Eifel-Jäger fürchten Hunde-Krankheit

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Aujeszky - diese Krankheit endet bei Hunden mit dem Tod. Übertragen wird sie über infizierte Wildschweine, mit denen Jagdhunde in Kontakt kommen. Die Zahl der Fälle ist gering, Jäger gehen aber von einer Dunkelziffer aus.

Viele Jäger in Rheinland-Pfalz und im Saarland gehen derzeit mit einem mulmigen Gefühl auf Wildschweinjagd. Sie befürchten, dass sich ihre Hunde über einen Wildschweinkontakt mit der sogenannten Aujeszkyschen Krankheit (AK) anstecken könnten. „Die Angst ist natürlich ganz klar gegeben“, sagte der Hundeausbilder und Vize-Landesobmann für das Jagdhundewesen beim Landesjagdverband Rheinland-Pfalz, Edmund Kohl, in Klausen (Kreis Bernkastel-Wittlich). Wenn sich Hunde mit dem Virus an einem Tier infizierten, seien sie nach zwei bis drei Tagen tot. „Sie haben keine Chance“, sagte er.

Die Zahl der Fälle, die beim Landesuntersuchungsamt (LUA) in Koblenz gemeldet sind, ist gering. Zuletzt wurde die Krankheit, auch Pseudowut genannt, Ende 2016 bei einem Jagdhund im Kreis Bernkastel-Wittlich nachgewiesen. Dieses Tier habe Bisskontakt zu einem Wildschwein gehabt, sagte LUA-Sprecherin Kerstin Stiefel. Ende 2015 war AK zum ersten Mal seit sechs Jahren bei einem Hund im Hunsrück festgestellt worden. Ob es eine „Dunkelziffer“ gebe und wie hoch sie sei, wisse man nicht, sagte Stiefel.

Hohe Dunkelziffer

Es gebe eine hohe Dunkelziffer, meinte Kohl, der eine Stöberhundmeute leitet und Vorsitzender des Deutsch-Drahthaarvereins Rheinland Pfalz ist. „Es gibt viele Fälle, die gar nicht angezeigt werden.“ Denn nicht immer laufe die Krankheit mit dem typischen extremen Juckreiz ab, bei dem sich Hunde blutig kratzen. Es gebe auch Fälle innerer Entzündungen, an denen Hunde in kurzer Zeit eingingen. „Dann wird nicht direkt AK vermutet“, sagte er. Eine Übertragung des Virus auf den Menschen ist nicht bekannt. Wildschweine können es lebenslang in sich tragen, es wird vor allem bei Stress aktiviert.

Berufsjäger Matthias Lahme aus Piesport an der Mosel hat seine dreijährige Hündin Bea Ende 2016 nach einer Infizierung verloren. „Sie hat sich Donnerstag auf einer Jagd in der Eifel angesteckt und Samstag war sie tot“, sagte er. Unter den Jägern werde in der laufenden Jagdsaison viel über AK gesprochen, auch weil es mit der gestiegenen Wildschweinpopulation eine stärkere Jagd auf Schwarzkittel gebe. „Die Jäger haben Angst.“ Er forderte, dass ein Impfstoff gegen die Krankheit entwickelt werde. „Wir lieben unsere Hunde“, sagte Lahme, der bei Gießen in Hessen arbeitet.

Große Aufregung im Saarland

Auch bei den Jägern im Saarland ist Aujeszky ein Thema. Im Spätsommer sei die Aufregung groß gewesen, nachdem vier Wildschweine im Nordwesten des Landes auf das Virus untersucht worden – und alle positiv waren, berichtete der Geschäftsführer der Vereinigung der Jäger des Saarlandes, Johannes Schorr, in Saarwellingen. Die Jäger seien nun sensibilisiert und beim Umgang mit erlegtem Schwarzwild vorsichtiger. Ihm sei im Saarland kein AK-Fall bekannt, ausschließen wolle er es aber nicht. „In dem Moment, in dem ich mit dem Hund auf die Jagd gehe, gehe ich ein Risiko ein“, sagte Schorr.

„Es ist eine Ungewissheit da“, betonte auch Michael Gillert, Revierleiter in Waldrach (Kreis Trier-Saarburg). „Wenn man den Hund laufen lässt, hat man immer im Hinterkopf, es könnte was passieren.“ Das Einzige, was man machen könne sei, den Hund nicht an tote Wildschweine heranzulassen. Bei der Jagd an sich sei aber ein Kontakt nicht vermeidbar. „Der Hund soll ja jagen“, sagte Gillert. Und Hunde seien gerade bei der Wildschweinjagd wichtig: Ohne Hund bekomme man kein Schwein aus der Dickung.

Nach Angaben des Landesuntersuchungsamtes ist die Aujeszkysche Krankheit eine weltweit verbreitete Herpesvirusinfektion der Säugetiere. Hauptwirt und Virusreservoir ist das Schwein. Dank intensiver Bemühungen sei es bereits vor einigen Jahren gelungen, das Virus in den Hausschweinebeständen in Deutschland zu tilgen. Eine Anzeigepflicht gilt nur für Hausschweine und Rinder. Eine Impfung gegen die Krankheit für Hunde gebe es nicht, teilte das LUA mit. Bisskontakt bei der Jagd sei nicht immer zu vermeiden, doch sollten Jäger ihre Hunde von erlegtem Schwarzwild fernhalten und entnommene Innereien nicht roh verfüttern, rieten die Experten.