Der Minister, sein Buch und das fehlende Publikum

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Bildungsminister Claude Meisch (DP) hat drei Monate vor den Wahlen ein Buch über Bildungspolitik veröffentlicht. Das Interesse an seiner Signierstunde hielt sich in Grenzen.

Bildungsminister Claude Meisch (DP) hat drei Monate vor den Wahlen ein Buch über Bildungspolitik in Luxemburg veröffentlicht. Am Samstag trat er in Luxemburg-Stadt für eine Signierstunde an. Das Interesse des Publikums hielt sich jedoch in Grenzen. 

„Sie sind vor der Zeit da“, sagt Jean-Claude Henkes. „Ungewöhnlich für einen Minister.“ Es ist kurz vor 11 Uhr am Samstagmorgen und der Buchhändler begrüßt gerade den Bildungsminister Claude Meisch (DP) vor der Buchhandlung „Ernster“ in Luxemburg-Stadt. Meisch soll heute eine Signierstunde abhalten. Kürzlich wurde sein Buch „Staark Kanner – eng Häerzenssaach“ veröffentlicht, für das er nun zwei Stunden lang werben soll. Der Minister spricht von einem „persönlichen Buch, in dem viele meiner Erfahrungen wiederzufinden sind“.

Es ist kein Zufall, dass sein Buch so kurz vor den Wahlen in den Buchläden steht. „Es hätte keinen Sinn ergeben, es in der Mitte der Legislaturperiode zu veröffentlichen“, sagt Meisch. Immerhin sei es auch eine Art Bilanz. Außerdem enthalte es Denkanstöße, von denen er hoffe, dass sie im Wahlkampf aufgegriffen werden. „Das Parteienspiel macht viel kaputt … Immerhin geht es um die Zukunft unserer Kinder“, sagt er.

„Are you selling a book?“

Meisch postiert sich neben einen hohen Tisch. Sein Buch liegt stapelweise neben ihm. In der Vitrine dahinter ist das Cover mit seinem Gesicht auf einem Poster zu sehen, auf dem für die Signierstunde geworben wird. Gläser sowie eine Flasche Schampus stehen für etwaige Besucher bereit.

Es ist 11 Uhr, offizieller Beginn der Signierstunde, das Buchgeschäft ist mit Menschen gefüllt, genau wie die Straßen der Stadt. Touristen suchen nach dem „Grand Ducal Palace“, Kunden durchstöbern die Bestseller, doch keiner scheint den Minister wahrzunehmen.

„Are you selling a book?“, fragt ein Passant. „Yes“, antwortet Meisch. „Hmm“, meint der Mann. Er geht an ihm vorbei, hinein ins Buchgeschäft und sieht sich die Krimis an. Um Viertel nach 11 unterschreibt der Minister sein erstes Buch. Eine Dame, die vorbeikommt, kauft es und lässt es signieren. Nach einem kurzen Wortwechsel zieht sie weiter.

Kritik von der Opposition

Das Buch von Claude Meisch ist nicht unumstritten. Die CSV-Abgeordneten Marc Spautz und Martine Hansen hatten den Minister kürzlich in einer parlamentarischen Anfrage kritisiert, weil das Ministerium eine Einladung zu einer Buchvorstellung über einen offiziellen Verteiler verschickte.

Meisch versteht nicht, inwiefern das problematisch sein sollte. Immerhin würden über diesen Verteiler regelmäßig Informationen an Ministeriumsmitarbeiter geschickt, die die Bildungspolitik in Luxemburg betreffen. Außerdem wäre es seiner Meinung nach unhöflich gewesen, die Menschen, mit denen er seit fünf Jahren arbeitet, nicht zur Vorstellung einzuladen.

Ob das Buch von ihm als Minister oder als Privatperson veröffentlicht wurde, weiß Meisch eigentlich selbst nicht. „Das kann man nicht wirklich trennen“, findet er. Es stecke Privates und Berufliches in dem Buch.

„Ich glaube, das ist der Bildungminister“

Es ist 12 Uhr mittags, die Glocken der Kathedrale läuten. Seit einer Stunde steht Meisch neben seinem Tisch. Den mitgebrachten Kugelschreiber, der in seiner hinteren Hosentasche steckt, hat er bisher noch nicht wirklich oft gezückt: Er hat gerade mal drei Bücher signiert.

Ein paar Passanten bleiben stehen und unterhalten sich mit ihm. Sie wollen wissen, wie ein Minister eigentlich die Zeit findet, ein Buch zu schreiben. „Wissen Sie, anders als meine Kollegen habe ich keinen Facebook-Account“, sagt er. Die Zeit, die er dadurch wettmache, würde es ihm eigentlich ermöglichen, fünf Bücher zu schreiben.

Etwas später. Ein Paar geht mit seinen beiden Kindern am Minister vorbei in das Buchgeschäft. Der Mann dreht sich noch einmal kurz um, wirft einen Blick auf Meisch, der etwas verloren neben seinem Tisch steht, und sagt auf Französisch zu seiner Frau: „Ich glaube, das ist der Bildungsminister.“ Die Frau dreht sich um, sieht sich Meisch an, blickt auf das Plakat und geht weiter. Kurz darauf bleibt ein älterer Herr stehen und fängt an, mit dem Politiker zu plaudern.

„Der Verkauf läuft ganz ruhig an“

Buchhändler Henkes muss kurz überlegen, als wir ihn fragen, ob sich das Werk des Ministers gut verkauft. „Der Verkauf läuft normal“, meint er zögernd. „Das läuft ganz ruhig an.“ Es seien gerade Ferien in Luxemburg und deshalb sei es eben nicht „der Boom“. Er ist trotzdem froh, dass Meisch gekommen ist. „Ich finde es mutig, dass er ein Buch geschrieben hat.“ Immerhin sei das Bildungsministerium kein einfaches Ministerium.

Tatsächlich gehört Meisch nicht gerade zu den beliebtesten Politikern in Luxemburg. In der rezentesten Umfrage zu dem Thema besetzte er den letzten Platz. Ein übliches Schicksal auf diesem Posten. Auch LSAP-Politikerin Mady Delvaux-Stehres, Meischs Vorgängerin, war nicht gerade die beliebteste Ministerin ihrer Zeit.

Kurz nach 13 Uhr ist die Signierstunde vorbei. Meisch hat in zwei Stunden gerade mal sechs Bücher signiert. Er holt seine Jacke, kauft zwei Bücher im Laden und geht, während die Kunden weiter ein und aus gehen.

Meisch hat in den vergangenen fünf Jahren am eigenen Leib erleben müssen, dass der Job des Bildungsministers ein undankbarer ist. Am Samstagmorgen hat er nun erfahren, dass es einem als luxemburgischer Schriftsteller nicht viel besser ergeht. Sogar wenn man nebenbei amtierender Minister ist.

OF
3. August 2018 - 14.24

Der gute Mann hat eben den Finger am Puls der Gesellschaft. Deswegen ist er ja auch nicht, anders als seine Kollegen, auf Facebook vertreten.

anne
30. Juli 2018 - 17.31

@Bender e wert jo sein Diplom net schons demols nogeworf krut hun ,an well daat dann esou einfach war durfir mëcht en daat dann och elo hei mat deenen sämtlechen Quereinsteiger. An déi soen him och Merci dofir, an all déi aner déi op Uni gin sin "Hennessen:

Nomi
30. Juli 2018 - 14.12

Daat nennt een kaafen vun Wiehlerstemmen ! Daat ass Korruptio'un ob hei'gem Niveau ! Ne Merci Gambia!

Bender
30. Juli 2018 - 13.56

Steet op gouvernment . lu, hien huet en Diplom an Wirtschaftmathé, wat alt normalerweis 8 Semester waren. Hie krut en mat 27...

Bistrot
30. Juli 2018 - 10.50

Ekonomiste? Erstaunlecherweis steet beim Ministere net, wat fir een Diplom de Meisch huet, ma nëmme wat e studéiert huet. Ech kenne vill Leit déi studéiert hunn, awer keen Diplom hunn, et also net fäerdeg gemaach hunn. Op dat beim Meisch wuel och de Fall ass?

Bistrot
30. Juli 2018 - 10.46

Huet en och do signéiert?

Jean
30. Juli 2018 - 8.51

Sou Bicher gett ett en masse, ma vun Fachpersonal wi Pädagogen, Psychologen... net vun engem économiste...

Bibb Mersch
29. Juli 2018 - 23.56

.. heute kann jeder der ein Smartphone besitzt auch ein Buch drucken lassen .. natürlich auch jede ..

Mainz Jean-Paul
29. Juli 2018 - 23.51

Nun jee, déi eng schreiwen Bicher, âanerer verschenken Rauchmelder, an erëm âanerer ginn 80% vun den Onkeschten fir Frâaen bis 29 Joer bei den Verhütungsmëttelen bäi. Alles geduecht fir sech an dâat richteg Liicht ze stellen virun den Wâhlen am Oktober. Halt, éen Politiker schengt awer den Géigendéel ze probéieren, den grengen Minister François Bausch. Hien léet sech mam ganzen Norden un, well hien net wëll, dass Läit aus dem Éisleck adequat an Stâdt oder nach méi wäit an den Suden schaffen fueren, respektiv âaneren Terminer kennen no ze goen. Wâat soll éen dovun hâalen?

tante lotti
29. Juli 2018 - 22.47

schade. aber wer liest heute noch bücher? und dann über dieses thema? da müsste man sich ja anstrengen. die gesellschaft 2018 kann/tut dies nicht mehr. es lebe der weltuntergang!

Nomi
29. Juli 2018 - 21.19

Eisen Direkter huet mol eisen Verkaafschef gefrot wei d'Geschaeft dann haut gelaaf ass. Hee kruut des Aentfert : Haut de Mo'en war 1 Client do an de Metteg war et besgen mei' ro'eg !

ronald
29. Juli 2018 - 19.23

..wann d‘Bibliotheiken an d‘Schoulen je 1 Buch kafen dann dierft den Mann emol garanteiert em déi 130 lass ginn. Et dierft jo bestëmmt keen Klassiker ginn, an den Bestsellerlëschten dierft deen prä-elektorale Wahlgadget och nët obtauchen. Iwregens zu Esch wor den Zoulaaf vun Keefer och nët ëmwerfend.

Meisch müsste...
29. Juli 2018 - 17.40

....eigentlich wissen das seine ´Stater´ Parteikollegen um diese Zeit in ihren Immobilien um Cannes herum sitzen, und ausser denen kennt ihn niemand in der Hauptstadt

Ouni Neid
29. Juli 2018 - 15.20

Auch wenn ich den Meisch und seine Bildungspolitik kritisch betrachte, Hut ab für diese Aktion! Wann kommt die Deutsche, Französische und Englische Fassung :-) Oh stimmt...., das sind ja nicht die Alleinstellungsmerkmale der Wählerschaft. "Hmm", sagte der Brite im Bericht.

anne
29. Juli 2018 - 14.51

Da géif ech léiwer déi Suen spenden wéih daat Buch do zekaafen