/ Dylan Pereira – Eine Luxemburger Motorsport-Hoffnung macht auf sich aufmerksam
Dylan Pereira gilt als größte Hoffnung des luxemburgischen Motorsports, eine Sportart, in welcher der Weg an die Spitze steinig ist und ohne die Unterstützung von Familie und Sponsoren erst gar nicht möglich wäre.
Am vergangenen Donnerstag blickte Dylan Pereira im familieneigenen Autohaus in Sassenheim auf seine Saison zurück. Für den 21-Jährigen kein Termin wie alle anderen, denn auch ein Großteil seiner Sponsoren, die er schon lange nicht mehr an einer Hand aufzählen kann, wohnte dem Abend bei. Inzwischen sind es 72 Unternehmen, die nicht nur auf seiner Internetseite aufgeführt werden, sondern vor allem seinen kompletten Rennoverall schmücken. Seine Konkurrenten würden ihn deswegen schon mal gerne aufziehen, erklärte Pereira in der Vergangenheit des Öfteren, doch das stört den ambitionierten Automobilsportler herzlich wenig.
Der Pilot des Lechner Racing Team ist sich bewusst, dass er ohne diese finanziellen Mittel seinen Traum vom Motorsport nicht leben dürfte, und so schüttelte er am vergangenen Donnerstag fleißig Dutzende von Händen, präsentierte seinen Porsche 911 GT3 Cup und zeigte die Trophäen, die er in dieser Saison hochstemmen durfte, insgesamt zehn an der Zahl.
Dylan Pereira
Geboren am 10. Juni 1997Bisherige Erfolge: Nationaler Kart-Meister 2007-2013, 2014: Sieger des Polo-Cups in Indien, 2015: 1. Platz im Qualifying des BMW Cup in Zolder (B), 2. Platz in Spa, 2016: Wechsel in den Porsche Super Cup (Platz 8 in Austin), 2017: drei Podiumsplätze beim Porsche Super Cup (Spielberg, Silverstone, Spa), 2018: Zwei Podiumsplätze im Porsche Super Cup (Barcelona und Monaco), drei Podiumsplätze im Porsche Carrera Cup (2x Oschersleben, Zandvoort) sowie bester Rookie der Saison, drei Siege und zwei Podiumsplätze im GT3 Cup Middle East (Dubai, 2x Abu Dhabi, 2x Bahrain)
Das Jahr 2018 war für Pereira das wohl wichtigste seiner bisher noch jungen Karriere. In gleich drei Rennserien – Porsche GT3 Cup Challenge Middle East (Januar bis März), Porsche Mobil 1 Supercup (Mai bis September) und Porsche Carrera Cup (April bis September) – trat er an, und seine Resultate fanden häufiger als je zuvor Aufmerksamkeit in der luxemburgischen Sportwelt. Am Ende kamen neben den zehn Podiumsplätzen ein 7. Platz in der Gesamtwertung des Supercups und ein vierter Rang im Carrera Cup dabei heraus. In letztgenannter Rennserie avancierte Pereira zusätzlich zum besten Rookie der Saison, dem besten Neuling.
Dennoch überwog beim ehrgeizigen Piloten zunächst die Enttäuschung, denn nach einem starken Start in die Saison hatte er sich doch insgeheim mehr erhofft. „Die Saison war geprägt von einem stetigen Auf und Ab. Nach einem guten Start wurde ich beim Rennen des Porsche Carrera Cup in Spielberg nach der Qualifikation auf Startplatz 31 zurückversetzt, da ich 89 Gramm zu wenig Benzin in meinem Tank hatte. In anderen Rennen schied ich z.B. wegen technischer Defekte aus oder weil ein anderer Wagen meinen gerammt hatte. Das ist natürlich frustrierend, weil man selbst nichts dafür kann. Sich dann jedes Mal neu zu motivieren und erneut anzugreifen, war nicht immer so einfach.“
Budget: 1 Million
Doch inzwischen sieht der 21-Jährige immer mehr die positiven Seiten: „Die Enttäuschung ist jetzt weniger groß. Ich stand ja immerhin in Monaco auf dem Podium, für mich schon ein großes Highlight. Es gibt nur vier Rennserien, die überhaupt hier fahren dürfen. Deswegen sind die Möglichkeiten, dies überhaupt einmal zu erreichen, auch begrenzt. Mit dem Rookie-Titel im Carrera Cup habe ich zudem einen Titel geholt, und zwar einen, auf den man nur einmal eine Chance hat, da man ja nur einmal als Neuling in die Saison geht. Dadurch werden im nächsten Jahr wiederum mehr Augen auf mich gerichtet sein, was ebenfalls sehr positiv ist.“
Ohne genau diesen Ehrgeiz hätte es der Sportsoldat im Motorsport sicherlich nicht dorthin geschafft, wo er inzwischen steht. Besonders die Suche nach Sponsoren stellt Pereira stets vor eine große Herausforderung. Rund eine Million betrug das Gesamtbudget in der letzten Saison. Geld, das in einer in Luxemburg kaum traditionsreichen Sportart schwer aufzutreiben ist: „Viele Leute schätzen die finanziellen Mittel, die ich selbst mitbringen muss, viel geringer ein. Mit 1.000 Euro kann ich mich jedoch nicht einmal ins Auto setzen, deshalb bin ich auch für jeden Euro dankbar, den ich erhalte. Denn je höher das Niveau ist, auf dem man fährt, desto höher sind auch die Kosten für neues Material.“
Auf einem hohen und somit kostspieligen Level ist Pereira inzwischen angekommen. Seit 2016 geht er im Porsche Mobil 1 Supercup an den Start, eine der Serien, die mit dem Formel-1-Zirkus mitziehen. Die Rennen werden jeweils am Sonntagmittag ausgetragen, also direkt vor denen der Königsklasse, und so stehen die Piloten auch deutlicher im Fokus als die aus anderen Rennserien. „Wir starten um 12.30 Uhr und fast sofort nach unserer Zielankunft machen sich die Formel-1-Piloten bereits auf ihre Vorstellungsrunde. Somit sind zu diesem Zeitpunkt bereits 80 Prozent der Zuschauer da. Letztes Jahr in Silverstone, wo ich auf dem Podest stand, waren 200.000 Zuschauer anwesend. Das war schon ziemlich beeindruckend“, erklärte der 21-Jährige.
Die Leidenschaft für den Motorsport kommt bei Dylan Pereira auch nicht von ungefähr, denn diese hat er von seinem Vater Guillaume geerbt, der selbst kleinere Kartrennen fuhr und auch beruflich in der Autobranche tätig ist. Im Alter von vier Jahren saß Dylan erstmals in einem Kart und verbrachte folglich so gut wie jeden Sonntag mit seinem Vater auf der Monnericher Kartbahn, egal bei welchem Wetter. „Ich kann mich eigentlich gar nicht an eine Zeit erinnern, in der ich nicht Rennen fahren wollte.“ Somit war auch Mutter Paula nicht überrascht, dass ihr Sohn bereits früh diese Leidenschaft mit seinem Vater teilte. Mit sieben Jahren bekam Dylan dann seinen ersten eigenen Kart, mit zehn folgten die ersten Rennen, später dann Teilnahmen an Europa- und Weltmeisterschaften.
Realistische Zielsetzung
„Ich fiebere stets so mit, dass meine Daumen vom Zusammendrücken ganz rot werden“, scherzte Mutter Paula, die bei Rennen auch stets besorgt ist. „Wenn man bedenkt, dass Dylan mit 16 bereits im VW Cup mit solch enormen Geschwindigkeiten fuhr und auf den heimischen Straßen noch nicht einmal selbst unterwegs sein durfte. Doch ich denke, dass jede Mutter immer besorgt ist, egal welche Sportart ihr Kind ausübt.“
Der Vater, der auch die allerersten Sponsoren für seinen Sohn an Land gezogen hat, hat jedenfalls noch kein Rennen von Dylan verpasst, und so kommen die Eltern durch den Motorsport ebenfalls um die Welt. Zuletzt waren beide in Mexiko dabei. Dennoch will der 21-Jährige in der nächsten Saison auch häufiger alleine unterwegs sein: „Es ist wichtig, dass die Leute bei Porsche sehen, dass ich auch alleine zurechtkomme. Meine Eltern werden jedoch weiter zu den Rennen kommen, die in der Nähe sind und nehmen mir hier dann auch etwas Sponsoren-Arbeit ab.“
Der große Traum von Pereira ist die Formel 1, er selbst begegnete bereits Fahrern wie Max Verstappen, Charles Leclerc oder Lance Stroll auf der Rennstrecke, die inzwischen den Sprung in die Königsklasse geschafft haben. „In der nächsten Saison sind sechs Fahrer in der Formel 1 unter Vertrag, gegen die ich schon gefahren bin. Ich muss aber auch sagen, dass zum Beispiel Lance Stroll nicht wirklich als eines der größten Talente hervorstach.“
Wie hart es ist, den großen Traum der Königsklasse zu realisieren, macht Pereira somit auch direkt an diesem Beispiel deutlich: „Die Hälfte der Fahrer zahlt inzwischen dafür, in der Formel 1 an den Start gehen zu können. Bei Stroll ist es so, dass sein Vater gleich ein ganzes Team aufgekauft hat. Die andere Hälfte der Fahrer ist bereits in jungen Jahren bei Ferrari oder Mercedes aktiv, stammt aus den Förderprogrammen dieser Teams.“ Das Budget für eine Formel-1-Saison beträgt rund 80 Millionen Euro, ein Betrag, den Pereira selbst nicht aufbringen könnte. Und so sind die Ziele beim jungen Luxemburger auch realistischer gesteckt: „Zuerst möchte ich mit meinem Sport auch mein Geld verdienen können. Ziel ist der Sprung in die DTM oder die 24-Stunden-Rennen wie in Le Mans zu fahren.“ Und mit seinem Ehrgeiz und der tatkräftigen Unterstützung der Familie dürfte dies durchaus erreichbar sein.
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