Ein Toter und Verletzte bei erneuten Unruhen an der Gaza-Grenze

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Während Israel sein 70-jähriges Bestehen feiert, kommt es erneut zu Konfrontationen am Rande des Gazastreifens. Ein Palästinenser stirbt, weitere werden verletzt.

Bei erneuten Unruhen im Gazastreifen ist ein Palästinenser getötet worden. Der behinderte Mann sei seinen Schussverletzungen erlegen, teilte das palästinensische Gesundheitsministerium am Freitag mit. Fünf weitere Palästinenser seien von Schüssen israelischer Soldaten nahe der Grenze getroffen worden. Israels Regierung kam indes anlässlich der 70-Jahr-Feiern des jüdischen Staates in Tel Aviv zusammen.

Bei Massenprotesten an der Gaza-Grenze sind seit Ende März nunmehr 36 Palästinenser getötet und Hunderte durch Schüsse israelischer Soldaten verletzt worden. Die Armee hat immer wieder betont, die meisten der Getöteten seien „Terroristen“ gewesen.

Es ist der schlimmste Gewaltausbruch seit dem Gaza-Krieg 2014. Anlass für den „Marsch der Rückkehr“ ist der 70. Jahrestag der israelischen Staatsgründung. Die Palästinenser sehen die Staatsgründung als Katastrophe an, weil 1948 Hunderttausende von ihnen fliehen mussten oder vertrieben wurden. Sie pochen auf ein „Recht auf Rückkehr“ in das heutige israelische Staatsgebiet. Israel lehnt dies ab.

Junge Palästinenser zündeten am Freitag Dutzende Autoreifen an und bereiteten Hunderte Lenkdrachen vor. Sie lenkten die Drachen nach Israel – mit arabischen und hebräischen Botschaften wie „Zionisten: Es gibt keinen Platz für Euch in einem palästinensischen Land“.

Palästinenser hatten in den vergangenen Tagen immer wieder Lenkdrachen mit brennenden Flüssigkeiten oder Stofffetzen über die Grenze nach Israel gelenkt. Mehrfach hätten Felder in Israel Feuer gefangen, berichtete die „Times of Israel“.

Nach Augenzeugenberichten feuerten israelische Soldaten am Freitag massiv auf die Drachen. Die israelische Armeesprecherin sagte, ihr sei davon nichts bekannt.

Proteste bis zum 15. Mai

Die Proteste im Gazastreifen sollen bis zum 15. Mai dauern. Am 14. Mai 1948 wurde der Staat Israel gegründet. Die Palästinenser begehen den 15. Mai als Nakba-Tag (Tag der Katastrophe), weil im ersten Nahost-Krieg 1948 rund 700 000 Palästinenser flohen oder vertrieben wurden. Am 14. Mai wollen die USA zudem die US-Botschaft in Jerusalem eröffnen.

Am Freitagmorgen hatte die israelische Armee die palästinensische Bevölkerung davor gewarnt, sich dem Grenzzaun zu nähern. Ein Armeeflugzeug warf Flugblätter über dem Küstengebiet ab, wie die Armee mitteilte.

„Ihr beteiligt Euch an gewaltsamen Unruhen“, heiße es darin. „Die Terrororganisation Hamas nutzt Euch aus, um Terroranschläge zu verüben.“ Die Armee versuche, die Verluste zu begrenzen, werde aber keine Beschädigung der israelischen Sicherheitseinrichtungen dulden.

Die Hamas hatte 2007 die Macht im Gazastreifen an sich gerissen. Sie wird von der EU, den USA und Israel als Terrororganisation eingestuft. Sie hat sich die Zerstörung Israels auf die Fahne geschrieben und strebt die gewaltsame Einrichtung eines islamischen Palästinas auf dem Gebiet zwischen Mittelmeer und Jordan-Fluss an.

Israel setzte am Freitag seine Feierlichkeiten zum 70-jährigen Bestehen fort. Die Regierung von Ministerpräsident Benjamin Netanjahu kam zu einer festlichen Kabinettssitzung in Tel Aviv zusammen. „Wir sind sicher, dass wir die Fähigkeit haben, uns selbst zu verteidigen“, sagte Netanjahu. Dies sei „die Essenz der Unabhängigkeit“. „Wir hören die Drohungen aus dem Iran.“ Die israelischen Sicherheitskräfte seien auf jede Entwicklung vorbereitet.

Die Feiern enden nach 70 Stunden am Samstagabend. Während des Sabbat gibt es von Freitagabend an eine Ruhepause. Der Staat Israel wurde zwar am 14. Mai 1948 ausgerufen. Israel feiert sein 70. Jubiläum allerdings nach dem hebräischen Kalender. Deshalb begannen die Feierlichkeiten schon am Abend des 18. April.