„Die Gewalt an den Luxemburger Schulen hat abgenommen“

„Die Gewalt an den Luxemburger Schulen hat abgenommen“

Jetzt weiterlesen! !

Für 0,59 € können Sie diesen Artikel erwerben.

Sie sind bereits Kunde?

Ein Vorfall mit einem Schüler am „Lycée technique Hôtelier Alexis Heck“ in Diekirch hat am Dienstag einen Polizeieinsatz ausgelöst. Einen Tag später meldete sich der langjährige Lehrer und ehemalige Vizepräsident des Lehrersyndikats Apess, Alain Kieffer, zu Wort (► Link). Er beschwerte sich über die Zustände an Luxemburgs Sekundarschulen. Auch die Politik kritisierte er, weil gewisse Vorschriften und Verbote eingeführt, aber keine Lösungsansätze geliefert würden.

Auf Nachfrage beim Bildungsministerium erklärte eine Sprecherin gegenüber dem Tageblatt, dass man keine Statistik über die Anzahl der „conseils de discipline“ führe, die einberufen werden, wenn es zu Problemen mit einem Schüler kommt. Ob es – wie Alain Kieffer behauptete – tatsächlich eine Zunahme der „conseils“ in den letzten Jahren gegeben hat, könne das Ministerium deshalb nicht sagen. Wie groß ist das Problem Gewalt an Luxemburger Schulen wirklich?

„Ausnahmefälle bekommen große mediale Aufmerksamkeit“

Tom Kugener sieht die Sache etwas differenzierter. Er arbeitet als „Educateur gradué“ und Anti-Gewalt- und Deeskalationstrainer beim „Centre psycho-social et d’accompagnement scolaires“ (CePAS), dem psychologischen Dienst der Luxemburger Schulen. Kugener sagt: „Es gibt Gewalt an Schulen. Aber es wird viel in Sachen Prävention gemacht.“ Nach Ansicht des Spezialisten haben die Maßnahmen der vergangenen Jahre gewirkt. „Die Anzahl der Gewaltakte hat sogar eher abgenommen“, sagt Kugener. Natürlich gebe es immer Schüler, bei denen Prävention nicht funktioniere: „Diese Jugendlichen erreicht man nicht.“ Solchen Ausnahmefällen würde jedoch eine große mediale Aufmerksamkeit geschenkt – und damit würde man alle Schüler gleichermaßen stigmatisieren.

Es sei ein Leichtes, der Jugend vorzuwerfen, sie hätte keine Disziplin und wäre „schlimmer“ als ihre Vorgängergeneration – zumal dieses Vorurteil schon seit Ewigkeiten besteht. Aber: „Die meisten Schüler sind nett und respektvoll“, meint Tom Kugener. Man müsse bedenken, dass es die Aufgabe der Jugendlichen sei, Dinge infrage zu stellen. „Es liegt in unserer Verantwortung, ihnen beizubringen, das auf eine sozial adäquate Art und Weise zu tun.“

Jemp
22. Oktober 2017 - 19.17

Wiedermal so ein ministertreuer Spezialist, der vorgibt, alles im Griff zu haben. Ich habe solche Leute klaeglich versagen gesehen, trotzdem behaupteten sie das Problem sei geloest, weil der Behandelte seine Mitschueler nun nicht mehr mit dem Fuss rannte, sondern ihnen mit der Faust ins Gesicht schlug.

Crisco
21. Oktober 2017 - 8.25

Dass es seitens des Ministeriums keine Statistiken über die Conseils de classe geben soll, halte ich für eine faustdicke Lüge. Ebenso windig ist die Behauptung, die Gewalt habe insgesamt abgenommen. Vielleicht sollte man zuallererst mal den Begriff Gewalt definieren. Fängt Gewalt tatsächlich erst bei einer Ohrfeige an, beim regelmässigen "Abziehen" von Geldbeträgen und ähnlichem? Oder nicht vielleicht doch schon beim Mobbing, beim Ausgrenzen, beim heimlichen Filmen per Handykamera? Das Leben unserer Kinder findet - von vielen Eltern unbemerkt oder zumindest sehr unterschätzt - zum grössten Teil im Internet statt. Und "nett und respektvoll" sind dort keine Hausnummern.

Tom
21. Oktober 2017 - 7.01

Durchaus interessant, die These dieses Erziehers und sogenannten "Spezialisten" aber Gewalt ist in den Schulen tagtäglich mehr vorhanden als das Personal überhaupt weis, denn viele Mobbing oder Gewaltopfer würden sich nie an das Personal wenden, vor allem dann nicht wenn sie schon wissen, wie sie von den anderen Mitschülern dann bezeichnet oder abgestempelt werden. Jeder weiß wie grausam Kinder und Jugendliche unter sich sein können. Durchaus sollte diesbezüglich mehr gemacht werden. Wie dies aussehen sollte kann uns der Spezialist ja mit Projekten zeigen. Der letzte Punkt ist aber auch ein wichtiger Faktor der nicht ungeachtet bleiben sollte, und zwar die Frage wie soll sich ein Lehrer verhalten wenn ein Kind oder ein Jugendlicher anfängt ihn zu schlagen oder Sachen auf ihn zu schmeißen. Sich alles gefallen lassen und schließlich nur bei der Direktion eine Beschwerde einlegen ? Hmm. sehr fragwürdig?