus in der rue Roosevelt ist durch die Flammen und das Löschwasser unbewohnbar geworden. Dort befanden sich insgesamt fünf Wohnungen. Das Feuer brach wohl in der Küche von Maria Adelaide Pires dos Santos aus. Tragisch ist, dass Maria Adelaide bereits einen Rauchmelder gekauft hatte, er aber noch nicht installiert war.

Sie war zum Zeitpunkt des Brandes im Stadtzentrum unterwegs, als sie von ihrer Schwester, die ebenfalls in dem Haus wohnte, benachrichtigt wurde. Die 500 Meter, die sie bis zu sich nach Hause zurücklegen musste, kamen ihr wie eine Ewigkeit vor.
Zum Zeitpunkt des Brandes befanden sich insgesamt vier Menschen in dem Haus. Es war reines Glück, dass niemand schwer verletzt wurde oder gar ums Leben kam. Einer von ihnen, Eduardo Rodrigues Lopes, schlief noch im Appartement unter dem Dach im zweiten Stock, als er die Rauchentwicklung bemerkte. In seiner Panik flüchtete der Mann aufs Dach, wo er um Hilfe rief. In seiner Not erwägte er sogar, die zehn Meter in die Tiefe zu springen.

In der Wohnung, in dem das Feuer ausbrach, schlief zu dem Zeitpunkt noch der Sohn von Maria Adelaide. Von der drohenden Gefahr bekam er jedoch zunächst nichts mit. Erst durch einen Anruf wurde überhaupt klar, dass sich noch ein Kind in dem Haus befand.
Der Brand konnte um kurz nach 14.00 Uhr gelöscht werden. Die Teams vor Ort verhinderten ein eventuelles Übergreifen der Flammen auf das Nachbarhaus. Was bleibt, sind traumatische Erlebnisse einer Familie. Und eine ehemalige Nachbarin, die die sozialen Medien zu einer exemplarischen Hilfsaktion nutzte …