Die Wasserburg von Ell ist ein Juwel hinter rostroter Fassade

Die Wasserburg von Ell ist ein Juwel hinter rostroter Fassade

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Die kleine Ortschaft Ell nahe Redingen hat eine Burg. Keine Ruine, sondern eine richtige Wasserburg aus dem 12. Jahrhundert. Heute fließt das Wasser nicht mehr um sie herum. Sie liegt gut getarnt hinter einer rostroten Fassade und vielen Bäumen. Eigentlich kann man sich die Burg nur von außen ansehen, doch Besitzer Paul Faber gewährt ab und an Zugang.

Auf den ersten Blick übersieht man sie leicht, selbst wenn man weiß, dass es sie gibt. Die ehemalige Wasserburg von Ell liegt auf der Hauptstraße, die nach Redingen führt – auf der rechten Seite, gut getarnt hinter hohen Bäumen. Ihre rostrote Fassade passt zu den in dieser Gegend vorherrschenden Böden.
Bei einem Spaziergang rund um die Anlange herum offenbart sie sich von der Rückseite in ihrer ganzen Größe. Im weitläufigen Park sind Blumenbeete zu erkennen, eine Terrasse mit Gartenmöbeln und ein Springbrunnen.
Die Wasserburg von Ell ist in Privatbesitz. Paul Faber kauft sie 1976 der Familie Godelet ab, die sie ihrerseits um 1900 erworben und, wie andere Besitzer während Jahrhunderten, als Bauernhof genutzt hat. Geschont hat das die historischen Gebäude nicht gerade. Paul Faber ist damals auf der Suche nach einem großen Anwesen nahe der Hauptstadt, wo er arbeitet. „Ich wollte in der Natur wohnen und ausreichend Platz haben“, sagt er. Durch Zufall erfährt er, dass die ehemalige Wasserburg in Ell zum Verkauf steht. Er greift zu, auch wenn der Zahn der Zeit am Gebäude genagt hat. Er erledigt die nötigsten Arbeiten und zieht bereits 1977 ein.

Gewölbe hinter dicker Kalkschicht

Seitdem ist er der neue Herr zu Ell, muss aber die folgenden Jahre viel Arbeit in „seine Burg“ stecken. Er ersetzt Holzböden, entfernt diverse Farbschichten von den Holztüren, klopft Mauern ab, reißt sie ein und entdeckt dabei Nischen, Säulen sowie ein ganzes Gewölbe, das hinter einer dicken Schicht Kalk versteckt liegt. Heute befindet sich hier ein gemütlich eingerichteter Raum mit Kamin. Es ist einer der vielen Räume im  Haupthaus, in denen man sich sofort wohlfühlt. Zu besichtigen ist die Burg normalerweise nicht, sagt Paul Faber bei einer kleinen Tour im Innenhof und im Haupthaus der Anlage. Nicht alles ist historisch, aber alles wirkt stimmig. Man erkennt, dass hier mit viel Geschmack, Sachkenntnis und Geduld renoviert worden ist. Innenarchitekten würden ihre helle Freude haben. Die Burg sei oft um- und ausgebaut worden, erzählt der
Besitzer. So wurde die Ringmauer später zur Stützmauer für neue Gebäude, die dann auch überdacht wurden. Ein einziger Turm der Burg hat überlebt, wenn auch nicht in Originalhöhe. Anders als von der Straßenseite ist die eckige Grundform vom Innenhof her gut zu erkennen. Der Torbogen ist noch in ursprünglichem Zustand erhalten, ebenso ein Stück der Wendeltreppe, die nach oben führte. Den Torbogen zur Straße hin hat Paul Faber nach altem Vorbild rekonstruieren lassen. Einer der Vorbesitzer hat das Original entfernt und durch einen größeren eckigen Eingang ersetzt, wahrscheinlich um mit dem Heuwagen besser in den Innenhof zu kommen. Bei der beidseitig von einer Mauer gesäumten Zufahrt, die man von der Straße aus sieht, handelt es sich um die Brücke, die zur Burg führte, als diese von Wasser umringt war. Heute ist der Graben, durch den das von der nahen Mühle stammende Wasser floss, zugeschüttet, die Bögen liegen aber immer noch unter der Erde, so Paul Faber. Er wirkt zufrieden und stolz. Zu Recht.

Erstmals 1156 erwähnt

Erwähnung finden die Wasserburg Ell und ein gewisser Theoderich von „Elle“ erstmals 1156 in einem Akt der Abtei Echternach, wie Journalist Evy Friedrich vor vielen Jahrzehnten in einem Revue-Artikel geschrieben hat. Die Burg hat Höhen und Tiefen erlebt. In seinem Buch „Die Burgen des Luxemburger Landes“ schreibt John Zimmer z.B., dass die mittelalterliche Wasserburg Mitte des 15. Jahrhunderts von den Truppen Philipps des Guten, Herzog von Burgund und Luxemburg, zerstört wurde. Beim Wiederaufbau, etwa 80 Jahre später, seien wahrscheinlich die Fundamente der Anlage aus dem Mittelalter verwendet worden.

Henri Rasqué von den Geschichtsfreunden Ell macht uns auf eine Kuriosität aufmerksam. Sie befindet sich in der Dorfkirche an der Wand der Taufkapelle. Dort hängen zwei Grabplatten an der Wand, die höchstwahrscheinlich zwei ehemalige Bewohner der Burg darstellen, nämlich Anna von Hondelingen zu Ell und Bernard von Enscheringen zu Ell. Die Grabplatten sind im 19. Jahrhundert anlässlich von Renovierungsarbeiten entdeckt worden. Sie waren mit der Rückseite nach oben in den Boden eingelassen, sodass man darauf gehen konnte. Ein Grund dafür könnte sein, dass man die Grabplatten vor der
Zerstörungswut der französischen Revolutionstruppen schützen wollte, die, wie man weiß, nicht gerade zimperlich mit den Attributen des Adels und der Kirche umgingen.

Eine andere Kuriosität ist der Name der Ortschaft, Ell. Das keltische Wort für Insel war „El“. Durchaus möglich also, dass der Ortsname von jener Stelle herrührt, auf der später die Burg gebaut wurde und die damals durch den Wasserverlauf der Attert wie eine Insel aussah.