Die Kehrseite

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Foto: Gerry Schmit

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Es war eine tolle Woche für Luxemburgs Fußball. Zwei von drei Mannschaften schafften die Qualifikation für die nächste Runde im Europapokal. Dabei schoss der Niederkorner Progrès den Vogel ab, schaltete mit den Glasgow Rangers den schottischen Rekordmeister aus.
Die Leistung der Niederkorner schmälert keineswegs, dass die Rangers momentan nur noch ein Schatten ihrer glorreichen Vergangenheit sind. Denn nichtsdestotrotz haben die Schotten ein Budget, welches das des Progrès um ein Vielfaches übersteigt. „Geklaut“ war das Weiterkommen jedenfalls nicht, auch wenn das Glück aufseiten der Luxemburger stand. Ohne etwas Glück sind solche Paukenschläge für BGL-Ligue-Mannschaften eh nicht zu realisieren.

Die klar bessere Mannschaft im Duell gegen einen moldawischen Vertreter war die Escher Fola, die am Donnerstag ebenfalls in die nächste Runde einzog und somit das tolle Resultat der Luxemburger Teams perfekt machte. Schließlich hatte sich in den letzten drei Saisons lediglich eine Mannschaft aus dem Großherzogtum für die nächste Runde qualifiziert.
Demnach ist neben der Nationalmannschaft auch der Luxemburger Vereinsfußball im Aufwind. Im UEFA-Europapokal-Ranking dürfte Luxemburg den 46. Platz unter 54 Verbänden weiter verbessern.

Die Erfolge auf europäischer Ebene haben aber durchaus ihre Schattenseiten. Denn das Ungleichgewicht der heimischen BGL Ligue wird dadurch noch weiter verstärkt. Über 200.000 Euro bringt jede Runde der Europa League ein. Meister F91 Düdelingen kann sich in der Champions League unabhängig vom Ergebnis auf etwas mehr als eine halbe Million Euro freuen. Zum Vergleich: Aufsteiger US Esch geht mit einem mühselig zusammengekratzten Jahresbudget zwischen 200.000 und 300.000 Euro in die erste Saison in der Eliteliga.

Dass in Zukunft also der David wie die US Esch den mit Millionenbudgets ausgestatteten Goliaths aus Niederkorn, Differdingen, Esch oder Düdelingen ein Bein stellen kann, wird von Jahr zu Jahr unwahrscheinlicher. Geld schießt eben doch Tore, sodass die UEFA mit ihren Europapokalen maßgeblich die Kräfteverhältnisse der Ligen in den einzelnen Ländern mitbestimmt. Vor allem in den kleineren Verbänden, in denen der Trend zu Serienmeisterschaften besorgniserregende Ausmaße annimmt. Aber auch in den großen Ligen, wo die Champions-League-Reform immer wieder den gleichen paar Mannschaften zugutekommt. Es sind diese Teams, die den nationalen Titel unter sich ausmachen.
Mit Chancengleichheit hat das nichts mehr zu tun, dabei macht diese den Reiz des Sports aus. Dass der Außenseiter dem großen Favoriten ein Schnippchen schlagen kann, darin liegt die Würze aller Sportarten. Überraschungen wird es in Zukunft auch geben, nur eben seltener. Dass Leicester City in England vor einem Jahr Meister wurde, wird sich so schnell nicht wiederholen.

Auf der anderen Seite schaffte es Niederkorn, einen scheinbar übermächtigen Gegner aus dem Wettbewerb zu kegeln. Und somit den (finanziellen) Abstand auf die Düdelinger zu verringern … sofern dem F91 in der Champions League nicht ein ähnliches Husarenstück gelingt. Möglich ist alles, das hat die letzte Woche bewiesen. Zumindest in zwei Spielen. Eine ganze Saison lang kaum.