Europa-League-Traum geplatzt: Bei Déifferdeng 03 herrscht Ratlosigkeit

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„Es läuft einfach nicht … Aber warum?“ Déifferdeng-03-Präsident Fabrizio Bei ist bessere Zeiten gewöhnt. Zeiten, in denen die Elf aus der „Cité du fer“ vor jeder Saison als Pokalschreck und Europapokalkandidat gehandelt wurde. Das Aus in der Coupe de Luxembourg ereilte die Mannschaft im Dezember. Die Europa League ist nach der vierten BGL-Ligue-Niederlage in Serie ebenfalls abgehakt.

Sie war am Sonntagabend nach der Demütigung gegen UT Petingen unumgänglich, die Trainerfrage. „Er ist noch unser Coach, ja.“ Ob Arno Bonvini es am Freitag, beim Auswärtsspiel gegen den RFCU Lëtzebuerg, auch noch ist? „Der Vorstand steht hinter ihm. Aber ich bin mir bewusst, dass er sich selbst infrage stellt. Ich weiß nicht, was in seinem Kopf vorgeht. Wir dürfen jetzt auch nichts überstürzen. Wir haben ein Problem, aber es ist nicht unser Trainer“, so die Schlussfolgerung von Präsident Fabrizio Bei.

Pechsträhne

Es sind ungewohnte Töne, die aus dem Lager des Vizemeisters von 2016/17 (damals hatten die punktgleichen Düdelinger das bessere Torverhältnis) stammen. Meist sind es Abstiegskandidaten, die mit Beschreibungen wie Negativspirale und wiederholtem Pech nach Erklärungen suchen: „Derzeit spielt einfach alles gegen uns“, formulierte es Bei. Zwei Sonntagsschüsse hätten das D03-Schicksal gegen das Fangueiro-Ensemble früh besiegelt, fügte er hinzu. Eine Woche zuvor brach der Platzverweis von Nationalspieler Mathias Jänisch der Elf das Genick. „Es fehlt uns einfach dieser Biss, um aus der Situation herauszukommen. Es ist, als würden wir nach einem Gegentor in ein Loch fallen.“ Zudem schleichen sich aufgrund der angeknacksten Moral auch immer wieder individuelle Fehler in den Spielverlauf – von denen Torwart Julien Weber bereits des Öfteren nicht verschont blieb. So verschuldete er im Kordall-Derby das 0:2.

André Rodrigues ist ein waschechtes D03-Urgestein und kann sich nicht einmal mehr daran erinnern, wann er sein Debüt in der Nationaldivison feierte. „In so einer schweren Situation befanden wir uns noch nie“, gab er gefrustet zu Protokoll. „Jeder von uns Spielern muss jetzt vor seiner eigenen Haustür kehren und sich fragen, ob er wirklich seine volle Leistung abgerufen hat.“ Er fügte hinzu: „Ja, wir brauchen auch wieder etwas Glück, aber das muss man provozieren.“

Abrutschen ins Verderben

Dieses Glück schreibt man meist den Leader-Teams zu. Von den sechs führenden Klubs der Liga verfügen wenig überraschend fünf über einen professionellen Trainer. Mit 1.200.000 Euro (Angaben aus dem Tageblatt-Artikel „Moneyball“ vom 13. März 2018) hatte der Klub aus der „Cité du fer“ damals noch das viertgrößte Budget der BGL-Ligisten – doch die verpasste Qualifikation für die Europa League, nach zehn Teilnahmen in Folge, hatte finanzielle Einschränkungen zur Folge.

Der aktuelle Tabellenachte rutschte von Platz zwei (zuletzt am 7. Spieltag) kontinuierlich in sein gefühltes Verderben. Die Ursachen dafür liegen u.a. in der Kaderplanung. Vor der Saison überstiegen die Erwartungen eine Platzierung im unbedeutsamen Mittelfeld noch um Längen: „Wir wollen wieder oben mitspielen. Eine Übergangssaison gibt es für uns nicht. Es wird ein harter Kampf um die Europapokalplätze, aber wir sind bereit, diesen anzunehmen“, hatte Bei während der Vorstellungs-Pressekonferenz seines neuen Coachs im Juni angekündigt.

Doch der Umbruch war heftig und so ist die Ernüchterung mittlerweile riesengroß. Die Abgänge im vergangenen Sommer waren von prominenter Natur: Jordann Yéyé, David Fleurival, Florent Malouda, Yannick Bastos, Farid Ikene, Gianluca Bei, Chadli Amri, Mounir Hamzaoui und Nicolas Perez verließen Déifferdeng 03.

„Wir müssen aufwachen“

Mit seinen fünf Liga-Treffern konnte Stürmer Maxime Deruffe seine Vorgänger nicht ersetzen. Die F91-Leihgaben Ricardo Couto und Edvin Muratovic brachten es zusammen auf sieben Tore. Einen Kanonier, wie man ihn aus früheren D03-Saisons kannte (beispielsweise Aurélien Joachim, Pierre Piskor, Omar Er Rafik, Nicolas Perez ), gibt es in dieser Spielzeit nicht.

Zwar begann das Fußballjahr mit einem Dreier gegen Mondorf und einem Prestigesieg gegen den F91 Düdelingen, doch mittlerweile machen sich die Grenzen der knappen Personaldecke bemerkbar. Gonçalo Almeida wird weiter vom Pech verfolgt. Zu jung und unerfahren sind die Junioren, die man langfristig an den Kader heranführen will. Dass Angreifer Gauthier Caron am Sonntag in der Innenverteidigung einspringen musste, ist ein weiteres alarmierendes Indiz für die enge Besetzung.

Nach fünf Niederlagen in Folge geht der Blick bei D03 sogar in Richtung Tabellenkeller: „Acht Punkte müssen wir in zehn Spielen holen. Unser Kampf beginnt am Freitag“, forderte Bei. „Dafür muss Ruhe einkehren. Diese Angst, die sich eingestellt hat, muss verschwinden“, erklärte der Immobilienmakler, der seit 2006 an der Spitze des Fusionsvereins steht.

Der Stachel saß nach dem Debakel gegen Union Titus Petingen bei allen tief. Auch Coach Bonvini rang nach Worten. „Dieses Resultat muss uns zu denken geben“, hatte er noch am späten Sonntagabend gemeint. „Mit der Hinrunde konnten wir zufrieden sein, aber jetzt müssen wir uns unbedingt zusammenreißen und aufwachen!“