„Die Fische sind alle tot“: Alzette ist durch Abwasser extrem verschmutzt worden

„Die Fische sind alle tot“: Alzette ist durch Abwasser extrem verschmutzt worden

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In der Nacht auf Samstag (14.9.) wurde die Alzette in Beggen durch Abwasser verunreinigt. Die Folge: ein massives Fischsterben.

Es war am Samstag gegen 16.30 Uhr, als der Notruf 112 das Wasserwirtschaftsamt informierte. Passanten hatten kurz davor in der Alzette in Walferdingen jede Menge tote Fische entdeckt. „Es war schrecklich. Alle Fische waren tot. Ich wusste sofort, dass etwas Schlimmes passiert ist“, sagt eine Augenzeugin aus Heisdorf. Messungen vor Ort ergaben, dass überhaupt kein Sauerstoff mehr im Wasser war. Zusammen mit Feuerwehr und Polizei suchten die Experten nach der Ursache für das ungewöhnlich trübe Wasser und das Fischsterben.

Schnell wurde klar, dass große Mengen an ungeklärtem Abwasser aus der Beggener Kläranlage in den Fluss gelangt waren. Schuld war ein defekter Schieber eines Notüberlaufs, der kurze Zeit später vom Technischen Dienst der Stadt Luxemburg geschlossen werden konnte. Gegen 19.00 Uhr habe die Kläranlage wieder ordnungsgemäß funktioniert, so die zuständige Schöffin Simone Beissel (DP). Selbstverständlich trage die Gemeinde die Verantwortung. Jetzt werde man genau untersuchen, warum das System nicht richtig funktionierte, und die notwendigen Maßnahmen ergreifen, damit eine solche Panne nicht mehr vorkomme.

Größte Kläranlage des Landes

Die Kläranlage von Beggen ist die größte des Landes. Sie war erst 2011 erweitert worden. Wegen der demografischen Entwicklung ist für etwa 200 Millionen Euro bereits eine neue Erweiterung von augenblicklich 210.000 Einwohnergleichwerten auf 400.000 geplant. Neben den Einwohnern muss eine Kläranlage nämlich auch Abwässer aus Handel, Industrie, Tourismus usw. reinigen. „Tagsüber befinden sich durch die Arbeitnehmer und Grenzgänger viel mehr Menschen in den betroffenen Gemeinden als nur die Einwohner“, erklärt der Direktor des Wasserwirtschaftsamtes, Jean-Paul Lickes.

Die Verunreinigung wirft auf jeden Fall eine Reihe von Fragen bei den Gemeindeverantwortlichen des Alzettetals auf. Der Abgeordnete und hauptstädtische Rat von „déi gréng“ François Benoy hat eine dringende parlamentarische Anfrage an die Regierung gerichtet, in der er mehr Details über die Verschmutzung und die Gegenmaßnahmen erfahren möchte.

Laut Lickes könne in solchen Fällen nur wenig getan werden. Während bei einer Ölverschmutzung Barrieren errichtet werden könnten, würde das bei Abwasser nichts bringen, weil dieses sich zu 100 Prozent mit dem Wasser vermische. Es handele sich um eine organische Belastung. Sie entzieht dem Wasser den Sauerstoff. Die Fische ersticken.

Verschmutzung im Sommer fatal

Besonders schlimm sei diese Art der Verunreinigung im Sommer, wenn die Flussläufe nicht viel Wasser führen. „Da haben wir keinen Puffer“, sagt der Chef des Wasserwirtschaftsamtes. Nur Regen und der Zufluss aus Bächen und Quellen können helfen. „Der Fluss regeneriert sich selbst. Das dauert aber leider seine Zeit“, erklärt Lickes. Einen Einfluss auf das Grundwasser habe das Leck in Beggen jedoch nicht.

Was den Fischbestand betrifft, so müsse man warten, bis er sich wieder erholt hat. „All unsere Anstrengungen, um den Fluss wieder in einen mittelmäßigen bis guten Zustand zu bekommen, sind zunichte gemacht worden“, bedauert der Direktor. Vor 10 bis 15 Jahren habe es nämlich keine Forellen in der Alzette gegeben. Jetzt seien sie zurückgekehrt, weil die Wasserqualität wieder besser wurde.

Durch eine Vereinfachung der Fischmigration, unter anderem durch die Abschaffung der Barrieren und eine gezielte Ansiedelung einiger Arten wie Äschen oder Forellen, könne man helfen, die Alzette wieder mit Leben zu füllen. In diesem Zusammenhang besteht zum Beispiel ein Projekt, das vorsieht, über die Mosel und die Sauer wieder Lachse in Luxemburg anzusiedeln. „Denn dieser Fisch ist gut für die Wasserqualität“, so Lickes.

Wasserqualität, Grundwasser, Blaualgen …

„Luxemburg liegt zwischen dem Maas- und dem Rhein-Becken. Der Benelux-Raum ist dicht besiedelt. Dazu kommt die intensive Landwirtschaft. Das alles hat einen Einfluss auf die Wasserqualität. Es gibt viele Quellen hierzulande. Die Fließgewässer sind aber klein, mit Ausnahme der Mosel, die an der Grenze entlang fließt“, so Jean-Paul Lickes.

Sämtliche Aktivitäten, die auf Luxemburger Territorium stattfinden, hätten einen Einfluss auf die Wasserqualität, besonders im Sommer, wenn die Flüsse und Bäche weniger Wasser führen. „Jeder Vorfall, und sei er auch noch so klein, hat Konsequenzen für das Wasser“, so Lickes.

Trotzdem habe sich die Wasserqualität in den letzten Jahren stetig verbessert, unter anderem weil massiv in das Kläranlagennetz investiert wurde. Die Stationen würden das Wasser von 1,1 Millionen Einwohnergleichwerten säubern.

In letzter Zeit wurde auch viel über das Grundwasser diskutiert. Durch den Klimawandel sinkt der Pegel. „Der Boden braucht viel Regen. Eine Schneeschmelze hilft auch bei der Regeneration“, so der Direktor des Wasserwirtschaftsamtes.

Was die Blaualgen anbelangt, beruhigt Lickes, dass es diese schon immer gab. Nur sei seit einigen Jahren eine Sorte hier aufgetaucht, die mehr Giftstoffe produziere. Deshalb solle man den Ratschlägen und Verboten der Behörden unbedingt Folge leisten.

Durch Veränderungen im Nährstoffhaushalt, der Sonneneinstrahlung und mildere Winter würden zudem immer mehr Algen überleben. Von der Idee, die Blaualgen durch Chemikalien zu bekämpfen, wie es zum Beispiel in den USA der Fall ist, hält Lickes nicht viel. Das Wasser hierzulande werde weiterhin im Rahmen seiner Aufbereitung als Trinkwasser vom Sebes („Syndicat des eaux du barrage d’Esch-sur-Sûre“) behandelt.

Durch die Zuführung von Ozon würde die Menge der Proteine, welche die Toxine der Blaualgen darstellen, drastisch reduziert. Die Reste der Verunreinigungen würden dann von der Aktivkohle eliminiert. Eine Änderung der strengen Qualitätskriterien beim Trinkwasser kommt für Jean-Paul Lickes nicht infrage.

 

Jacques Zeyen
18. September 2019 - 17.03

Die Alzette war schon immer der Dreckstümpel der Nation.Seit ewig bekommt die Sauer ab Ettelbrück den Todesstoß,wenn die Alzette mündet. Vor 30 Jahren stiegen Enten ans Ufer (Pulvermühle) mit Klopapier an den Füßen. Und wann hat Luxemburg die Rüge aus Brüssel bekommen weil wir ungenügend Kläranlagen haben? Wo sind die Wasserschutzgebiete wo Dünger und Pestizide verboten sind? Es liegt nicht an einem Schieber,sondern an sehr vielen.

Biirger
18. September 2019 - 9.17

Im Journal steht heute zu lesen : "Der Schieber 103, der zu einem Bypass führt, der ursprünglich für extreme Wetterereignisse gedacht war, wurde vor zweieinhalb Jahren still gelegt. Daher war seine Bedienung von automatischen auf manuellen Betrieb umgestellt. Auf Nachfrage bestätigte ein Techniker, dass es sich um ein „totes Rohr“ handelte - außer Betrieb", und ein bisschen weiter im Artikel ... "Es stellte sich aber heraus, dass der Computer, der am Freitagabend auf Grund von Störungen neu hochgefahren wurde - einfach formuliert - auf die „Werkseinstellung“ zurückgesprungen ist. Dabei wurde der Schieber 103 von manuell auf Automatik geschaltet - was aber immer noch nicht erklärt, warum das System dann gegen 22.00 die automatische Öffnung des Bypasses veranlasst hat." Demnach war das "tote Rohr" - obwohl informatisch auf manuel gestellt - wohl physisch nicht vom computergesteuerten System abgekoppelt worden. Es war demnach nicht narrensicher totgestellt.

J.C.KEMP
17. September 2019 - 18.22

Do war wuel de fail-safe vum fail-safe vergiess gin Den huet emol fréier Jemp geheescht a souz an der Portiersloge.

H.Horst
17. September 2019 - 14.53

Ech sin ëmmer nees begeeschtert wéi Micro-Electronic an Informatik eist Liewe méi einfach, cammoud a sëcher mecht......

Gerard
17. September 2019 - 11.28

Schuld war ein defekter Schieber eines Notüberlaufs et waar en Software Fehler an ween huet dei Software dann programeiert also waar et en menschlechen Fehler.

Querrdenker
17. September 2019 - 9.39

Man and Biosphere !??