Die Würde der Wildtiere: Über die Unvereinbarkeit der Hobbyjagd mit dem neuen Tierschutzgesetz

Die Würde der Wildtiere: Über die Unvereinbarkeit der Hobbyjagd mit dem neuen Tierschutzgesetz

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Wer auch immer in hohlen philosophischen Phrasen die den Tieren im neuen Tierschutzgesetz zugestandene Würde abspricht, ist bestimmt noch nicht „auf den Hund gekommen“, hat noch nie ein Haustier versorgt, denn ansonsten wüsste er, dass so manchen Tieren mehr Würde innewohnt als Menschen und dass Tiere nicht zu Unrecht als die besseren Menschen gelten.

Ein Forumsbeitrag von René Oth

Die Stimmen der Tiere erklangen vor denen des „Homo sapiens“. Nach indianischem Verständnis sind sie die Alten und Weisen. Trotzdem hält sich der Mensch mit seinen beschränkten fünf Sinnen für die höchstentwickelte Form aller Lebewesen, obwohl Tiere Supersinne haben, von denen Zweibeiner nur träumen können.

Tiere sind auch im Besitz unheimlicher Fähigkeiten, die uns Menschen abgehen: Hunde und Katzen zum Beispiel spüren häufig im Voraus, wann ihr Besitzer nach Hause kommt, Tiere finden über unglaubliche Entfernungen den Weg zurück in ihr Heim, können trösten und heilen und Empathie empfinden, können ihren Herrn vor baldigen epileptischen Anfällen warnen oder sogar Naturkatastrophen wie Erdbeben vorausahnen … Tiere besitzen zudem moralische Normen und entsprechen diesen oft besser als Menschen den ihrigen.

Mit geschwellter Brust klopfte er sich auf die Schulter und voller Stolz verkündete Fernand Etgen vollmundig und widersprüchlich vor der Presse: „Es muss uns allen am Herzen liegen, dass das Wohl aller Tiere sichergestellt ist … Gesetzliche Bestimmungen über Naturschutz, Jagd und Sportfischerei gibt es bereits in Luxemburg, in diesen Bereichen braucht das neue Tierschutzgesetz nicht einzugreifen.“

Außergewöhnliche Tierbegabungen

Um diese traurige zweischneidige Heldentat unters Volk zu bringen, hat der DP-Landwirtschaftsminister im Juni dieses Jahres 97.585,74 Euro Steuergelder in einer Werbekampagne im Radio, in den Kinos und im Internet verschleudert, was nicht nur der Autor dieses Beitrags als skandalöse Verschwendung ansieht.

Das Parlament hat das neue Tierschutzgesetz ohne Gegenstimme verabschiedet, und nicht einmal ein einziger Politiker, weder aus der Regierung noch aus der Opposition, hat es anscheinend für nötig befunden, auf den furchtbaren Fauxpas, die logische Todsünde, die menschliche Ungeheuerlichkeit hinzuweisen, die an diesem Tag von allen Volksvertretern ohne Ausnahme begangen und abgesegnet wurde: die offizielle Festschreibung der fundamentalen und unannehmbaren Kontradiktion zwischen einerseits dem neuen begrüßenswerten Tierschutzgesetz, laut dem das Wohlergehen aller Tiere im Mittelpunkt steht, ihnen Würde innewohnt und kein Tier ohne existenziell zwingende Notwendigkeit getötet werden darf, und andererseits den hoffnungslos veralteten und unbedingt zu reformierenden gesetzlichen Bestimmungen über die Jagd, die den Jägern einen Freibrief zur gnadenlosen und grausamen Tötung der Wildtiere ausstellen.

Wildtiere, diese chancenlosen und geschundenen Mitgeschöpfe, sind von der Würde der Tiere ausgenommen, ihnen dürfen Schmerzen, Leiden, Schäden zugefügt werden, sie können als Freiwild willkürlich abgeschlachtet werden, sie sind die bedauernswerten Opfer der inakzeptablen und moralisch verwerflichen Verflechtung von Politik und Jagd.
Wie vermerkte bereits George Orwell in seinem geflügelten Wort: „Alle Tiere sind gleich, aber einige Tiere sind gleicher als andere.“

In der Tat: Fernand Etgen hat im angeblich „modernsten Tierschutzgesetz Europas“ die Wildtiere kaltblütig und gewissenlos abserviert und um ihre Würde betrogen! Und alle Abgeordneten aller Parteien haben sich an diesem schändlichen Vorgehen beteiligt, ohne aufzubegehren, ohne Schamgefühl zu empfinden, ohne Bedenken zu äußern, und haben somit Schande und Mitschuld über sich gebracht!

Grausames und sinnloses Tierleid

Sie alle müssen schleunigst das neue Tierschutzgesetz nachbessern, in das die Wildtiere und Fische miteinbezogen werden müssen, und endlich dafür Sorge tragen, dass diesen kein Leid mehr durch Jäger und Fischer geschehen kann. Diesbezüglich führt kein Weg an einem allgemeinen Verbot der erbarmungslosen Hobbyjagd vorbei, die nicht den mindesten Beitrag zum Naturschutz leistet, die durch unsägliche Grausamkeiten hervorsticht und die die meisten Menschen mit feigem Mord gleichsetzen.

Die Jagd ist tatsächlich eine antiquierte, nicht mehr zeitgemäße, unmoralische, straflose Lusttötung von schützenswerten edlen Geschöpfen unter dem verwerflichen Deckmantel ökologischer Scheinargumente, die jeden rechtschaffenen Bürger einfach erschauern lassen.

So ist es unumgänglich, die umstrittene Hobbyjagd resolut zu untersagen, damit in Wald und Flur Tiere nicht mehr angeschossen werden und „sich stunden- oder tagelang mit zerfetztem Körper, heraushängenden Eingeweiden und gebrochenen Knochen auf der Flucht vor ihren Häschern durch die Natur schleppen und nach unendlicher Zeit elendig an ihren Verletzungen verenden“, wie Beobachter fassungslos das durch die Waidmänner veranstaltete Massaker schildern. Jäger töten nicht schmerzlos. Sie verursachen grausam und sinnlos in Wald und Flur unnötiges Tierleid und haben ganz Luxemburg in ein riesiges Konzentrationslager für Wildtiere umgewandelt.

Die luxemburgischen Volksvertreter und Minister täten gut daran, über folgenden Abschnitt eines in der Presse abgedruckten Leserbriefes eines sympathischen 80-Jährigen nachzusinnen: „Ja, liebe Wildtiere, Flur und Wald sind heute eine Schießbude für ‚bewaffnete Prädatoren‘, und ihre Hochsitze an den Waldrändern erinnern an KZ-Wachtürme. Also Wildtiere, wenn ihr den Geruch eines ‚Flintenmannes‘ oder eines ‚Flintenweibes‘ wittert, dann wittert ihr den Tod.“

Hochsitze auf jeder Lichtung

Der jüdische Philosoph Peter Singer drückte das einmal ähnlich aus, als er sagte: „Für die Tiere ist jeden Tag Treblinka.“ Der Vergleich zwischen den Hochsitzen und KZ-Wehrtürmen hinkt keineswegs. Überall im Land, wo wir uns bislang umblickten, fiel uns auf, dass es keine Lichtung im Wald gibt, keine freie Stelle am Waldesrand, wo nicht mindestens ein Hochsitz steht. Wo immer die Tiere sich aufhalten, sie sind überall den unbarmherzigen Blicken der Jäger ausgeliefert, sie werden überall ohne Rast und Ruhe verfolgt und gejagt. Sie haben einfach keine Möglichkeit, dem größten Raubtier auf dieser Erde, dem Menschen, zu entkommen.

Wildtiere sind auch schützenswerte Lebewesen mit „Bedürfnissen, Absichten und Rechten“. Ihre Würde ist ebenfalls unantastbar und muss unbedingt geachtet werden. Welche Parteien und welche Politiker haben noch genügend Ehrgefühl, um dem Terror in Wald und Flur und Wasser ein Ende zu bereiten und die Hobbyjagd und die Sportfischerei, jene archaischen Relikte tiefer Grausamkeit, ein für allemal gesetzlich zu verbieten? Nur sie verdienen Achtung und Respekt. Lippenbekenntnisse genügen nicht mehr, Taten sind jetzt angesagt, damit das markige Zitat des deutschen Dichters und Schriftstellers Christian Morgenstern (1871-1914) endlich an Aktualität einbüßt: „Weh dem Menschen, wenn nur ein einziges Tier im Weltgericht sitzt.“

Realist
7. Dezember 2018 - 10.50

"Jeden Tag Treblinka", Luxemburg ein "riesiges Konzentrationslager", Hochsitze als "KZ-Wachtürme".... Wenn man solche beschämenden Holocaust-Verharmlosungen liest, möchte man nur noch schreien. Würde ich auf dem gleichen Niveau argumentieren, müsste ich Herrn Oth ein "Stalingrad des gesunden Menschenverstandes" unterstellen. Wer die Jagd, bzw. ihre Ausübung kritisieren möchte, dem sei dies unbenommen, aber dann bitte mit rationalen Argumenten, nicht indem er NS-Gräuel lustig als Steinbruch für wirres Gedankengut missbraucht. So ein absurdes Geschwätz ist m.E. einem Forumsbeitrag im Tageblatt unwürdig, nichts für ungut.

Heng
2. Dezember 2018 - 16.43

Herr OTH Pflichte Ihnen zu 100% bei. Respekt für Ihr Eintreten für unsere Mitbewohner aus Feld und Flur. Ihre Terminologie finde ich auch zutreffend.

Epikur
30. November 2018 - 9.30

Die Jagd zur Regulierung des Wildtierbestandes ist leider manchmal notwendig. Alles andere ist Tierquälerei und Lust am Töten.

roger wohlfart
29. November 2018 - 23.19

Bitte um eine konkrete und objektive Antwort @ Karl. Muss die Jagd, wie sie bei uns, im grossen Stil, von der gehobenen Klasse, praktiziert wird , wirklich sein und warum? Stimmt es nicht nachdenklich, dass besonders in unmittelbarer Nähe der Futterplätze, KZ ähnliche Wehrtürme lies Hochsitze errichtet werden? Etwa aus reiner Tierliebe ?

Jacques Zeyen
29. November 2018 - 19.17

" Ech hunn dem Schwäin den Ënnerkiefer ewechgeschoss. Sinn nach dräi Deeg siche gaangen bis ech et fonnt hunn." Solche oder ähnliche Kommentare habe ich noch immer im Kopf als ich damals als 11-jähriger mit meinem Vater zur Treibjagd ging. Bin nie zur Jagd gegangen und finde dass Töten als Hobby nicht gesund ist. Aber wir haben ja auch Corridas in Spanien oder Hundekämpfe in Mexiko etc. Könige,(Juan Carlos z.B. auf Großwildjagd) oder unser großer Herzog gehen alle auf die Jagd. Das gehört zum Lifestyle wie die Hochseefischerei oder das Fliegenfischen in einer schottischen Lodge. Wer sich da um das Wohl der betroffenen Tiere Gedanken macht ist wohl fehl am Platz. Jetzt können wir ja auch bald wieder Wölfe jagen wenn noch einige Jogger angeknabbert wurden oder eines von 300 Schafen gerissen wurde. Diplomatenjagd von R.Mey:" Es donnert die Büchse ,es prasselt das Schrot,so findet der Außenminister denTod." Wir kriegen noch nicht einmal die Würde des Menschen auf die Reihe, somit bleibt die Würde eines Fischs oder einer Wildsau in weiter Ferne.

roger wohlfart
29. November 2018 - 16.19

Kann mir nicht vorstellen, dass die Jäger echte Natur-_und Tierfreunde sein können. Das Hinterhältigste und Perverseste ist die Treibjagd und das anschliessende Auf-_und Zurschaustellen der Trophäen. Eine Heldentat!

Karl
29. November 2018 - 10.59

Herr Oth dir zitéiert aus aner Leit hir Kommentaren (Raffinéiert!). A Selwer ëmmer "Wir"... Winn ass "Wir"... Huet dir "Wir" scho Kontakt mat Jeeër op geholl , mat hinnen Diskutéiert. Hutt dir déi "Eeër" fir dat ze maachen? Gi selwer net op Juegd, hunn awer Frënn déi dat maachen. Familljepäpp, si hunn Hausdéieren, Schof asw... Si hunn och KZ-Wehrtürme opgeriicht (de Verglach ass eng Frechheet, a jo dir huet jo zitéiert, (Eeër)). Zu Mamer an de Bëscher gëtt ee gutt Beispill do steet op enger Plaz al 50 meter esou enn .... . Herr Oth dir huet eng Roserei an Iech wann ech den Text liesen den dir do zesumme gesicht huet. Domat verléiert en Iwwersiicht an meescht de Géigner méi staark. Ass nëmmen een Tipp. Eis Gesellschaft wei si sech am Moment entwéckelt kann engem Angscht maachen. Als Beispill de Fanatismus kengt déi Leit déi Fëmmen ass aus dem Rudder gelaf, mat Ënnerstëtzung vu de Medien och Tageblatt. Waarden op den éischte Vegan Terrorist ! An un Redakter vum Tageblatt dir huet jo dem H. Oth eng Plaz ginn an elo fir déi aner ?  Wei wäert wann Tageblatt en Zesummentreffen géife organiséieren.   

IN VIER EINFACHEN SCHRITTEN ZUM JAGDGEGNER
28. November 2018 - 22.42

HABEN SIE SICH JEMALS GEFRAGT, WIE JAGDGEGNER UND TIERRECHTLER VON PETA UND CO. SO ERFOLGREICH WERDEN KONNTEN? DAHINTER STECKT EIN EINFACHES ERFOLGSREZEPT! 1. GÜRTELLINIE? WELCHE GÜRTELLINIE? Lassen Sie Ihrer Kreativität freien Lauf, wenn es darum geht, Ihrer Gesinnung Ausdruck zu verleihen. Moralische Grenzen sind da, um in den veganen Plastik-Schlappen drüber zu hüpfen. Bonuspunkte erhalten Sie, wenn Sie zusätzlich auch noch andere Gruppen in ihrer Menschenwürde verletzen – besonders gut eignen sich zum Beispiel Holocaustvergleiche. Falls man Sie deswegen öffentlich oder sogar gerichtlich verurteilt, rudern Sie zurück. Lassen Sie aber keinen Zweifel daran, dass Sie es trotzdem so gemeint haben. 2. ANGST, HASS... UND DER WETTERBERICHT Ob „Lustmörder“, „Triebtäter“, „Waldnazis“ oder „perverse Hobbytöter“: Denken Sie daran, eine möglichst boulevardeske, emotionale Sprache einzusetzen, die an eine bestimmte Sorte Presse erinnert. Die gerne auch vulgäre Wortwahl untermalen Sie am besten mit blutrünstigen Bildern, die Sie mittels Photoshop (notfalls auch Paint) etwas aufpeppen können. 3. „WISSENSCHAFTLICH“ ARGUMENTIEREN Um ein erfolgreicher Jagdgegner zu werden, sollten Sie es sich angewöhnen, auf „wissenschaftliche Studien“ zu verweisen. Beispiel: „Wissenschaftliche Studien haben herausgefunden, dass Jagd sinnlos/böse/schlecht ist.“ Fügen Sie dann wahlweise einen der folgenden Mustersätze ein: „weil die Natur sich von selbst reguliert“, „weil Jagd sinnlos, böse und schlecht ist“ oder „weil darum!!11!“. Bringen Sie alternativ Ihr geliebtes Theodor Heuss-Zitat an – möglichst oft und ohne jeglichen Kontext. Wichtig: Suchen Sie niemals tatsächlich nach einer seriösen Quelle! Die darin berichteten Erkenntnisse könnten Ihr Weltbild durcheinanderbringen. 4. NIEDLICHKEIT IST GLEICH KAPITAL Kontrastieren Sie Ihre Nazivergleiche und Morddrohungen auch mal mit niedlichen Tiervideos. Das ewige Empören und Zeigefingerfuchteln kann mit der Zeit aufs Gemüt schlagen. Besonders gut eignen sich Bambis (wissenschaftlicher Sammelbegriff für besonders niedliche Hirscharten). Bonus: Diese Videos machen nicht nur gute Laune, sondern erhöhen auch die Spendenbereitschaft bei Ihrer Zielgruppe. Viel Erfolg!