Ein letztes „Servus“: Das Abschiedsspiel der beiden Franken Dominik Zwick und Dominik Stolz

Ein letztes „Servus“: Das Abschiedsspiel der beiden Franken Dominik Zwick und Dominik Stolz
„Stolzi“ (l.) und „Zwicko“: Die beiden Franken wuchsen gemeinsam in Windsbach auf, trafen sich am Donnerstag zum Kaffeetrinken in Wasserbillig und werden sich am Sonntag im Stade Josy Barthel ein allerletztes Mal auf einem Fußballplatz gegenüberstehen.

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Sie sind die beiden einzigen Franken der BGL Ligue – und sie werden sich am Sonntag ein allerletztes Mal gegenüberstehen. Die Kumpels Dominik Zwick (Etzella) und Dominik Stolz (F91) wollen im Endspiel der Coupe de Luxembourg einen krönenden Abschluss: Für den einen endet die Karriere, für den andern eine atemberaubende Saison.

„Es ist ja keiner so abgebrüht wie Dominik Stolz“, scherzt sein Freund aus der frühen Kindheit, Dominik Zwick. Gerade unterhalten sich die beiden über das F91-Auswärtsspiel in Mailand. Ausgerechnet im mythischen San Siro war dem Flügelspieler des Meisters ein Treffer gelungen. „Ich wollte mein Trikot ausziehen, doch ich hatte schon Gelb gesehen. Stattdessen bin ich einfach herumgelaufen.“ Auf der Tribüne feierte der Etzella-Verteidiger, der mit rund 50 andern „Leuten aus der Heimat“ nach Italien geflogen war. „Ich kann dieses Erlebnis immer noch nicht in Worte fassen. Ich habe ihm dieses Tor total gegönnt. Sensationell …“ Auch mehr als sechs Monate später gerät der Innenverteidiger noch immer ins Schwärmen.

Das Thema Europapokal stand in den letzten Tagen ohnehin im Zentrum des Interesses. Düdelingen ist in der ersten Runde der Champions League gesetzt, die Nordstädter könnten sich nach 17 Jahren erstmals wieder für den Europapokal qualifizieren. Grund genug, dass auch die Zeitungen aus Nordbayern sich bereits bei den beiden Finalteilnehmern erkundigt haben: „Für die ist es außergewöhnlich, dass sich zwei Franken in einem anderen Land in einem Pokalfinale gegenüberstehen“, erklärt der 30-jährige Defensivspezialist.

Ähnlich groß muss der Rummel bereits 2008 gewesen sein: Vor elf Jahren trafen beide gemeinsam mit Ansbach in der ersten Runde des DFB-Pokals auf den Bundesligisten Karlsruher SC (0:5). Beide saßen beim damaligen Viertligisten zunächst auf der Bank, in der Schlussphase wurde Stolz eingewechselt. „Wir wissen genau, was der andere meint, wenn wir über Geschichten von früher sprechen“, schmunzelt Zwick. Stolz ergänzt: „Das ging von lustigen Abenden nach dem Training im Sportheim über Zelten bis hin zu den Nachmittagen im Waldstrandbad.“

Ob im Freibad oder auf dem Fußballplatz, die Wege der beiden Jugendlichen, deren Traum eine Profikarriere war, kreuzten sich regelmäßig. „Wir haben uns immer mal in Nürnberg getroffen. Er hatte bei Greuther Fürth später unter professionelleren Bedingungen trainiert, weshalb wir weniger Zeit hatten, uns zu sehen“, erklärt Zwick.

Zufälle und Telefonate

Stolz wurde bereits im Alter von sieben Jahren von Nürnberg gescoutet. Nach sechs Jahren endete die Zeit mit einer Ernüchterung und der Rückkehr nach Ansbach, wo Zwick vor dem Sprung in die erste Mannschaft stand. 2011 verließen beide den Verein, „eher aus Zufall“, wie Stolz meint. „Jeder hat eine Verbesserung gesucht“, ergänzt Zwick. Er selbst suchte sein Glück in Seligenporten.

Nach weiteren Stationen in Untermünkheim und Salmrohr landete er 2015 in Petingen. Paolo Amodio hatte den Innenverteidiger damals in die Ehrenpromotion gelotst – auf Anhieb gelang der Aufstieg. „Stolzi“, wie er ihn nennt, verließ gleichzeitig Bayreuth in Richtung Sandhausen. Doch wegen eines Außenbandrisses im Sprunggelenk war das Jahr in der zweiten Bundesliga nicht von Erfolg gekrönt. Bis beide sich in der BGL Ligue erstmals wiedersahen, dauerte es noch ein Jahr. „Er hat sich körperlich weiterentwickelt, ist athletischer geworden. Das kam über die Jahre durch den professionellen Umgang. Er hat viel mehr Erfahrung“, beschreibt Zwick die Verwandlung des Flügelspielers. „’Zwicko‘ hat jetzt natürlich einen ganz anderen Körper als früher. Er ist abgeklärter im Stellungsspiel und deutlich ruhiger geworden“, sieht es Stolz.

Mal war der eine verletzt, mal wurde der andere geschont: Obschon Düdelingen sich den Franken vor drei Jahren krallte, kam es erst zweimal zu einem direkten Duell. Nach einem 1:1 (damals noch für Petingen) gab es in dieser Saison ebenfalls nur eine direkte Konfrontation: 20 Minuten spielte Stolz in der Rückrunde gegen seinen früheren Schulfreund. Beide bestätigen jedenfalls den Spruch, dass man die Kollegialität für 90 Minuten auf Eis legen kann: „Klar geht das. Man wirft sich hin und wieder mal ein lustiges Wort zu …“, „… aber es geht um den Sieg“, beendet Zwick den Satz. „Es kann auch heiß hergehen nach einem Tackling oder einem Fehler.“

Achterbahn der Gefühle

Davon werden sich am Sonntag wohl viele Zuschauer ein eigenes Bild machen wollen. Das Pokalfinale wird für den Ettelbrücker ohnehin eine Achterbahn der Gefühle werden: „Es wird mein letztes Spiel werden. Danach hänge ich meine Schuhe an den Nagel. Emotional wird es eines der schwersten und schönsten Spiele meiner Karriere.“

Sein Kumpel wollte ihn nicht von dieser Entscheidung abhalten: „Das muss jeder für sich selber wissen. Ich wollte mich da nicht weiter einmischen. Ich denke aber, dass er die richtige Entscheidung getroffen hat. Mit so einem Spiel aufzuhören … Besser geht’s ja fast nicht. Und wer weiß, vielleicht gibt er ja nach einem Jahr sein Comeback.“ Der Physiotherapeut wird im August zum ersten Mal Vater und hat sich demnach aus privaten Gründen zum Schlussstrich entschieden.

Gegenseitige Anrufe, ein guter Rat und reger Informationsaustausch: Auch in der Vergangenheit haben sich die Windsbacher Jungs öfters ausgetauscht. „Hätte ich nicht mit Dominik über Luxemburg gesprochen, wäre ich wahrscheinlich nicht hier“, blickt Stolz zurück. „Er hat nicht geflunkert. Alles, was er mir beschrieben hat, trifft zu.“

Nicht gelogen

Über Stadien, die den Spielfeldern der Kreisliga ähneln, bis hin zu den niedrigen Zuschauerzahlen: Die präzise Beschreibung des damaligen Petingers schreckte ihn nicht ab. Das klare Ziel war, in den Genuss des Europapokals zu kommen. Die überzeugenden Worte von Trainer Dino Toppmöller erleichterten Stolz die Entscheidung. Seither hat der Franke einen Pokal und drei Meisterschaften gewonnen. „Es wird wohl sehr lange dauern, bis eine andere Mannschaft in die Gruppenphase einzieht. Wir haben die Coupe de la Ligue gewonnen, die Meisterschaft, es fehlt also nur der Pokal, um etwas nie Dagewesenes zu krönen.“

Die Etzella-Elf backt kleinere Brötchen. Allein das Erreichen der Europa League wäre das Highlight für manchen jungen Luxemburger, wie Zwick meint. „Der ganze Norden steht hinter uns. Unsere Fans haben uns heiß gemacht. Es wird eine Mammutaufgabe, das steht fest. Aber wir wollen diesen Pott für die gesamte Region holen.“ Dann verabschiedet sich der Physiotherapeut mit einem Augenzwinkern in Richtung Stolz: Bevor sie am Sonntag ein letztes Mal gemeinsam auf den Rasen einlaufen, wird es wohl bestimmt noch den einen oder anderen fränkischen Kommentar geben.

Ohnehin ist die Zukunft von Dominik Stolz ungeklärt. Jedenfalls stehen die Zeichen auf Abschied. Neben dem 1. FC Saarbrücken sind auch Kaiserslautern und Nürnberg an einer Verpflichtung des 29-Jährigen interessiert. Was ihm wohl „Zwicko“ raten wird?