Ein Investor sieht grün: „Wir achten darauf, dass die CO2-Emissionen zurückgehen“

Ein Investor sieht grün: „Wir achten darauf, dass die CO2-Emissionen zurückgehen“

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Die Verwaltungsgesellschaft La Française sieht sich als umweltgerecht handelndes Unternehmen und will die Gelder ihrer Kunden verantwortungsbewusst anlegen. Das Tageblatt sprach mit dem CIO Equity, Laurent Jacquier-Laforge, verantwortlich für die Investmentphilosophie „Strategically Aware Investing“, die darauf abzielt, Aktien von Firmen auszuwählen, die sich positiv auf den Klimawandel auswirken.

Tageblatt: Herr Jacquier-Laforge, wie beurteilen Sie als Investor die Ergebnisse der UN-Klimakonferenz in Kattowitz? Welche Rolle spielt der Klimawandel in Ihrem Investitionsprozess?

Laurent Jacquier-Laforge: Bei unserem Investitionsprozess achten wir darauf, so viel wie möglich an der Energiewende teilzunehmen und dazu beizutragen, dass die CO2-Emissionen zurückgehen. Die Erwartungen an die COP24 waren nicht so hoch wie in Paris, bei der COP21. Ein wichtiger Punkt war, dass alles überprüft wurde, was es ermöglicht, die Emissionsreduktionen korrekt zu quantifizieren, und ob die Regierungen diese Programme auch anwenden. Unser Ziel als Vermögensverwalter ist, an dieser Reduktion teilzunehmen, indem wir die Ersparnisse unserer Kunden in Aktienfonds von Unternehmen, die am wenigsten CO2 ausstoßen, leiten.

Wie sähe ein strenges Abkommen aus?

Ein strenges Abkommen würde die Länder dazu zwingen, sich an die Versprechen zu halten, die sie 2015 in Paris gegeben haben. Es würde auch dazu beitragen, dass der Preis für Emissionsrechte in der EU (ETS – Emissions Trading System) auf ein höheres Niveau steigen würde.

Wie hoch sollte der Preis für ein Zertifikat Ihrer Meinung nach sein?

Er sollte schon von knapp 22 Euro pro Tonne produziertem Karbon auf mindestens über 30 Euro, besser 70 Euro, pro Tonne CO2 steigen. Ab dieser Preisspanne gibt es Auswirkungen auf die realen CO2-Emissionen. Dies schlägt auch der Wirtschaftswissenschaftler Joseph E. Stiglitz als ersten Schritt vor. Der Preis ist das Schlüsselelement, das die Fondsmanager dazu bewegt, ihre Investitions-Entscheidungen zu ändern. Für uns gilt: Je höher der Preis für ein Zertifikat, desto besser. In Schweden ist man da schon einen Schritt weiter. Dort gibt es einen Preis in Form einer Steuer. Die liegt bei umgerechnet 100 Euro pro Tonne, da fängt es schon an, wehzutun, wenn man nicht aktiv wird.

Wie erklärt man den Konsumenten solche Klimasteuern?

Nun, in Frankreich haben wir ein wahres Problem mit den Klimasteuern und den Auswirkungen auf die Kaufkraft der Konsumenten. Aber auch die Industrie leidet unter Klimasteuern. Man muss zwar rasch handeln, um dem Temperaturanstieg einzudämmen, aber man muss auch dafür sorgen, dass die Wirtschaft nicht zusammenbricht. Um dafür zu sorgen, dass die grüne Revolution die Gesellschaft nicht spaltet, ist viel Vernunft notwendig. Zu einer Spaltung darf es nicht kommen.

Der „Fonds Carbon global“ investiert nicht nur in CO2-neutrale Unternehmen, sondern auch in solche, die ein sehr hohes Einsparpotenzial haben, also viel CO2 produzieren. Warum?

Eigentlich gibt es drei Kategorien von Unternehmen: Solche, die viel CO2 produzieren, sich aber dazu entschlossen haben, ihren Ausstoß zu reduzieren. Das können große Energieerzeuger sein, Transportunternehmen und so weiter. Wenn man sich dazu entscheidet, mit seinen Ersparnissen einen Teil zu der CO2-Reduktion beizutragen, hat man zwei Möglichkeiten: Man kann grüne Anleihen kaufen und so Wind- oder Solarparks finanzieren oder man kann in ein Unternehmen wie RWE investieren, ein Unternehmen, das Uran und Kohlen verbrennt, um Strom zu erzeugen. RWE hat sich dazu entschlossen, an der Energiewende teilzunehmen. Der Konzern hat mit seinem historischen Konkurrenten Eon fusioniert, um an mehr alternative Energien zu gelangen und so weniger Kohlen zu verbrauchen sowie um den Atomausstieg, der ja vom Gesetz vorgesehen ist, sicherzustellen. Diese Entscheidung eines der größten energieerzeugenden Unternehmen hat, was den CO2-Ausstoß betrifft, größere Auswirkungen als der Bau eines Windparks.

Wie stellen Sie sicher, dass sich die Unternehmen auch an die guten Vorsätze halten?

In unserem Fonds gibt es Unternehmen, die sich schon im Wandel befinden und dies auch beweisen können. Wenn dies nicht der Fall ist, dann desinvestieren wir. Daneben gibt es aber auch eine zweite Kategorie von Unternehmen, in die wir investieren, nämlich solche, die der ersten Gruppe helfen können, ihren CO2-Ausstoß zu mindern, die sogenannten Enablers. Diese stoßen selbst kein CO2 aus und verfügen über das Wissen, wie die Emissionen gemindert werden könnten. Das führt auch dazu, dass Technologie-Unternehmen stark in unserem Fonds vertreten sind. Ohne Technologie gibt es keine CO2-Reduktion. Bei der dritten Gruppe handelt es sich um Cleantechs. Das sind dann die Hersteller von Windkrafträdern oder Betreiber von Solarparks. Wir besitzen Teile von NextEra Energy, einem Betreiber von Fotovoltaikanlagen im industriellen Maßstab.

Lässt sich damit eine Rendite erwirtschaften?

Unser Versprechen ist es, besser als ein globaler Aktienindex, beispielsweise als der MSCI World, zu sein. Die Börsenperformance ist ein wichtiger Punkt. Unternehmen, die gut aufgestellt sind, was CO2-Reduktionen betrifft, sind auch solche, die eine bessere Börsen-Performance haben.

In dem Fonds befinden sich auch Walmart-Aktien. Was zeichnet den Einzelhandelskonzern in Sachen Umweltschutz aus?

Walmart ist für uns ein gutes Beispiel eines Unternehmens, das sich im Wandel befindet. Das Problem, das Walmart mit vielen Logistik- und Einzelhandelsunternehmen teilt, sind die Emissionen der Lieferwagen und die der Produkte, die verkauft werden. Walmart hat sich 2017 im Projekt Gigaton dazu verpflichtet, bis zum Jahr 2030 eine Milliarde Tonne Treibhausgase in der globalen Wertschöpfungskette einzusparen und so seine Auswirkungen auf das Klima zu begrenzen. Die Verantwortlichen kommunizieren ihre Fortschritte sehr genau. Wir erhalten regelmäßig einen Bericht zum aktuellen Stand. Sie haben es geschafft, den CO2-Ausstoß signifikant zu senken. Dies gilt auch für UPS, einem Unternehmen, das viel CO2 produziert und es durch Verbesserungen der Logistik schafft, dafür zu sorgen, dass z.B. die Lastwagen fast immer beladen fahren.

Gibt es dazu Zahlen?

Durch das Projekt Gigaton konnte Walmart im ersten Jahr 20 Millionen Tonnen Treibhausgase einsparen. UPS konnte in der ersten Phase durch die Reduzierungen 400 Millionen Dollar einsparen. Dank diesem Geld konnte das Unternehmen mit Daimler ein Abkommen über die Lieferung von Elektrolieferwagen abschließen. Es gibt immer mehr Städte, beispielsweise Hamburg, die innerhalb der Stadtgrenzen, also auf dem letzten Kilometer, nur noch saubere Fahrzeuge erlauben. UPS hat es also nicht nur geschafft, CO2 und Geld zu sparen, sondern auch die eigenen Gewinnmargen zu erhöhen und neue Märkte zu erschließen. Dies ist wirtschaftlich interessant und dient zugleich dem Umweltschutz.

Haben Sie in Tesla investiert?

Nein. Dies hat auch einen Grund: Wir sind der Meinung, dass die Idee hervorragend ist, die finanzielle Situation aber nicht unseren Investitionskriterien entspricht. Zu teuer und zu riskant. Mit dem Erscheinen des Model 3 haben wir auch beobachten können, dass schon Industriewissen notwendig ist, um Millionen Autos pro Jahr produzieren zu können, so wie Toyota es kann. Dieses Wissen hat Tesla noch nicht. Zudem sind die Wagen besonders groß und schwer und verbrauchen dementsprechend auch viel Energie. Es ist nicht so, dass der Energieverbrauch keine Rolle mehr spielt, wenn man sich in einem Elektroauto befindet. Angesichts der bewegten Masse und der Motorleistung verbraucht das Auto wahnwitzige Mengen an Energie. Wir bevorzugen vernünftigere Lösungen. Wir haben schon Elektrohersteller in unserem Fonds, z.B. BYD aus China und den Hersteller von Elektrobussen Jutang Bus.

Was tut der Fonds, wenn alle Unternehmen ihre Emissionen zurückgefahren haben und es keine mehr gibt, bei denen Optimierungspotenzial besteht?

Als Bürger hoffe ich, dass dieser Tag bald kommen wird. Als Fondsmanager stellt dies auch gar kein Problem dar. Jedes Jahr reduzieren die Unternehmen ihren CO2-Ausstoß ein Stückchen weiter. Wenn dies eines Tages nicht mehr möglich ist, werden wir uns mit der CO2-Abscheidung und -Speicherung beschäftigen. Total arbeitet schon heute an diesem Thema. Das IPCC sagt, dass, selbst wenn im Jahr 2050 der Ausstoß bei null liegt, die Klimaerwärmung über die Zwei-Grad-Marke steigen wird. Man muss also dann das CO2 aus der Atmosphäre einfangen und sammeln. Das geht mit Wäldern, aber auch die Ozeane können ihren Teil dazu beitragen. Wir brauchen ebenfalls chemische oder mechanische Verfahren, die das CO2 auffangen. Es gibt zwar Total oder Staoil, die sich mit dem Thema beschäftigen, jedoch kein Unternehmen, das nur dies tut. Wir haben schließlich noch 100 Jahre vor uns, um dies zu optimieren. Wenn wir es schneller schaffen sollten, umso besser.

Patrick W.
5. Februar 2019 - 15.43

Den Co2 geet net zerëck, jiddenfalls net am Alldag. Net haut, net muer. Net kuerz- an net mëttelfristeg. Dir kënnt an Projet'en investéieren, dei irgendwann, eventuell gebaut ginn. Bis et esou weit ass, kann lang daueren. Wann iwerhaapt. Nach dobei kënnt, dat dei Investment-Projet'en an eischter Linn, mol eppes sinn, fir d'Suen "fest-ze-setzen" mat gréngem "touch". Bis et souweit ass, as de Wuestum schonns lang weider gang.... d' KLIMA hötzt sech kräfteg op. Dei nei Projet'en sinn dann beschtenfalls ZOUSÄTZLECH liicht reduzéierten Co 2 - deen bei onsen aalen Co2 DOBEI könnt ! Et berouegt, hönnert d' POLITIK drun, direkt haut handelen ze mussen. Vierwaat gëtt den Co2 vun der Industrie an Logistik, net gebremst. Direkt an der réeller WELT ?!