Die Jury von Esch 2022 unter der Lupe: Elf Mitglieder im Mini-Porträt

Die Jury von Esch 2022 unter der Lupe: Elf Mitglieder im Mini-Porträt

Jetzt weiterlesen! !

Für 0,59 € können Sie diesen Artikel erwerben.

Sie sind bereits Kunde?

Am 1. August veröffentlichte Esch 2022 eine Liste mit elf Namen: Die Mitglieder der Jury wurden bekannt gegeben. Sie werden noch bis Dezember dieses Jahres jedes einzelne eingereichte Projekt unter die Lupe nehmen – und entscheiden, ob es Teil des Kulturjahres sein wird oder nicht. Das Tageblatt hat wiederum die Jurymitglieder unter die Lupe genommen und gefragt, wieso gerade sie in der Jury der Kulturhauptstadt 2022 sind.

Nancy Braun

Nancy Braun ist seit September 2018 die Generaldirektorin der Europäischen Kulturhauptstadt 2022. Als solche ist sie zuständig für die Durchführung des Projektes. Außerdem gilt sie als Repräsentantin und Sprachrohr gegenüber lokalen, nationalen und internationalen Partnern und ist verantwortlich für die Zusammenstellung und Führung des Projektteams. Zuvor war sie bereits beigeordnete Generaldirektorin während des Kulturjahres 2007. Danach wurde Braun Präsidentin des Aufsichtsrats der „Carré Rotondes asbl“. Nachdem sie in der Anwaltskammer als „Directrice administrative et financière“ tätig war, übernahm sie die Generalkoordination bei der DP. Braun ist ebenfalls Mitglied des Verwaltungsrats von Radio 100,7 und nicht zuletzt auch der sogenannten Ad-hoc-Gruppe, die bei Esch 2022 beratend fungieren soll.

Tageblatt: Was qualifiziert Sie dafür, in der Jury von Esch 2022 zu sein?

Nancy Braun: Durch meine Funktion als Generaldirektorin und meine Mitsprache beim Programm für das Kulturjahr scheint es fast logisch, dass ich auch in der Jury mit dabei bin.

Was bedeutet Kultur für Sie?

Kultur ist der Teil des Lebens, der Menschen zusammenbringt und zusammenschweißt – egal in welchen Bereich.

Welchen Schwerpunkt werden Sie als Jurymitglied setzen?

Wir haben uns die Schwerpunkte ein wenig untereinander aufgeteilt. Ich werde ein wenig auf alles achten. Darunter die europäischen Werte, die Interdisziplinarität und die Qualität des Dossiers.

Christian Mosar

Christian Mosar ist 50 Jahre alt und der Künstlerische Leiter für das Kulturjahr Esch 2022. Der zweifache Vater wurde in Esch geboren, ist teilweise in Schifflingen aufgewachsen und wohnt inzwischen in Walferdingen. Ab den späten 80ern war Christian Mosar als Kritiker (u.a. in Kunst und Film) tätig. Er hat Abschlüsse in Kunstgeschichte und bildenden Künsten. 2007 war er Kurator beim Kulturjahr und 2009 agierte er als Kommissar des luxemburgischen Pavillons bei der Biennale in Venedig. 2010 betreute Mosar ebenfalls den Pavillon bei der Weltausstellung in Schanghai. Der Künstlerische Leiter von Esch 2022 arbeitete im Laufe seiner professionellen Karriere bereits unter drei verschiedenen Mudam-Direktor(inn)en und ist seit 1996 auf Radio 100,7 zu hören.

Tageblatt: Was qualifiziert Sie dafür, in der Jury von Esch 2022 zu sein?

Christian Mosar: Ich bin der Künstlerische Leiter von Esch 2022. Stellen Sie sich vor, ich wäre nicht in der Jury …

Was bedeutet Kultur für Sie?

Ziel des Projektes ist es, Kultur noch zugänglicher für jeden zu machen. Denn genau das soll Kultur sein.

Welchen Schwerpunkt werden Sie als Jurymitglied setzen?

Ich werde besonders auf die Innovation der Projekte achten. Darauf, dass etwas Neues dabei ist, das es so noch nie gab. Daneben sollen die Projekte mit den EU-Werten im Einklang sein und eine Gesellschaft im Wandel repräsentieren.

Jean Goedert

Zwischen 1984 und 2011 war Jean Goedert der Architekt der Stadt Esch. Der 72-Jährige ist seit acht Jahren in Rente. Sein Terminkalender ist trotzdem voll. Er setzt sich für das industrielle Kulturerbe Luxemburgs ein, macht zu diesem Thema Führungen für den „Fonds Belval“ über Belval. Nebenbei arbeitet er als Reiseleiter für einen luxemburgischen Reiseveranstalter.

Tageblatt: Was qualifiziert Sie dafür, in der Jury von Esch 2022 zu sein?

Jean Goedert: Meine frühere Funktion als Architekt der Stadt Esch und als Verantwortlicher für die Stadtentwicklung hat es mir erlaubt, während 27 Jahren die Stadt, die Region und die Mentalität der Minetter genauer kennenzulernen. Ich beschäftige mich schon lange im Speziellen mit dem industriellen Kulturerbe und der Natur der früheren Tagebaugebiete, die eine wichtige Rolle für Esch 2022 spielen werden. Als offizieller Guide des „Fonds Belval“ konnte ich mich noch weiter in die interessante und reiche Geschichte der Stahlindustrie in allen Bereichen einarbeiten und dieses Wissen den Menschen übermitteln.

Was bedeutet Kultur für Sie?

Kultur ist für mich nichts Aufgesetztes. Es soll ein integrierter Bestandteil des Lebens sein – von jedem Einzelnen in einer Gesellschaft. Das künstlerische Schaffen der Menschen, sei es Literatur, Kunst, Musik, Architektur oder anderes, soll nicht in einem geschlossenen Raum passieren. Es soll für jeden offen sein und dafür müssen die Möglichkeiten geschaffen werden. Das ist der große Vorteil des Kulturjahres 2022, in dem  praktisch jeder mit Kultur in Verbindung kommen wird und diese Erfahrung hoffentlich danach noch weiter andauert. Zudem konnte ich in meinem Beruf feststellen, dass Kultur ein wichtiger Standortfaktor für eine attraktive Stadt und Region ist. Auch das ist eines der großen Ziele von Esch 2022.

Welchen Schwerpunkt werden Sie als Jurymitglied setzen?

Die Identität der Region wurde stark durch die Geschichte der Stahlindustrie geprägt. Dadurch ist es vorherzusehen, dass eine ganze Reihe an Projekten eingereicht werden, die die Geschichte des Stahls zum Thema haben. Ich werde als Schwerpunkt die Projekte behandeln, die im Bezug zum industriellen Kulturerbe und der neuen Natur in den früheren Tagebaugebieten stehen. Wichtig ist für mich aber auch, welche Form diesen Projekten gegeben wird, um möglichst viele Menschen daran teilhaben zu lassen, sodass auch sie für die Zukunft auf den Geschmack von Kultur kommen.

Robert Garcia

Robert Garcia, genannt „Roga“, trug in seinem Leben bereits viele Titel: Mathematiklehrer, Verantwortlicher einer Entwicklungs-ONG, Journalist, Radiodirektor, Politiker, Verantwortlicher des Kulturjahres 2007 und Direktor der Rotondes. Inzwischen in Rente, engagiert sich der 62-Jährige als Gemeinderat für „déi gréng“ in Düdelingen und nutzt die Zeit als Geschäftsführer von Radio ARA.

Tageblatt: Was qualifiziert Sie dafür, in der Jury von Esch 2022 zu sein?

Robert Garcia: Aufgrund meiner Erfahrung als Direktor des Kulturjahres 2007 wurde ich gebeten, Teil der Jury von Esch 2022 zu werden. Ich bin zudem seit einigen Jahren in der Jury des „stART-up“ vom „Œuvre nationale de secours Grande-Duchesse Charlotte“, bei dem jungen Künstlern der Einstieg ins Berufsleben vereinfacht wird. Ich denke, ich habe eine gute Erfahrung im Beurteilen von Kunstprojekten.

Was bedeutet Kultur für Sie?

Kultur ist für mich die bewusste und aktive Interpretation des Alltags. Es geht nicht darum, wer ein bekannter Künstler ist und wer nicht. Jeder kann Kultur schaffen und jeder ist dabei gleich.

Welchen Schwerpunkt werden Sie als Jurymitglied setzen?

Ich werde besonders darauf achten, ob die Projekte nachhaltig sind. Es ist wichtig, dass etwas davon bleibt. Bereits 2007 habe ich immer gesagt, dass das Kulturjahr 2008 beginnt, dann, wenn die Projekte weiterlaufen und im Alltag integriert sind.

Danièle Kohn-Stoffels

Danièle Kohn-Stoffels arbeitet seit Januar 1998 beim Kulturministerium. Dort war sie zuerst im „Service d’animation culturelle régionale“ als Verantwortliche für die Region Osten zuständig. Seit Mai 2011 ist sie Regierungsrätin erster Klasse. Vor ihrer Arbeit im Kulturministerium war Kohn-Stoffels im Team des Kulturjahres 1995 aktiv. Dort hat sie sich um das Mäzenat sowie das Sponsoring gekümmert. Auch am Kulturjahr 2007 war sie beteiligt. Hobby und Beruf liegen bei ihr nicht weit auseinander. Zum Entspannen liest sie gerne Bücher, hört klassische Musik und geht ins Theater.

Tageblatt: Was qualifiziert Sie dafür, in der Jury von Esch 2022 zu sein?

Danièle Kohn-Stoffels: Meine Berufserfahrung als Kulturschaffende und meine Begeisterung für Kultur! Und natürlich die Erfahrung, die ich in den Kulturjahren 1995 und 2007 sammeln konnte.

Was bedeutet Kultur für Sie?

Die Förderung von Kultur und den Künstlern und Kulturschaffenden sowie der Schutz des Kulturerbes sind für mich die wichtigsten Elemente für eine gerechte, offene, tolerante, moderne, solidarische und demokratische Gesellschaft, die sich in ihren Werten und ihrer Identität wiederfindet.

Welchen Schwerpunkt werden Sie als Jurymitglied setzen?

Ich werde auf die Kohärenz mit dem Thema „Remix“ achten, aber auch auf Interdiziplinarität, Innovation, Kreativität, Nachhaltigkeit, Chancengleichheit und den Finanzplan.

Laura Zuccoli

Laura Zuccoli arbeitet seit Oktober 1983 bei der Ausländerorganisation ASTI („Association de soutien aux travailleurs immigrés“), wo sie 2010 als Nachfolgerin von Serge Kollwelter den Präsidentenposten übernahm. Sie wurde am 9. November 1958 in der Hauptstadt geboren, wo sie bis heute lebt. Die Mutter von drei Kindern absolvierte ihr Studium in Sozialwissenschaften in Liège und Metz. Sie arbeitete vor ihrer Zeit bei der ASTI als Sozialarbeiterin im Gefängnis, damals noch im Grund.

Tageblatt: Was qualifiziert Sie dafür, in der Jury von Esch 2022 zu sein?

Laura Zuccoli: Ein Schwerpunkt des Kulturjahres soll das Zusammenleben sein. Deshalb wurde eine Person gesucht, die Erfahrungen in diesem Bereich hat und Ideen dazu bewerten kann, um das Zusammenleben zu verbessern.

Was bedeutet Kultur für Sie?

Kultur ist für mich eine Brücke, die Menschen zusammenbringt. Durch Events treffen sich die verschiedensten Menschen und lernen sich kennen. Dadurch werden Vorurteile abgebaut.

Welchen Schwerpunkt werden Sie als Jurymitglied setzen?

Ich werde darauf achten, inwiefern das jeweilige Projekt Menschen zusammenbringt. Ein wichtiger Punkt ist für mich auch der grenzüberschreitende Aspekt.

Sasha Baillie

Sasha Baillie hat im letzten Jahr den Posten der Direktorin von „Luxinnovation“ übernommen. Die Agentur hat die Mission, nationale Unternehmen zu unterstützen, damit sie innovative Projekte ausführen können, die das Land nach vorne bringen. Zusammen mit mehreren Mitarbeitern aus verschiedenen Ministerien und der Handelskammer hat Baillie die Initiative des Nation Branding gestartet, dessen Vorstand sie bis Anfang dieses Jahres präsidiert hat. Zuvor verfolgte sie eine 15 Jahre lange diplomatische Karriere im Außenministerium mit Auslandsposten in Brüssel und Moskau, bei der sie den Fokus auf diplomatische Wirtschaft legte. Danach arbeitete die inzwischen zweifache Mutter vier Jahre lang im Wirtschaftsministerium. Baillie wurde 1970 geboren und verbringt ihre Freizeit am liebsten zusammen mit ihren Kindern und Freunden. Sie kocht gerne und jeden Tag, auch wenn sie erst spät nach der Arbeit nach Hause kommt. Die 49-Jährige hegt eine Leidenschaft für Wein und Kunsthandwerke. Zudem liest sie sehr gerne Geschichtsbücher, deren Fach sie in Schottland studiert hat.

Tageblatt: Was qualifiziert Sie dafür, in der Jury von Esch 2022 zu sein?

Sasha Baillie: Ich wurde gebeten, Teil der Jury zu werden, weil ich einen guten Überblick darüber habe, was sich im wirtschaftlichen Bereich in unserem Land alles tut, wo die Kompetenzen unserer Unternehmen liegen, wo wir innovativ und zukunftsorientiert sind und wie wir im Vergleich zu den Entwicklungen im Ausland stehen. Den Veranstaltern geht es auch darum, innovative Projekte im kulturellen Bereich zu identifizieren. Hierfür könnte meine Erfahrung nützlich sein.

Was bedeutet Kultur für Sie?

Kultur ist für mich der Mensch. Es sind die Werte, die uns Menschen ausmachen, unsere Gefühle finden sich in der Kultur in sehr verschiedenen Ausdrucksformen wieder. Auch in der Wirtschaft ist Kultur essenziell. Ohne sie ist unsere Wirtschaft orientierungslos.

Welchen Schwerpunkt werden Sie als Jurymitglied setzen?

Ich werde viel Wert auf die innovativen Aspekte der Projekte legen. Bringen sie einen neuen Blickwinkel mit sich? Öffnen sie uns die Augen für etwas Neues, das uns voranbringt und ein Fortschritt für den Menschen, das Leben und unser Wohlbefinden ist?

Tania Brugnoni

Tania Brugnoni ist 43 Jahre alt und leitet seit sechs Jahren den „Creative Hub 1535°“ in Differdingen. Die alleinerziehende Mutter sitzt zusätzlich in den Verwaltungsräten von Radio 100,7 und der Rockhal und verhalf in der RTL-Success-Story kreativen Jungunternehmern zum Durchbruch.

Tageblatt: Was qualifiziert Sie dafür, in der Jury von Esch 2022 zu sein?

Tania Brugnoni:  Zum einen meine persönlichen Kompetenzen, die ich mir in meinem Werdegang aufgebaut habe. Ich war teil der Taskforce, die Esch 2022 umstrukturiert hat und habe auch damals beim Pitch teilgenommen, damit Esch und der Süden das Projekt überhaupt bekommt. Dafür saß ich monatelang mit in den Arbeitsgruppen. Zum anderen ist es meine Herkunft. Ich bin ein Kind aus dem Süden, zum Teil mit Migrationshintergrund. Meine Mutter ist Luxemburgerin, mein Vater war Wirtschaftsflüchtling aus Italien. Ich verstehe den Ort, an dem das Kulturjahr stattfindet. Wer hier aufgewachsen ist, für den ist eine multikulturelle Gesellschaft normal.

Was bedeutet Kultur für Sie?

Kultur ist nicht nur Kunst. Sie ist Leben. Sie ist all das, was eine Gesellschaft ausmacht. Die Kultur einer Gesellschaft ist das Einzige, das bleibt. Das soll jeder verstehen.

Welchen Schwerpunkt werden Sie als Jurymitglied setzen?

Ich werde meinen Schwerpunkt nicht direkt auf etwas Präzises setzen, dafür ist mein Hintergrund zu breit gefächert. Ich habe eine breit gefächerte Sicht, weil ich die Besonderheiten der Branche kenne. Ich habe im Alltag viel mit kreativen Menschen zu tun, arbeite aber auch mit einer Gemeinde zusammen, die wiederum eng mit dem Bürger verknüpft ist.

Gary Muller

Gary Muller ist 45 Jahre alt, wurde in Düdelingen geboren und arbeitet seit 15 Jahren als Sozialpädagoge beim „Service national de la jeunesse“, kurz SNJ. Dort ist er zuständig für den Bereich „Kreativität“. Mullers Hobbys sind das Gärtnern und die schwarz-weiße Analogfotografie.

Tageblatt: Was qualifiziert Sie dafür, in der Jury von Esch 2022 zu sein?

Gary Muller: Ich bin von Natur aus ein sehr kreativer und lösungsorientierter Mensch. Nachdem ich eine „Première section E“ abgeschlossen hatte, entschied ich mich dazu, kein Studium im künstlerischen, sondern im sozialen Bereich zu beginnen. Dabei hat sich für mich schnell gezeigt, dass ich mit jungen Menschen arbeiten will. Einer meiner Wünsche war es, einen Raum für Jugendliche zu schaffen, in dem sie frei arbeiten können – eine Art Kreativcenter. Nachdem ich meine Diplome erhalten hatte, begann ich beim SNJ zu arbeiten, wo ich mein Wissen in beiden Bereichen in diversen Projekten einsetzen konnte. Darunter unter anderem das Kulturjahr 2007 und verschiedene nationale und europäische Kampagnen. Meine Bestrebungen wurden durch das Jugendgesetz vom 4. Juli 2008 bestärkt. Dort wurde unter anderem die Förderung der Kreativität als Aufgabe des SNJ festgehalten. Seitdem hat der SNJ eine ganze Reihe an Jugendprojekten in Zusammenarbeit mit vielen sozialen und künstlerischen Akteuren und kulturellen Institutionen initiiert, unterstützt und realisiert.

 Was bedeutet Kultur für Sie?

Für mich bedeutet Kultur vor allem, etwas zu kultivieren. Wer kultivieren will, muss zuerst etwas säen. Kultur ist aber auch eng mit der Gesellschaft verbunden und steht mit ihr in einer Wechselwirkung. In dem Sinne ist sie ein wichtiger Bestandteil, um Veränderungen hervorzurufen – sowohl bei Künstlern als auch in der Gesellschaft.

 Welchen Schwerpunkt werden Sie als Jurymitglied setzen?

Mein Schwerpunkt wird neben der Teilnahme von Jugendlichen auf der sozialen Kohäsion und der Nachhaltigkeit liegen.

Jean-Marie Haensel

Jean-Marie Haensel wurde im März 1959 in Luxemburg geboren. Nachdem er sein Wirtschaftsstudium abgeschlossen hat, beginnt er 1986 bei der „Inspection générale des finances“ (IGF) zu arbeiten, wo er bis heute als „premier inspecteur des finances“ angestellt ist. „Es war mein erster Job und hier werde ich höchstwahrscheinlich auch in Rente gehen. Das ist eher ungewöhnlich“, sagt Haensel selbst. Bei der IGF ist Haensel seit 33 Jahren für den Bereich Kultur zuständig. Inzwischen kümmert er sich um die Bereiche Hochschulwesen, „Education nationale de l’enfance et de la jeunesse“, Sport und Wohnungsbau. Er ist Mitglied in mehreren Verwaltungsräten, darunter dem des Casino, der Coque, der Philharmonie, der Rockhal und bei Agora. In seiner Freizeit spielt der 50-Jährige Schach in Schifflingen.

Tageblatt: Was qualifiziert Sie dafür, in der Jury von Esch 2022 zu sein?

Jean-Marie Haensel: Ich bin seit 33 Jahren bei der „Inspection générale des finance“ zuständig für den Bereich Kultur. In dieser Zeit konnte ich eine ganze Menge an Erfahrungen sammeln, besonders darin, wie Budgets für kulturelle Projekte aufgestellt werden.

Was bedeutet Kultur für Sie?

Im engsten Sinne ist Kultur jede Form von Kunst, egal ob Kino, Malerei, Tanz, Theater oder sonstiges. Darüber hinaus ist Kultur aber mehr als nur das. Sie ist für mich vor allem die „art de vivre“ und das „savoir-vivre“ des Einzelnen und definiert das Niveau einer Gesellschaft. Der Begriff geht sehr weit.

Welchen Schwerpunkt werden Sie als Jurymitglied setzen?

Ich konzentriere mich auf die Präsentation des Budgets der einzelnen Projekte.

Barbara Zeches

Barbara Zeches hat 2006 im Kulturministerium angefangen, wo sie als Beraterin für die Abteilung „Affaires étrangères et internationales“ zuständig ist. Hier kümmert sie sich einerseits um die bilateralen und kulturellen Beziehungen mit anderen Ländern, andererseits behandelt sie Dossiers im Zusammenhang mit der EU, dem Europarat und anderen europäischen und internationalen Fragen. Zeches ist Luxemburgs Delegierte in diversen europäischen Gremien, zum Beispiel dem „Comité Affaires culturelles“ in Brüssel und der vorbereitenden Arbeitsgruppe des EU-Kulturministerrates, der zweimal im Jahr stattfindet. Zeches hat zuvor im Rahmen der Westeuropäischen Union sowie an der Repräsentation Luxemburgs im Europarat gearbeitet. Sie hat einen Abschluss in Politikwissenschaften an der Sorbonne und ein „European Master’s Degree in Human Rights and Democratisation“ sowie ein Diplom in europäischen Studien  und ein Vordiplom in Recht. Zeches ist seit 2019 Mitglied des Verwaltungsrates der Asbl „Capitale européenne de la Culture 2022“ und seit 2011 im Verwaltungsrat des „Institut européen des itinéraires culturels“.

Tageblatt: Was qualifiziert Sie dafür, in der Jury von Esch 2022 zu sein?

Barbara Zeches: Meine Studien und meine Aufgaben im Kulturministerium.

Was bedeutet Kultur für Sie?

Es ist fast unmöglich, das in einem Satz auszudrücken. Im Großen und Ganzen identifiziere ich mich mit der Definition aus dem Schlussbericht der Unesco vom 6. August 1982: „Die Kultur kann in ihrem weitesten Sinne als die Gesamtheit der einzigartigen geistigen, materiellen, intellektuellen und emotionalen Aspekte angesehen werden, die eine Gesellschaft oder eine soziale Gruppe kennzeichnen. Dies schließt nicht nur Kunst und Literatur ein, sondern auch Lebensformen, die Grundrechte des Menschen, Wertsysteme, Traditionen und Glaubensrichtungen.

Welchen Schwerpunkt werden Sie als Jurymitglied setzen?

Weil europäische Kulturhauptstädte im Grunde eine Aktion der EU sind, wird das auch der Punkt sein, auf den ich mich in der Jury konzentrieren werden. Demnach werde ich mir ansehen, inwiefern die eingereichten Projekte den Kriterien der europäischen Dimension entsprechen, die in der legalen Basis der EU und im Projektaufruf von Esch 2022 detailliert niedergeschrieben sind.