Ein Unverstandener erklärt – Das Buch „Staark Kanner“ von Claude Meisch

Ein Unverstandener erklärt – Das Buch „Staark Kanner“ von Claude Meisch

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Da hat sich einer jede Menge Frust von der Seele geschrieben. Angesichts der praktisch permanenten Kritik an vielen seiner erziehungspolitischen Initiativen während der vergangenen fünf Jahre versucht Claude Meisch in seinem Buch „Staark Kanner – eng Häerzenssaach“, Einblicke in seine Motivationen und Überlegungen zu geben und diese in einen Gesamtkontext zu stellen.

Frustbewältigung eines Unverstandenen also? Sicher auch, aber nicht nur. „Staark Kanner“ bietet außerdem Einblicke in Biografie und Gedankenwelt des Autors, aber auch in Etappen der Entscheidungsfindung und in seine Vorgehensweise, seine politische Methode und die Fortschritte, die er aus seiner Sichtweise betrachtet erzielen konnte.

Dass Claude Meisch nicht über fehlendes Selbstvertrauen klagen kann, wird dabei ebenso deutlich wie die offensichtliche Lust, den Job des Bildungsministers auch weiterhin machen zu können.

Erklärung auf Luxemburgisch

Auf Luxemburgisch wohlgemerkt, erklärt Meisch, was er am Schulsystem, das er vorfand, als ungerecht empfand und weshalb er statt einer undifferenzierten Schule viele verschiedene Angebote vorzieht, die den ebenso verschiedenartigen Bedürfnissen der Kinder und Jugendlichen entsprechen.

Dies, ebenso wie andere Entscheidungen und Initiativen, die er während seiner Amtszeit verantwortete, illustriert der Autor anhand von konkreten Menschen und ihren Erlebnissen, zu denen auch er wiederholt gehört. So hat das Buch auch einen unterhaltsamen Charakter, wenn er z.B. beschreibt, wie er während seiner Zeit als Differdinger Bürgermeister schon mal mit seinem Sohn vor einer geschlossenen Schule stand, weil eine Lehrkraft ihnen ob weniger Minuten Verspätung die Tür des Gebäudes vor der Nase schloss.

Institutionelle Erziehung

Meisch beschäftigt sich in fünf ausführlichen, klar strukturierten – was erstaunt, wenn man bedenkt, dass das Buch in Pausen, in Staus, vor Sitzungen usw. entstand – Kapiteln mit diversen Aspekten institutioneller Erziehung, aber auch mit dem, was Kinder abseits von Horten und Schulen lernen.

Dabei unterstreicht er, dass es ihm bei seiner politischen Arbeit nicht um die Förderung eines Familienmodells, sondern eben um starke Kinder geht, die anständig vorbereitet in ihr unabhängiges Leben entlassen werden können.

Der Bildungstisch

Dabei spricht er ebenso das Problemfeld Berufsausbildung an wie die Luxemburger Sprache, die Unzulänglichkeit der PISA-Tests oder Bildungskriege und endet versöhnlich mit seinem Vorschlag zur Einberufung eines Bildungstisches („well de Konsens méiglech ass …“). Dieser könnte laut Meischs Vorstellungen „ein zentrales Steuerorgan der Bildungspolitik“ werden.

Abgerundet wird das bei Editions Phi erschienene Werk mit „Zwölf Prinzipien für eine gesellschaftsrelevante Bildungspolitik im 21. Jahrhundert“ und einem Nachwort von Prof. em. Dr Hans-Günter Rolff.

Wer spannende Lektüre während des Urlaubs sucht, der sollte sich eher in der Krimi-Abteilung der Buchhändler umschauen, wer aber Interesse für die nationale Politik und insbesondere die Schulpolitik hegt, wird in „Staark Kanner“ interessante Überlegungen finden; dies gilt ebenso für Anhänger wie für Gegner von Claude Meischs politischem Handeln.

Bistrot
10. Oktober 2018 - 21.09

Dat Buch ass, wéi soll ee sech ausdrécken, engem Minister mat Intelligenz net würdeg. Éischtens schreift ee Minister kee Buch a gëtt dat da privat eraus an zweetens ass et fir ee Mann mat enger wëssenschaftlecher Bildung (?) net würdeg ee Buch eraus ze brénge, wat dem klengste Faktcheck net Stand hält. Ech hu just ee Kapitel gelies an dat ass esou Falsch wéi et nëmme ka sinn.