Der Zuschauerschwund im luxemburgischen Fußball verschont keine Region

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Dem Luxemburger Fußball gehen die Fans abhanden – und das in allen Regionen im Land. Einige Klubs haben es jedoch geschafft, das Interesse wieder anzufachen. Der Progrès Niederkorn lockt soviele Besucher ins Stadion, wie schon seit vier Jahrzehnten nicht mehr.

Von Lex Bruch

Im fünften Teil der Zuschaueranalyse werden quer durchs Land einige Vereine aus verschiedenen Regionen näher beleuchtet. Tatsache bleibt allemal, dass der Besucherschwund sozusagen die Vereine fast ausnahmslos alle erfasst hat. Interessant bleibt jedoch, wie sich die Resonanz der Anhänger im Wandel der Zeit etwa in Grevenmacher, Beggen, Wiltz, Hesperingen und Ettelbrück entwickelte.

Oder beim FC Olympique Eischen, wahrhaftig ein schier unvergleichbares Phänomen hierzulande: Eine Mannschaft, die fast sämtliche Jugendklassen gemeinsam durchlief und schnurstracks binnen vier Jahren von der 2. Division 1979/80 in die Nationaldivision aufstieg, sorgte für Furore. Eine Saison später war im Eischener „Fräschepull“ der Teufel los, die Begeisterung grenzenlos und der Kassierer rieb sich die Hände. Schließlich verzeichnete der „kleine“ Dorfverein einen Saisondurchschnitt von 1.305 Zuschauern und landete in jener Spielzeit auf Rang zwei in der Zuschauergunst. Mehrmals wurden weit über 2.000 Anhänger registriert. Anschließend flachte der Schnitt abrupt ab und fiel im Abstiegsjahr 1988/89 auf 353 zurück.

Traditionsklubs

Der CS Grevenmacher genoss den höchsten Zuspruch 1977/78 mit 769 Besuchern, also lange bevor die Moselaner erstmals 1995 einen Titel feierten sowie eine gefühlte Ewigkeit vor dem Double-Gewinn 2002/03. In jener Saison lag der Schnitt „op Flohr“ bei 545 und sank rasant, denn vier Jahre später war es bei 257 nicht mal mehr die Hälfte.

Ein weiterer Traditionsverein, der FC Avenir Beggen, schnappte sich 1968/69 erstmals in seiner Vereinsgeschichte den Meistertitel und genau in jener Spielzeit – noch im ehemaligen Stadion „Emile Metz-Tesch“ – verzeichneten die „Wichtelcher“ ihren höchsten Schnitt mit beinahe 1.100 Schaulustigen. Die Popularität schrumpfte in der Folgezeit drastisch, ehe sie 1981/82 – nach dem Umzug an die Henri-Dunant-Straße und erneutem Meisterjahr – wieder auf fast 900 anstieg. Ab 1992/93 gingen die Zahlen fast im Jahrestakt – mal mehr, mal weniger – zurück und erreichten 2005/06 den Minusrekord von 157.

Ettelbrück und Wiltz sind stellvertretend für den Norden. 1971/72, also unmittelbar nach dem ersten Aufstieg ins Oberhaus, verfolgten im Schnitt immerhin 1.172 Zuschauer die Etzella-Heimspiele. Genau wie Wiltz musste Ettelbrück mehrmals den Fahrstuhl nach unten nehmen, um entweder kurz-, mittel- oder sogar langfristig wieder in die Nationaldivision zurückzukehren. Ob im alten oder neuen Stadion, die Besucherresonanz in den „Däichwisen“ ließ im Laufe der Jahre zusehends nach, reduzierte sich 1982/83 mit 536 auf nicht mal die Hälfte, um sich 2012/13 mit 281 ein weiteres Mal zu halbieren.

Schwankendes Interesse

Fast identisches Szenario in puncto Zuschauerverhalten beim ewigen Rivalen Wiltz, ob in der „Géitz“ oder nach dem Wechsel Ende 2016 Richtung „Pëtz“ in Weidingen. Erstmals erstklassig, strömten 1981/82 immerhin 768 Leute zu den Wiltzer Spielen. Der Trend zeigte alsdann nach unten, die Zuschauerzahlen sanken 2007/08 mit 234 auf den Tiefststand, um sich im letzten Erstligajahr 2015/16 zu erholen und auf 368 zu klettern.

1985/86 wurde der „Holleschbierg“ erstmals Schauplatz von Erstligaspielen, zunächst das alte Spielfeld. Der damalige Schnitt des Swift von 502 wurde lediglich einmal, und zwar 1990/91, leicht übertroffen. Die danach folgende Zugehörigkeit zur Fußballelite sah das Fußballinteresse in Hesperingen schwanken, mal etwas mehr und mal wieder weniger. Zuletzt 2013/14 belief sich der Durchschnitt auf 294 Zaungäste, leicht höher als 2002/03, als der niedrigste Wert erzielt wurde.

Die Fola, „Doyenne“ des Luxemburger Fußballs, stand auch in der Gunst des Publikums meist im Schatten des Zugpferds und Lokalrivalen, Rekordmeister Jeunesse. Der höchste errechnete Wert im Stade Emile Mayrisch betrug 792 Zuschauer in der Saison 1972/73. Seit der Rückkehr ins Oberhaus 2008/09 liegt der Schnitt bei 447, mit einem Höchst- von 529 und einem Tiefstwert von 374.

Ein neuer Trend

Progrès Niederkorn erlebte seine Sternstunden von 1976/77 bis 1983/84 mit je zwei Meistertiteln und zwei Pokalsiegen. In dieser glorreichen Zeit passierten regelmäßig bis zu 1.000 Menschen die Kasse im Stade Jos. Haupert. Ausbleibender Erfolg sowie jahrelange Zweitklassigkeit hatten zur Folge, dass der Schnitt 2002/03 auf einen Negativrekord von sage und schreibe 174 sank und noch vor sechs Jahren bei lediglich 262 lag.

Seither schnellten die Besucherzahlen ausnahmslos in die Höhe, erreichten vorige Spielzeit mit 932 den höchsten Wert seit 1982 und bedeuteten Platz eins in der Statistik – man höre und staune, sogar vor Zuschauerkrösus Jeunesse.

Die Serie

Lesen Sie auch den ersten Teil (allgemeine Statistik), den zweiten Teil (Zuschauerkrösus Jeunesse Esch), den dritten Teil (Der Zuspruch in Düdelingen und Differdingen) und den viertel Teil (Leere Ränge in der Hauptstadt) unserer Serie. Am Donnerstag folgt mit dem Fazit der letzte Teil der Recherche unseres Korrespondenten Lex Bruch. 

 

roger wohlfart
8. November 2018 - 14.36

Und trotzdem brauchen wir ein neues Fussballstadion für 9.000 Zuschauer! Ich weiss, da wird nur die Nationalmannschaft auftreten, dennoch!