Die Geduldsprobe

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Schmerzhafte Debakel verlangen drastische Maßnahmen – das ist jedenfalls die Ansicht von Déifferdeng-03-Trainer Pascal Carzaniga. Seine etablierte Nummer eins im Tor, Julien Weber, wurde Leidtragender der Niederlage auf dem Galgenberg – und zum Pokal-Keeper degradiert.

Kurzer Paukenschlag oder langfristiger Machtwechsel? Die Beteiligten hielten sich am Freitag noch relativ bedeckt. Vieles deutet aber darauf hin, dass der ehemalige Petinger Patrick Worré gegen seinen Ex-Klub wieder zwischen den Pfosten stehen wird. Nach der Länderspielpause könnten die Zeichen dann aber wieder auf Routine stehen.

„Ich habe noch keine Gespräche mit meinen Torhütern geführt, deshalb werde ich auch nichts zu diesem Thema verraten“, gab sich Carzaniga am Freitag noch sehr geheimnisvoll. Ein klares Zeichen setzen zu wollen, bestritt er allerdings nicht: „Ob es gewirkt hat, dazu kann ich erst am Sonntag um 17.45 Uhr etwas sagen.“

Pleite gegen Escher Fola

Am 22. Oktober, sieben Tage nach der Pleite gegen die Escher Fola, hatte er mit seiner personellen Entscheidung für Aufmerksamkeit gesorgt: Die Verteidiger-Viererkette ließ er unberührt, doch Keeper Weber musste auf die Tribüne. Neuzugang Patrick Worré feierte gegen Strassen sein Debüt im D03-Trikot in der BGL Ligue. Es folgte die Pokalrunde, mit Weber in der Startformation. Wurde der 32-jährige Franzose, der Ende August 2016 zum letzten Mal in der Punkterunde auf der Bank saß, also (unausgesprochen) definitiv zur Nummer zwei erklärt? „Ich werde beide Torhüter mit nach Petingen nehmen, einer wird auf der Bank Platz nehmen.“ Ein klares Bekenntnis zu Worré hätte anders geklungen.

Doch in der Vergangenheit hat der D03-Coach schon öfter knallharte Personal-Entscheidungen getroffen: Dem nach Mondorf abgewanderten Arnaud Schaab beispielsweise schenkte er im vergangenen Jahr beim Saisonauftakt das Vertrauen, doch nach seinem Platzverweis am dritten Spieltag war die BGL Ligue für ihn schon vorzeitig gelaufen. Lediglich drei Pokaleinsätze kamen für ihn noch hinzu.

Für Worré spricht auch seine Fähigkeit, geduldig auf den richtigen Moment zu warten. Bereits in Mondorf, wo er das eine oder andere Mal aus beruflichen Gründen Glenn Marques den Vorzug lassen musste, war er im Notfall stets auf der Höhe. Auch gegen Strassen hat er seine Chance ergriffen – und den Kasten sauber gehalten. Allerdings war dieses Spiel auch nicht unbedingt eine Herausforderung, wie Torwarttrainer Arny Kirsch gestern erklärte: „Es war ein leichter Gegner, er wurde nicht auf die Probe gestellt.“ Stattdessen hatte Weber in der Coupe de Luxembourg weitaus mehr Arbeit zu verrichten. Kirsch betonte zudem, dass es sich beim Torwartwechsel nicht um eine Bestrafung gehandelt habe: „Er wollte ihm (Weber) auch den Druck von den Schultern nehmen.“ Denn nach der Schmach in Esch hatte vor allem die Psyche arg gelitten: „Mental war es ein kollektiver Schiffbruch. Und nicht nur bei ihm. Es sticht allerdings einfach deutlich mehr ins Auge, wenn am Wochenende danach ein anderer im Tor steht.“

Die Reaktion von Weber war exemplarisch, lobte der Keeper-Coach: „Er verdient Respekt. Es ist hart, wenn man plötzlich auf die Bank verbannt wird. Aber er hat eingesehen, dass er nicht gut war gegen die Fola. Er hat sehr gut darauf reagiert.“ Trotzdem ist Kirsch der Meinung, dass man nicht wieder an der aktuellen Reihenfolge herumdoktern, sondern Worré zumindest bis zur Länderspielpause den Vortritt lassen sollte. „Es ist keine definitive Entscheidung …“

Eine Garantie auf einen Stammplatz im Tor gibt es für keinen der beiden: „Es war von vornherein klar, dass jedes Wochenende ein Enttäuschter aus den Entscheidungen des Trainers hervorgehen würde. In Mondorf wäre Worré sicher die Nummer eins gewesen …“ Stattdessen sei ihm diese Chance „auch in den Schoß gefallen. Er hat dafür ja auch nichts anders gemacht als sonst auch.“ In seinen bisherigen 99 Ligaspielen hat der 33-jährige Worré sicher bereits gelernt, wie er mit diesen spärlichen Geschenken umzugehen hat …