„Ein großer Schritt nach vorn“ – Luxemburgs Schüler und die Gratisbücher

„Ein großer Schritt nach vorn“ – Luxemburgs Schüler und die Gratisbücher

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Mit dem Schulanfang gehört der September zu den Monaten im Jahr, in denen der Buchhandel den größten Ansturm verzeichnet. Seit dieser „Rentrée“ sind Pflichtschulbücher für alle Schüler gratis. Ein Gespräch mit Anne Diderich, Besitzerin der Librairie Diderich in Esch und Präsidentin der „Fédération luxembourgeoise des libraires“.

Tageblatt: Benötigen Sie eigentlich personelle Verstärkung, um den anstehenden Ansturm zu bewältigen?
Anne Diderich: Und ob. Wir haben acht Studenten zuzüglich zu unserem Personal für die Monate August bis Oktober eingestellt. Ansonsten ist die ganze Arbeit, die anfällt, nicht zu bewältigen. Die Vorbereitung auf die „Rentrée“, die im Juli und im August beginnt, ist allerdings das A und O.

Was ist diesmal anders?
In den Grundschulen ist eigentlich alles beim Alten. Am Ende des Schuljahres geben viele Lehrer den Schülern eine Liste mit auf den Weg, damit sie die ganzen Einkäufe bereits in den Sommerferien erledigen können. Farbstifte, Wasserfarben, Ordner, Hefte … all das, was halt zur Basisausstattung eines Schülers im „enseignement primaire“ gehört. Man könnte eigentlich denken, dass der ökologische Aspekt eine Rolle beim Kauf spielen würde. Das ist aber nicht der Fall. Allgemein sollte man beim Kauf auf eine gute Qualität setzen. Es geht ja hier in erster Linie um Nachhaltigkeit. Lieber bei Schnellheftern etwas mehr ausgeben, denn dann halten die auch bis zum Ende des Schuljahres durch.

Und im „Secondaire“?
Die große Änderung ist natürlich, dass die Pflichtschulbücher nun kostenlos sind. Das ist in meinen Augen ein großer Schritt nach vorne, denn anhand der präzisen Listen können wir den Schülern nun das Material mit auf den Weg geben, was benötigt wird und auch auf dem Lehrplan steht. Dieser „Wildwuchs“, wie er jahrelang stattfand, um es mal so zu formulieren, ist nun endlich passé.

Wie läuft das konkret ab?
Die Schüler haben ein Login und ein Passwort für ihr Konto auf mybooks.lu. Wir sehen dann auf Anhieb, wer was braucht. Und falls es da bereits Geschwister gab, die die gleiche Klasse besucht haben, dann greifen wir auf diese Secondhand-Ware zurück. Im Gegenzug erhält der Schüler dann einen Gutschein von 50 Prozent des Buchpreises.

Und wie bekommen Sie als Händler das Geld zurückerstattet?
Jeder Bücherladen, der Schulbücher verkauft, musste eine spezielle Software installieren. Die ganzen Daten werden erfasst und ans Ministerium verschickt, das daraufhin die Gelder zurückerstattet. Dieses System ist recht einfach und funktioniert einwandfrei. Im Übrigen ist es auch so, dass alle Buchläden, die zuvor auch Schulbücher verkauft haben, mitmachen. Es ist also nicht so, dass einige Geschäfte außen vor bleiben bzw. benachteiligt werden.

Wie ist es um das Thema Schulranzen bestellt?
Der Schulranzen ist ein echtes Dauerthema. Ich empfehle auch hier, auf Qualität zu setzen, schließlich geht es um die Gesundheit des Kindes. Wichtig sind Ergonomie und Gewicht. Man sollte gleich am Anfang richtig investieren, denn moderne Schulranzen überdauern meistens die gesamte Grundschulzeit.

Wird das klassische Buch mit dem Trend in Richtung Tablet mehr und mehr verschwinden?
Es gibt ja bereits diese iPad-Klassen, aber parallel immer noch Bücher. Das Buch muss bleiben, genauso wie das Schreiben. Sonst geht den Schülern die ganze Motorik verloren. Gedanken mache ich mir, wenn ich feststelle, dass Schüler ihr Handy hervorholen, wenn sie nach ihrer Anschrift gefragt werden. Diese ist dann im Handy gespeichert, genau wie die Telefonnummer. Das sind in meinen Augen Dinge, die jeder im Kopf haben muss.

Lesen die Kids noch?
Absolut. Anfangs ist die Begeisterung riesig. Sie nimmt dann aber bis zum zwölften Lebensjahr und mit der einsetzenden Pubertät ab. Entscheidend beim Lesen ist ohnehin das Elternhaus: Lesen Vater und Mutter, dann lesen auch die Kinder. Nicht zu vergessen das Vorlesen. Auch das ist Teil der Motivation. Ich denke, dass in der Hinsicht in den letzten Jahren viele Anstrengungen unternommen wurden. Und das ist gut so. Das Lesen ist auf jeden Fall nach wie vor fest in unserer Kultur verwurzelt.

Abschließende Frage: Wie läuft das Café, das Sie vor einigen Monaten in Ihrem Geschäft eröffnet haben?
Das Café läuft gut und es dynamisiert das Geschäft. Zudem kommt man leicht in Kontakt mit Menschen, die man zuvor nie gesehen hat.

Die Kosten des „Bildungspaketes“

Wenn am Montag die Schule losgeht, kommen 42.000 Schüler mit Büchern in ihre Klassen, die der Staat bezahlt. Das ist zum ersten Mal so und gilt für alle Schüler, wie das Bildungsministerium auf Anfrage mitteilt. Bisher waren lediglich die Materialien für Grundschüler gratis. Je nach Klassenstufe und Ausbildung können das pro Schüler bis zu 450 Euro sein.

Rund 14 Millionen Euro investiert der Staat damit in die Bildung. Die Motivation ist einfach: Laut Ministerium sei es ein Anliegen der Regierung, vor allem junge Familien in der „Hush Hour“ des Lebens finanziell zu unterstützen, wenn verschiedene Herausforderungen gleichzeitig auf sie zukommen wie Kindererziehung, Wohnung und berufliche Entwicklung. Parallel dazu sei deshalb auch die Gratisbetreuung von 20 Stunden in der Woche für ein- bis vierjährige Kinder eingeführt worden.

Die Bücher sind Eigentum des Schülers, wobei das Ministerium einen nachhaltigen Umgang fördert. Wer gebrauchte Bücher benutzt, erhält daraufhin einen Gutschein für den Kauf von anderen Schulmaterialien, der 50 Prozent des Neuwerts der Bücher entspricht. wie

BillieTH
15. September 2018 - 18.56

der Schtitt nach Vorrn im Bereich Spendekontrolle sehe ich leider nicht. apres nous le deluge