Die kalte Rache des Luc Frieden

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Der Wechsel in der Chefredaktion des Luxemburger Wort trägt die Handschrift des verhinderten Juncker-Nachfolgers.

Der Wechsel in der Chefredaktion des Luxemburger Wort trägt die Handschrift des verhinderten Juncker-Nachfolgers.

Luc Frieden sah sich lange Zeit als „natürlicher“ Nachfolger von Jean-Claude Juncker im „Hotel de Bourgogne“. Zielstrebig verfolgte der 1998 als Nachfolger von Marc Fischbach in die Regierung aufgenommene „Jungstar“ der CSV seinen Karriereplan. Als Budget- und später Finanzminister verschwor er sich „stabilen Staatsfinanzen“.

Als Justizminister war er der perfekte „Law and Order“- Mensch, hart im Umgang mit Flüchtlingen. Er schreckte nicht davor zurück, den damaligen Generaldirektor der Polizei, Pierre Reuland, sowie dessen Generalsekretär Guy Stebens abzusetzen, angeblich weil ihnen „schwere Fehler bei der Bombenleger-Ermittlung“ unterlaufen waren. Dabei war Frieden offensichtlich nicht an einer Aufklärung der „Jahrhundert-Affäre“ interessiert.

„Wir wollen den Gerichten die Frage überlassen, wer für die Taten vor 22 Jahren verantwortlich war“, erklärte der Justizminister damals dem Télécran. Was ihn nicht daran hinderte, der ermittelnden Untersuchungsrichterin zu empfehlen, die Akte „ad acta“ zu legen …

Der zum Luxemburger-Wort-Imperium gehörende Télécran rührte jedenfalls gehörig die Werbetrommel für den Premierminister in spe. Das Titelblatt vom 12. März 2008 zeigte Luc Frieden mit der verheißungsvollen Ankündigung.

Luc Frieden, der „Anwärter“

In einer mehrseitigen Reportage begleitete der Télécran den potenziellen Juncker-Nachfolger durch seine Arbeitswoche von Luxemburg nach Brüssel. Juncker, so beteuerte „Anwärter“ Frieden damals im Télécran, sei ein „väterlicher Freund“: „Wenn man ihn beobachtet, wird man ein besserer Minister.“

Die Folge bewies, dass Frieden seinen väterlichen Freund Juncker nicht gut genügend „beobachtete“. Letzterer zögerte jedenfalls nicht, Ende 2008 Friedens Austeritätspläne zu kappen, nachdem LSAP-Minister Nicolas Schmit Opposition gegen die übertriebenen Sparpläne ankündigte.

Vor diesem Zeitpunkt war zumindest für den Télécran die Zukunft von Luc Frieden vorgezeichnet. Dieser sei „längst ein politisches Schwergewicht, ob auf internationalem Parkett oder zu Hause in Luxemburg“. „Sollte sich die Frage der Nachfolge von Jean-Claude Juncker in nächster Zukunft stellen, dann stünde Friedens Name sicher an oberster Stelle.“

Autor dieser vorauseilenden Huldigung des großen Machers Frieden war der damalige Chefredakteur des Télécran, Roland Arens. Derselbe Roland Arens, der nunmehr dank dem Präsidenten des Verwaltungsrates der Bistums-Presse, Luc Frieden, die Chefredaktion des Luxemburger Wort übernimmt! Arens ist übrigens ein Nachbar von Frieden in Contern. Er kann demnächst seine Anweisungen über den Gartenzaun erhalten.

Weshalb Siweck wegmusste

Der Vorgänger von Arens, Jean-Lou Siweck, war offensichtlich in den Augen von Luc Frieden nicht devot genug. Siweck hatte das Luxemburger Wort zu einem weltoffenen Organ gemacht, das sich z.B. beim Referendum für das Wahlrecht für Ausländer aussprach. Selbst die Politik der CSV wurde manchmal kritisch beurteilt. Vor allem gab es offensichtlich nicht genügend Lobhudeleien über Frieden und Co.

Immerhin war es Jean-Lou Siweck, der am 15.12.2001 im Le Quotidien einen Artikel von einer seltenen Weitsicht veröffentlichte: „Et si le dauphin s’appelait Claude et pas Luc“. Siweck sah damals Claude Wiseler als potenziellen Nachfolger von Jean-Claude Juncker. Wiseler habe mit Brio seine Arbeit als Budgetberichterstatter abgewickelt und sich somit als „Coming Man“ der CSV positioniert.

In den Augen Siwecks wäre Claude Wiseler ein besseres Aushängeschild für die Christlich-Sozialen als der „kalte Technokrat“ Luc Frieden: „Si Luc Frieden passe bien au micro et à la caméra (…) il ne reflète pas moins la froideur d’un technocrate. Par moment, il semble que tout ce qu’il a de politique en lui, c’est l’ambition.“

Weiter: „Alors que Frieden, profondément conservateur, aurait tout aussi bien pu faire carrière chez les libéraux (ce qu’il avait d’ailleurs essayé), il n’y a aucun doute sur le ‚groupe sanguin‘ de Claude Wiseler.“ Siweck sollte recht behalten. Nach dem Regierungswechsel und dem Abgang von Jean-Claude Juncker nach Brüssel hoben die Christlich-Sozialen den menschlicheren Claude Wiseler auf ihr Schild.

Luc Frieden, anstatt Oppositionsarbeit zu leisten, zog es vor, zwischendurch ein lukratives Gastspiel bei der Deutschen Bank in London zu absolvieren. Beim internen „Beauty Contest“ der CSV zog er den Kürzeren. Er darf nicht einmal im Bezirk Zentrum bei den kommenden Kammerwahlen antreten.

Frieden wurde vertröstet auf die Spitzenkandidatur der CSV für die nächsten Europawahlen. Danach soll er endlich Nachfolger von Jean-Claude Juncker werden. Nicht als Präsident der Kommission, sondern als Kommissar.

In der Zwischenzeit verdient Frieden sein Geld als Partner in einer Anwaltskanzlei, als Präsident der BIL sowie als Präsident der Pressegruppe des Bistums. Wo er offensichtlich alte Rechnungen begleicht.

Der kritische Jean-Lou Siweck musste weichen, die Zeit der Hofschreiber ist zurückgekehrt. So geschieht der Wille des rachsüchtigen Herrn Frieden.

Observator

gestressten
12. Oktober 2017 - 5.39

Meinen Sie die in meine Tasche Reding die sich auf kosten der Leute 10 Jahre damit amüsiert hat dass man keine Roaming gebühren zahlen muss

gilles
11. Oktober 2017 - 21.55

flotten artikel. ech mengen ech liesen den nach eng keier :)

Jacques Zeyen ( Ardèche )
11. Oktober 2017 - 21.23

Und alle welche sich über fehlende Unterschrift ärgern unterschreiben selbst mit Kürzeln oder Phantasienamen. Zu Frieden- Das ist so ein politisch Untoter. Die kehren immer wieder zurück. Rücksichtsloser Opportunist der die Taschen nicht voll genug kriegen kann. CSV - ja so sind sie halt ,die Christen.

bistrot
11. Oktober 2017 - 15.16

Den Dan Kersch oder de Bodry sinn op allefall net d’Auteuren. Och net de Wirtschafts-Vize-Premier Schneider! Dofir ass den Artikel mat enger ze suffisant grousser Ironie geschriwwen an duerchaus liesenswert. Dat et bei de Sozialisten iwwerhaapt Leit ginn, dei esou gutt formuléiere kennen? Ma fir bei de Genossen net op ze faalen, gëtt anonym geschriwwen. Et mist ee jo dozou stoen! (Oder war et vlait de Sieweck?)

Muller Guy
11. Oktober 2017 - 13.13

Op et revanche as wees ech net. Awer den Här Siweck louch richteg. Den Här Wiseler as endeiteg den besseren Mann. Den Här Frieden huet sech selwer mat all sengen komischen Entscheedungen am Land ziemlech onbeléift gemach. Hien ass een aalglaten Lussert an geet iwer Leichen wann hien vir sech een Virdeel geseit. Vun sou engem langweiligen Typ hätt een dat mol net geduecht. Der CSV geet et besser ouni hien. Sie sollen d'Oueren mol spetzen an hir Wieler méi serieus huelen. Ech perséinlech sin keen CSV-Wieler, wéinst deem schrecklechen C an hierem Numm.

Michel Konrad
11. Oktober 2017 - 12.44

Oh du armes Luxemburg !!!! Ein kritischer Bericht ohne Unterschrift. Und ein Ex Minister mit'm Furz quer. Ich wandere aus. Nach Tikatuka Land

Clemi
11. Oktober 2017 - 12.28

Das ist ja mal ein interessanter Artikel! Und ein lustiger Wohnort-Zufall! ... wenn alles stimmt. Auch wenn es ein Meinungsartikel in einer Meinungsrubrik (Forum) ist, wer bitte schön ist der Autor "Observator"?? Müsste nicht wenigstens der Zusatz "Name des Autors der Redaktion bekannt" in Klammern dahinter stehen?

marek
11. Oktober 2017 - 11.44

verderben? Um Gotteswillen, nur nicht, sonst werden Subventionen gekürzt...

marek
11. Oktober 2017 - 11.40

Frieden ist schwarz, Tageblatt rot...Reding und Frieden stehen in den Startlöschern,..wetten???

Tom
11. Oktober 2017 - 11.09

Ich finde den Artikel super, zwar hätte er ruhig noch kritischer sein können aber trotzdem Toll !. Den Umständen entsprechend, verstehe und bedauere es auch sehr, dass solche Artikel keine Unterschrift tragen, aber der oder diejenige möchte seinen Job nicht aufs Spiel setzen. Ich hätte niemals Frieden an der Spitze unseres Landes gesehen und ich bin bis heute überzeugt, dass das ein großer Fehler wäre. Obwohl ich kein großer Freund der CSV bin ist die Entscheidung, dass Frieden nicht an der Spitze steht einer der besten die Sie beschlossen haben.

Kreus Romain
11. Oktober 2017 - 10.53

Aus Frust über die Wahlverluste Rechts und Links der LSAP muss also wieder einer der Gegenpartei dran glauben. Heute der böse Luc Frieden.

Ben P.
11. Oktober 2017 - 10.05

Na ja. Wenn da nicht auch noch andere Leute aus CSV-Kreisen nachgeholfen haben. Nächstes Jahr sind schließlich Wahlen und da muss die Propagandamaschinerie gut geölt sein.

Esterhazy
11. Oktober 2017 - 9.44

Es hat etwas befremdliches, wenn so ein Artikel, der zweifelsohne interessant ist, keine Unterschrift trägt. Will es sich der Schreiber nicht mit L.F. verderben?

pierre dirkes
11. Oktober 2017 - 9.35

Luc Frieden hatte mit dem zerschnittenen Segeltuch des Qatar-Cargolux deal den push-forward Wind genommen!