Digitale Infrastruktur: Luxemburg wird immer besser

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Die Digitalisierung ist in Luxemburg Chefsache: „Luxemburg ist die Lokomotive, wir wollen nicht im Waggon sitzen“, sagte Premierminister Xavier Bettel vor Journalisten im September des vergangenen Jahres. Tatsächlich hat die Regierung zahlreiche Initiativen gestartet. Das neueste, „Fit4Digital“, startete im Januar und soll vor allem die kleinen und mittleren Unternehmen im Land bei der Digitalisierung voranbringen.

Aber zahlen sich die Anstrengungen auch aus? Oder hapert es an der banalen Praxis – wie beispielsweise an einem schlechten Handyempfang? Die Europäische Kommission hat auf diese Fragen eine Antwort gesucht. In ihrem Digital Economy and Society Index nimmt sie alle Mitgliedstaaten unter die Lupe. Und Luxemburg schneidet im Vergleich gut ab. Das Land gehört zum „High-Performance-Cluster“ der Länder, lobt die Kommission. Grund sei eine ambitionierte Strategie für den digitalen Sektor unter der Ägide der staatlichen Initiative Digital Luxembourg. EU-weit landet das Land hinter Dänemark, Schweden, Finnland und den Niederlanden auf Platz fünf des Rankings für 2018.

Die EU-Länder im Vergleich:

Das ist zwar derselbe wie im vergangenen Jahr. Aber dennoch konnte sich das Land verbessern. Die Fortschritte wurden laut Kommission beim Zugang zum Netz, der Nutzung von Internetdiensten und der Integration von digitalen Technologien gemacht. Nur beim Humankapital ging es abwärts. Was den Premierminister freuen wird: Einen besonders großen Sprung machte Luxemburg bei der Digitalisierung der Behörden.

1. Konnektivität

Das Land sei in Sachen Breitband „komplett abgedeckt“, heißt es im EU-Bericht. Und die Luxemburger mögen ihr Internet offenbar mobil. Um zehn Prozent wuchs die Zahl der Mobilfunkverträge mit Datenoption innerhalb nur eines Jahres. Laut EU-Kommission können 98 Prozent der Haushalte mit 4G surfen. Das geht offenbar auf Kosten der Hausanschlüsse. Zwar können mehr als 99,5 Prozent der Haushalte theoretisch ans Breitband angeschlossen werden, aber nur 94 Prozent nehmen die Gelegenheit wahr. Das liegt zwar immer noch über dem EU-Schnitt, ist aber ein um zwei Prozent schlechterer Wert als 2017. Entschließen sich die Menschen aber doch für einen Hausanschluss, dann darf’s ruhig auch ein bisschen schneller sein: 22 Prozent wollen ultraschnelles Internet mit 100 Mbit oder mehr.

2. Humankapital

In Sachen Humankapital sieht es in Luxemburg weniger rosig aus. „Ein großer Anteil von Unternehmen berichtet, dass freie Stellen für IT-Spezialisten schwer zu besetzen sind“, heißt es im EU-Bericht. In Zahlen ausgedrückt: 65 Prozent der Luxemburger Firmen, die nach IT-Personal suchen, bekamen 2017 schwer Nachwuchs. Der EU-Schnitt liegt bei 48 Prozent. Als ein möglicher Grund dafür nennt die EU-Kommission die hohe Zahl von Luxemburgern, die Technologie-Fächer im Ausland studieren – und eben nicht in Belval. Zudem berücksichtigt sie in ihrem Bericht, dass mehrere staatliche Initiativen in 2017 gestartet wurden, die dem Fachkräftemangel entgegenwirken sollen. Damit sollte sich der Staat beeilen. Denn der Anteil an IT-Leuten an der arbeitenden Bevölkerung ist laut dem Kommissionsbericht von 4,6 Prozent in 2015 auf 4,1 Prozent in 2016 zurückgegangen. Luxemburg krachte in dieser Wertung von Platz fünf auf Platz neun.

Und auch auch weitere Kennmarken beim Faktor Mensch weisen nach unten: Zwar nutzten 96 Prozent der Einwohner Luxemburgs das Netz – der höchste Wert in der EU. Erstaunlicherweise sinkt diese Zahl aber: Denn 2017 waren es noch 97 Prozent. Auch der Anteil an Menschen mit digitalen Grundkenntnissen schrumpft um ein Prozent auf 85 Prozent.

3. Nutzung des Internets

Die Luxemburger mögen das Internet immer mehr. Das Land verliert zwar einen Rang im EU-Vergleich und erreicht 2018 nur noch den vierten Platz. Dennoch sind immer mehr Einwohner im Netz unterwegs, um Nachrichten zu lesen, Videos zu streamen oder in den sozialen Netzwerken zu diskutieren. In Letzteren sind laut dem Kommissionsbericht 70 Prozent der Einwohner vertreten. Noch mehr – 78 Prozent – nutzen das Netz, um Bankgeschäfte zu erledigen. 88 Prozent schauen sich News an. Die meisten – 89 Prozent – nutzen das Web aber offenbar für die Freizeit: Sie sehen sich Filme an, hören Musik übers Netz – oder spielen online Computerspiele mit dem Rest der Welt.

4. Integration digitaler Technologien

Einen Tadel hat die EU-Kommission für die Luxemburger Unternehmen. Denn was die Integration digitaler Technologien angeht, schafft es das Land gerade einmal auf Platz 22 – genau wie im Vorjahr. Die Zahlen haben sich etwas verbessert, liegen aber immer noch weit unter dem EU-Schnitt. Besonders was den E-Commerce angeht, ist die Wirtschaft offenbar nicht gut aufgestellt. Von den kleinen und mittelständischen Unternehmen verkaufen nur 7,8 Prozent ihre Waren online. Damit sackte der sowieso niedrige Wert von 9,1 Prozent in 2016 noch einmal ab. Der EU-Schnitt liegt bei 17,2 Prozent.

5. Digitaler öffentlicher Sektor

Beim E-Government in Luxemburg weisen alle Trends deutlich nach oben. Diese Aussage muss allerdings mit einem großen Aber versehen werden. Denn das Startniveau ist unterirdisch. 2016 schafften es die Luxemburger Behörden auf den 20. Platz. Im aktuellen Report klettern sie drei Plätze nach oben, werden von denen in 16 anderen EU-Ländern aber immer noch abgehängt. Außer Deutschland liegen alle Nachbarn vor Luxemburg. Auch die baltischen Staaten machen es offenbar besser. Ganz vorne: die Skandinavier um Spitzenreiter Finnland.

Woran liegt’s? Nur 49 Prozent der Einwohner mussten (oder konnten) 2017 ein Online-Formular zu den Behörden schicken. Der EU-Schnitt liegt bei 58 Prozent. Auch beim Thema E-Health bekommt Luxemburg keine Lorbeeren verliehen. Nur 19 Prozent der Menschen nutzten eine elektronische Gesundheitsdienstleistung, ließen sich also beispielsweise online ein Medikament verschreiben. In Finnland liegt der Wert bei 50 Prozent. Randbemerkung: Laut Eurobarometer würden 52 Prozent der Europäer gerne online auf ihre Gesundheitsdaten zugreifen. Laut der Umfrage sind die Menschen in Sachen Gesundheit auch viel eher dazu bereit, ihre Daten zu offenbaren: 65 Prozent haben kein Problem damit, online mit Ärzten über ihre Wehwehchen zu kommunizieren.

So entwickelt sich Luxemburgs digitales Leben: