„Der Thron ist tatsächlich sehr unbequem“: Game-of-Thrones-Schauspieler Mark Addy zu Besuch in Luxemburg

„Der Thron ist tatsächlich sehr unbequem“: Game-of-Thrones-Schauspieler Mark Addy zu Besuch in Luxemburg

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Foto: Jessica Oé

Tageblatt: Wie komfortabel sitzt man auf dem eisernen Thron?

Mark Addy: Es ist sicher nicht der bequemste Platz, auf dem man sitzen kann. Allerdings sehen wir Robert in der Serie, im Gegensatz zu vielen anderen, nie auf dem Thron sitzen. Für den Dreh der Trailer durfte ich aber auf ihm Platz nehmen und er ist tatsächlich sehr unbequem. Das ist ja auch der Punkt: Ein Sitz, der aus den Schwertern von besiegten Gegnern geschmiedet ist, soll niemals komfortabel sein.

Als Sie für die Rolle des „King Robert“ vorgesprochen haben, haben Sie den Erfolg der Serie absehen können?

Nein, absolut nicht. Bis auf Genre-Fans kannte kaum einer die Bücher. Als wir die erste Episode als Pilot-Folge gedreht haben, ein gutes Jahr vor den eigentlichen Dreharbeiten zur ersten Staffel, habe ich zu meinen Kollegen gesagt: Wissen die Produzenten eigentlich, wie viel Geld sie in die Serie reinstecken müssen, damit es einigermaßen realistisch aussieht? So etwas Episches ist nicht mit einem kleinen Budget zu realisieren. Glücklicherweise hat HBO das eingesehen, viel investiert und das Wagnis hat sich gelohnt. „Game of Thrones“ hat die Latte für künftige TV-Serien sicher in die Höhe getrieben.

Glauben Sie, „Game of Thrones“ wird jemals vergessen werden?

Ich bin sehr stolz, dass die Serie einen großen Einfluss auf die Fans und die Geschichte des TV hat. Aber irgendwann werden auch die besten Serien vergessen.

Sie sind eine der ersten Rollen, die in GOT sterben …

George R. R. Martin hat so viele brillante Charaktere erschaffen, dass er sie ohne großes Bedauern absäbelt, wenn die Geschichte es erfordert. Das ist in der Serie nicht anders als in den Büchern. Ich glaube, er folgt der Regel: Lass die Fans sich in den Charakter verlieben und töte ihn dann, wenn es am schmerzhaftesten ist.

Wenn Sie die Wahl gehabt hätten, sich eine Rolle in „Game of Thrones“ auszusuchen, egal ob männlich oder weiblich, welche wäre das gewesen?

Cersei. Sie ist eine der interessantesten Charaktere der Serie. Allerdings könnte niemand sie besser spielen als Lena Heady.

Wie ähnlich sind sich König Robert und Mark Addy?

Wir sind ziemlich unterschiedlich. Im Gegensatz zu ihm bin ich glücklich verheiratet und zufrieden mit meinem Platz im Leben. Aber durch die Erzählung von Martin wusste ich ganz genau, was Robert geprägt hat, wie er denkt und fühlt. Was Robert zu dem Charakter gemacht hat, den wir in der Serie treffen. Er wird von seinem Erfolg und seinem Scheitern verfolgt. Seine Ehe ist nicht auf Liebe aufgebaut, zumindest von seiner Seite aus, sondern ist ein Geschäftsabschluss zur Sicherung seiner Macht.

Sean Bean und Sie kannten sich schon vor GOT. Hat das geholfen, die zwei lebenslangen Freunde Ned Stark und Robert Baratheon zu spielen?

Schon. Wir mussten uns nicht lange aufeinander einspielen, sondern konnten einfach in unseren Rollen eintauchen und uns aufeinander verlassen. Dass wir uns so gut verstehen, überträgt sich dann auf unsere Charaktere.

Haben Sie noch Kontakt zu den anderen Schauspielern?

Man sieht sich bei Conventions und ähnlichen Veranstaltungen. Als ich auf der Premiere der letzten Staffel war, habe ich Maisie Williams (Arya Stark) und Sophie Turner (Sansa Stark) wiedergesehen. Als wir die erste Staffel gedreht haben, waren sie 12 und 13 Jahre alt. Jetzt sind beide erwachsene Frauen! Da fühlt man sich plötzlich ganz schön alt.

Was ist Ihre schönste GOT-Erinnerung?

Im Belfaster Pub „The Spaniard“ mit Sean und ein paar anderen Jungs von der Serie ein gutes Guinness zu trinken. Wir waren Teil von etwas, was wir damals noch nicht genau definieren konnten, aber das Potenzial hatte, unsere Leben zu verändern.

Sie haben natürlich nicht nur in GOT gespielt. Ihr Karriere geht von Rollen in TV-Serien und Filmen über Synchronsprecher bis zu vielen Theaterauftritten. Wo spielen Sie am liebsten?

Theater ist das Beste für die Seele. Das hat mich überhaupt dazu gebracht, Schauspieler zu werden. Du bist im gleichen Saal wie die Zuschauer und kannst aktiv bestimmen, welche Art von Abend sie haben. Zum Beispiel bei einer Komödie: Wenn du merkst, dass sie nicht viel lachen, dann kann man das Tempo erhöhen, sie bis zum nächsten Gag treiben. Oder wenn das Publikum zu enthusiastisch ist, muss man es manchmal bremsen, weil der größte Witz erst am Ende kommt. Beim TV und Film nimmt man dir dein Schauspiel aus der Hand. Es wird editiert und zusammen geschnitten. Beim Theater hast du allein die Macht.

Derzeit kann man Sie im neuen Downton-Abbey-Film sehen.

Aber nur in einer kleineren Rolle. Kurz gezwinkert, schon verpasst man mich.

Der Film beruht auf einer TV-Serie, die meisten Schauspieler kannten sich also schon. Sind Sie gut in der Downton-Abbey-Familie aufgenommen worden?

Sie waren traumhaft und haben mich sehr herzlich willkommen geheißen. Ich habe zwar nur einen Tag am Set verbracht, aber es war toll und eine wunderbare Erfahrung.

Woran arbeiten Sie aktuell?

Wenn alles klappt, dann bin ich ab Frühling 2020 in Hangmen, einem Theaterstück von Martin McDonagh, zu sehen. Wir haben das Stück schon in London aufgeführt, doch jetzt soll es auf dem Broadway in New York laufen. Das Interessante daran: Das Stück beschäftigt sich mit den letzten Tagen der Todesstrafe in England. Dass wir das nun in einem Land aufführen sollen, in dem es die Todesstrafe immer noch gibt, wird sicher zu regen Diskussionen führen.