Der verstorbene belgische Milliardär Albert Frère hinterlässt Spuren in Luxemburg

Der verstorbene belgische Milliardär Albert Frère hinterlässt Spuren in Luxemburg

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Der Milliardär Albert Frère ist im Alter von 92 Jahren gestorben. Er galt als der reichste Mann Belgiens. Unter seiner Führung entwickelte sich die  Beteiligungsgesellschaft Groupe Bruxelles Lambert (GBL) zu einer der größten Holdings in Europa. Auch in Luxemburg hinterließ der Investor seine Spuren.

Mit dem Kauf einer Walzstraße („Laminoirs et boulonnerie du Ruau“) in Belgien begann im Jahre 1954 der große Aufstieg von Albert Frère. Es war die erste Firmenübernahme durch den damals 28-jährigen Sohn eines kleinen Unternehmers. Später kontrollierte er fast die gesamte Stahlindustrie in der Region Charleroi. Verkäufer des Werks war damals die Arbed aus Luxemburg.

Kurz vor der Stahlkrise, in den frühen 80er Jahren, spürte der Geschäftsmann, dass seine Beteiligungen in traditionellen Industriebetrieben künftig mit Problemen zu kämpfen haben würden. Er trat sie an den belgischen Staat ab und entwickelte sich zu einem hauptberuflichen Finanzinvestor.

Spürbarer Einfluss mit kleinen Beteiligungen  

Seine Strategie bestand seitdem darin, kleine Beteiligungen an großen Unternehmen zu erwerben – und dann über einen Sitz im Verwaltungsrat einen spürbaren Einfluss auf die Entwicklung des Unternehmens zu nehmen.

Mittels einer Schweizer Gesellschaft namens Pargesa beteiligte er sich, mit Partnern, an Kapitalerhöhungen an der traditionsreichen belgischen Beteiligungsgesellschaft „Groupe Bruxelles Lambert“ (GBL). Diese hatte wegen einer Bankenrettung mit hohen Schulden zu kämpfen. Im Jahr 1982 übernahm Pargesa die Kontrolle von GBL.

BIL, RTL, OPL, Arbed und Luxempart

Unter den vielen Beteiligungen, die Albert Frère erwarb, befand sich (über die GBL-Tochter Audiofina) auch eine kleine Beteiligung an der CLT („Compagnie luxembourgeoise de télédiffusion“) sowie eine Beteiligung (über die GBL-Tochter Banque Bruxelles Lambert) an der „Banque internationale à Luxembourg“ (BIL).

Seinen Anteil an der BIL hielt der Belgier rund zehn Jahre lang, ehe er sie ab 1991 an den „Crédit communal de Belgique“ verkaufte. Noch einige Jahre später, 1996, schlossen sich die beiden Banken mit dem „Crédit local de France“ zusammen und gründeten die Dexia-Bankgruppe.

In die Zeit von Albert Frère fällt ebenfalls die Gründung von Luxempart. Die Beteiligungsgesellschaft wurde 1988 ins Leben gerufen. In ihr wurden alle großen Beteiligungen der BIL an wichtigen Luxemburger Unternehmen (z.B. SES, Cegedel, Cargolux) zusammengelegt. Die Hälfte der Anteile verkaufte die BIL an die Versicherungsgesellschaft Foyer. Das Ziel, das Albert Frère mit dieser Aktion verfolgte, war, Kapital bei der BIL für neue Aktivitäten freizumachen – und so die Gewinnmarge der Bank zu steigern.

Vermögen von vier Milliarden Dollar

Seinen wohl größten Coup landete Albert Frère jedoch mit seiner Beteiligung an der CLT. Nach und nach kaufte er neue Anteile hinzu und sicherte sich mehr Stimmrechte. 1997 machte er sich stark für eine Fusion von CLT mit UFA (Bertelsmann). Im Jahr 2000 fusionierte CLT-UFA dann mit Audiofina und Pearson Television und gründete die RTL-Gruppe.

Seinen Anteil von 29,9 Prozent an RTL tauschte der Geschäftsmann ein Jahr später gegen 25,1 Prozent an der Bertelsmann-Gruppe ein. Fünf Jahre später verkaufte er diesen Anteil und verbuchte laut eigenen Angaben einen Gewinn von 2,4 Milliarden Euro. Mit dieser Taktik gelang es ihm, Beteiligungen an nationalen Unternehmen gegen Beteiligungen an internationalen Konzernen auszutauschen.

Das Vermögen von Albert Frère, der zu den 400 reichsten Menschen der Welt gezählt wird, soll sich auf über vier Milliarden Dollar summieren. Anfang 2015 gab Albert Frère die Leitung seiner Flaggschiff-Holding GBL auf, blieb aber Ehrenvorsitzender der Gruppe.
Mit Luxemburg verbindet sein Unternehmen heute nicht mehr so viel wie früher. Seine großen Beteiligungen hat er bereits zu Geld gemacht und dieses in andere Firmen investiert. Dennoch verfügt er hierzulande immer noch über mehrere Gesellschaften, die einen wesentlichen Anteil des Kapitals der Beteiligungsgesellschaft verwalten.


Harte Verhandlungen mit dem Staat

Jemand der Albert Frère persönlich kennenlernte, war der ehemalige Luxemburger Premierminister Jacques Santer. Begegnet sind sie sich vor vielen Jahren, als Albert Frère bei der CLT das Sagen hatte. „Ein wahrer Selfmademan. Er hat sich selber hochgearbeitet“, erinnerte sich Jacques Santer mit einer gewissen Bewunderung an den Belgier. „Privat war er ein ganz angenehmer Mensch“, doch es habe oft „harte Diskussionen“ mit ihm gegeben.

So hatte er beispielsweise als CLT-Hauptaktionär nicht an das Projekt Lux-Sat (ein Vorgängerprojekt der heutigen SES) geglaubt und wollte sich nicht daran beteiligen. „Albert Frère hatte immer eine Strategie und versuchte, die dann umzusetzen“, so Santer in einem früheren Gespräch mit dem Tageblatt.

Sein Einfluss war jedoch nicht nur in der Wirtschaft zu spüren: Auch die Gründung des „Orchestre philharmonique du Luxembourg“ (OPL) geht auf Albert Frère zurück, daran erinnerte Jacques Santer in dem Gespräch. Der Belgier habe damals „das RTL-Orchester als Problem angesehen. Er wollte sich davon trennen.“ Es brachte wohl nicht genügend Rendite. Mit dem Staat wurde ein Kompromiss ausgehandelt: Albert Frère konnte sich davon trennen und mittels einer neuen Stiftung ist das OPL entstanden.

Grober J-P.
5. Dezember 2018 - 10.38

Das Paradestück eines Kapitalisten mit undurchsichtigen Geschäften, z.B. in Brasilien und auch hier im Ländle. Einige ARBED Größen könnten mehr von dem Herrn erzählen. Beneide solche Leute wegen der Härte ihrer Ellbogen.