Die Deutungshoheit: Weshalb die Trauer um Großherzog Jean polarisiert

Die Deutungshoheit: Weshalb die Trauer um Großherzog Jean polarisiert

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Politik trennt, die Monarchie eint – so der konservative Mythos. Der Zweck der monarchischen Repräsentation: ein über Generationen berechenbares und stabiles Wirken. Der Monarch soll, jenseits des politischen Alltags und fern von der parlamentarischen Unsicherheit, eine symbolische Vorbildfunktion verkörpern und die Nation vereinen. Beobachtet man die verschiedenen Strömungen des öffentlichen Diskurses zum Tod von Großherzog Jean, ergibt sich jedoch ein anderes Bild. Auch die Monarchie polarisiert zurzeit.

Stein des Anstoßes: die Debatte um die Staatstrauer für Großherzog Jean. Es haben sich in den vergangenen beiden Wochen zwei Lager gebildet, die sich als Befürworter und Kritiker charakterisieren lassen. Das befürwortende Narrativ lautet sinngemäß: Respekt muss sein, Großherzog Jean war eine Ausnahmepersönlichkeit, die Länge der Trauer ist angemessen, jegliche Form der Kritik trägt polemische Züge. Die Kritiker entgegnen: Trauern um einen beliebten Staatsmann ist nachvollziehbar, Personenkult hingegen überzogen, der mediale Aufwand unangemessen und die Reaktion zahlreicher öffentlicher Akteure ein Zeichen vorauseilenden Gehorsams.

Beide Positionen verdeutlichen: Das hoch emotionale Thema hat sich zu einem demokratischen Wettbewerb um Deutungshoheit entwickelt. Dabei geht es nur vordergründig darum, wie viele Tage Staatstrauer angebracht sind. Die latent aktuelle Frage, die sich dahinter verbirgt, dreht sich vielmehr um unsere wandelbaren Identitäten: Welches Verhältnis pflegen wir in Luxemburg zu einem bestimmten Zeitpunkt zu unserer Staatsform? Überlässt man die Antwort einem der obigen Lager, wird stets eine absolute Wahrheit beansprucht: „Unsere Vorstellung ist die richtige“. Beide versuchen ihr eigenes Bild einer idealen Welt zu zeichnen. Hier das nach Monarchie, Pomp und Ehrfurcht lechzende Herz, dort die Dekonstruktion von Nation, Klerus und Krone.

Suche nach differenzierter Antwort

Wer jedoch eine differenzierte Antwort sucht, muss die Perspektive wechseln. Die Fragestellung lautet dann weniger, wer Recht hat, sondern eher: Wie sieht die Realität in Luxemburg wirklich aus? Die Antwort: Es gibt nicht die eine Wahrheit. Die befürwortenden und die kritischen Stimmen bilden jeweils nur einen Teil der luxemburgischen Lebenswelt ab. Keines der beiden Lager kann einen Anspruch auf absolute Deutungshoheit erheben. Die Realität Luxemburgs ist vielmehr, dass seit 100 Jahren republikanische und monarchistische Kräfte um Einfluss konkurrieren.

Die Diskussion über die Notwendigkeit einer Abstimmung zur Staatsform im Rahmen der Verfassungsreform ist ein aktuelles Beispiel dafür. Dass sich kein Politiker an dieses heiße Eisen herantraut, ist Ausdruck realpolitischen Gespürs: Ein Referendum für die Einführung der Republik Luxemburg wäre momentan nicht zu gewinnen. 2012 sprachen sich in einer Umfrage 70 Prozent der Luxemburger für die Monarchie aus. Und dennoch hat die Debatte über die Dauer der Staatstrauer verdeutlicht: auch die republikanische Strömung ist Bestandteil Luxemburgs – wobei das Kräfteverhältnis zurzeit noch asymmetrisch wirkt.

pierre Wollscheid
7. Mai 2019 - 13.33

Respekt ass gut an fällt och kemmem eng Zack aus der Kroun vir ze soen dat den Grand - Duc henri e gudde war, awer 6 desch trauer wären och duer gangen alles anescht war iwerdriwen.

Jemp
6. Mai 2019 - 2.59

Elo dauert deen Trauer-Zodi schon iwwert eng Woch! Geet et es da bal duer? Krenondi namol!

Jacques Zeyen
5. Mai 2019 - 9.40

Studieren sie die Geschichte.Wo kommen die Blaublüter her und wie haben sie ihren Reichtum erlangt? Durch Schenkungen vom Fußvolk?? Wieso gab es blutige Revolutionen?Die weltlichen und religiösen Herrscher haben in der Tat "sehr viel für uns getan."

de bouferpapp
4. Mai 2019 - 18.04

@ Jacqus Zeyen. Inwiefern und wann haben Grossherzogin resp.Grossherzog bei uns, in Luxemburg, das Volk drangsaliert und ausblute lassen? Sie wollen doch nicht etwa allen Ernstes unsere Monarchie einer Diktatur, à la Kim Jong, gleichstellen?

de bouferpapp
4. Mai 2019 - 17.56

Da nennt mir dat Land, wou de Staatspresident nët an enger prunkvoller Villa oder engem Schlass resp. Palast wunnt? Wat fir e Genre vu Presidentschaft schwieft Iech da vir? Wéi an Däitschland oder wéi a Frankräich? Trieden a Frankräich d'Presidenten nët och wéi Monarchen op, a wat kënnt dobäi eraus cf. Sarkozy, Hollande oder elo Macron? Mir sinn nun eemol eng Monarchie an souwuel d'Grand-Duchesse Charlotte, wéi de Grand-Duc Jean an de Grand-Duc Henri hunn oder représentéieren eist Land, sou wéi dat eis Constitutioun virgesäit an zwar ganz gutt. Ët huet een de Groussherzog Jean nët brauche perséinlech ze kennen, fir hien ze respektéieren an ze schätzen. Jiddefalls brauche mir eis senger nët ze schummen, am Géigendeel.

Bender
4. Mai 2019 - 9.37

Dofiir geet Hollywood an gewessene Sport duer. dat muss net an deem dekadenten Ausmoß vum Steierzueler finanzéiert gin. D'Generatiounen no de Babyboomer intresséiert dat ganzt Gedeessems kee bësschen. Nom 2.WK hun d'Leit nach eng Art Messias gebrauch, an dofiir waren se och gutt, mee mir sinn weider hautesdaags. Wann d'Mettelschicht well Luxus fiir d'Regierungen ginn as, därf den Adel och verschwannen.

Bender
4. Mai 2019 - 9.32

Wie seet, dass an enger Republik e Präsident en Staatsbegriefnis oder eng prunkvoll Villa brauch? Dat darf all Land selwer festleen.

Mephisto
4. Mai 2019 - 9.22

Ech hunn hien och nett kannt, nie getraff an och kee vu menger Famill oder Bekannten huet e kannt. Duerfir war ech verwonnert wi elo op eemol sou vill Leit hien andauernd begéint hunn , mat him geschwat hunn asw.

Dingo
4. Mai 2019 - 9.11

Hien huet och séng Ménung iwert verschiddenen Ministeren hier Moundeskapaden asw. wou en näischt dervun hat. Blechen huet en awer dierfen.

KTG
4. Mai 2019 - 8.01

Will "Jacques Zeyen" etwa die aktuellen europäischen Monarchen mit Diktatoren à la Kim, Putin, Trump, etc auf den gleichen Fuss setzen?

KTG
4. Mai 2019 - 7.59

Och e President kréich sou e Begriefnis. Datt eis Premiere kee Staatsbegriefnes kréie wonnert mech souguer éischter nach.

KTG
4. Mai 2019 - 7.58

Kennt den "Zahlen" déi Häre Christian Wulff, François Mitterand, François Hollande, Nicolas Sarkotzi (mam Carla op de Pyramiden!), Bill Clinton, Donald Trump, all d'russesch an ukrainesch Presidenten, etc?

Pierre Ravarin
3. Mai 2019 - 23.46

Brot und Spiele! Gönnen Sie das den primitiven Geistern aus denen jedes Volk besteht.

J.C.KEMP
3. Mai 2019 - 22.08

Deier gin se awer op alle Fall, well all fréiere Präsi huet op Liewzäite seng Pensioun, säi Büro, seng Garde, säi Chauffeur, seng fräi Reese mat dem Staatsflieger soufern et e gët, asw, a sou fort. A wann e stierwt kritt en och säi Staatsbegriewnes

Jang
3. Mai 2019 - 19.40

Alles schéin a gudd, mais ëtt missten irgendwou Grenzen sinn,alles nëtt ësou dèck opbauschen, den Steierzueler huet bestemmt och eng Ménung.

Zahlen
3. Mai 2019 - 17.45

Also, ech traueren net, ech hunn deen Här ni kannt. Ech hätt léiwer eng Republik, da wär net andauernd esou en Drama wa ee vun där Famill stierft, bestuet, gescheet gëtt oder Kanner kritt.

Jacques Zeyen
3. Mai 2019 - 17.30

Wer Geschichte studiert oder zumindest liest,kommt auf eine Feststellung. Monarchien oder Diktaturen gibt es seit der Mensch vom Baum gestiegen ist. Und alle waren sie gut genug um das " Fußvolk" mehr oder weniger zu drangsalieren um Macht und Profit zu horten. Könige und Priester waren seit Äonen ein Gespann das es verstand das Volk auszubluten. Manchmal kriegten die beiden Welten ( Klerus und König)sich in die Wolle,aber bis heute sind sie ein unzertrennliches Gespann. Allein,das dumme Volk hat Bücher in die Hand genommen. Luther's größter Fehler,unter anderen,war es die Bibel ins Deutsche zu übersetzen. Ob wir in unseren Zeiten,wo wir den Weg zum Weltbürger finden müssen(die Betonung liegt auf "müssen") noch Queens oder Kings oder Diktatoren à la Kim Jong etc. brauchen ist schnell beantwortet. NEIN. Gott und König und Vaterland können wir uns nicht mehr leisten.Wir haben noch einige Zeit zusammen auf unserem Planeten,machen wir das Beste draus.