Der Luxemburger Trail-Meister Sven Remakel liebt es, sich zu quälen

Der Luxemburger Trail-Meister Sven Remakel liebt es, sich zu quälen

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Sven Remakel hat sich in den letzten Jahren hierzulande als Trail-Spezialist einen wahren Namen gemacht. Der CAD-Athlet gehört als Titelverteidiger bei den diesjährigen nationalen Meisterschaften in dieser Disziplin am Sonntag verständlicherweise wieder zum engeren Favoritenkreis. Vor einigen Saisons war der 29-Jährige noch ein unbeschriebenes Blatt in dieser Szene. Doch nach einer fast achtjährigen sportlichen Pause fand der Leichtathlet durch einen Sinneswandel wieder seine Liebe zum Sport zurück.

Steckbrief

Name: Sven Remakel
Geburtsdatum: 28.7.1989
Beruf: Soldat
Wohnhaft in: Bettemburg
Lizenziert beim: CA Düdelingen

Beste Resultate:

*Nationaler Meister im Trail (2017), Zweifacher Gewinner des Leopard Ultra-Trail Mullerthal über 112 km (2017, 2018)

*Gewinner des „Grand Trail des Lacs et Châteaux“ über 60 km
(2018)

*Zweiter Platz beim Trail Uewersauer über 52 km (2017)

*Zweiter Platz beim „Black Forest Trailrun“ über 35 und 57 km (2017)

*Gewinner beim Red Rock Challenge über 49 km (2017)

 

Sport spielte für Sven Remakel eigentlich schon in Jugendjahren eine große Rolle. Neben anfänglichen Versuchen im Turnen, Badminton und Fußball entdeckte der Luxemburger im Alter von zehn Jahren die Leidenschaft zur Leichtathletik, wo er auch entsprechende Erfolge verbuchen konnte. Dann, mit 17 Jahren, hängte das damalige Talent seine Karriere an den Nagel und trat der luxemburgischen Armee bei. Auf einmal hatte der Sport für den damaligen Teenager keine Priorität mehr. Vielmehr wollte Remakel mit Freunden abends einen draufmachen.

„Ich mochte es, mir den einen oder anderen ‚Patt‘ zu gönnen. Leider wurde der Alkoholkonsum von Jahr zu Jahr schlimmer, was natürlich so einige Probleme mit sich brachte. Irgendwann habe ich mir aber die Frage gestellt, wo ich mich in ein paar Jahren sehen möchte. Würde ich in Zukunft noch immer jedes Wochenende wissen wollen, wer am meisten Bier vertragen würde? Von einem Tag auf den anderen habe ich dann den Entschluss gefasst, ganz mit dem Trinken und auch dem Rauchen aufzuhören. Ebenfalls habe ich zur gleichen Zeit angefangen, einen veganen Lebensstil zu führen“, denkt Remakel an diesen Lebensabschnitt zurück.

Anreiz liefert Youtube

Nach diesem vollzogenen Sinneswandel hat er wieder seine Leidenschaft zum Sport wiedergefunden. 2014 war deshalb auch für ihn ein ganz besonderes Jahr. Er fing wieder an, laufen zu gehen. Parallel ging er zwar noch ein wenig Rad fahren, klettern und schwimmen, doch der Laufsport machte ihm einfach mehr Spaß. So kam es, dass er eher aus Jux an einigen 10-km-Straßenläufen an den Start ging. Eher zufällig wagte er sich dann an das Abenteuer Trail. „Ich stieß einmal auf ein Youtube-Video, das von Ultra-Trails handelte. Bis dahin wusste ich gar nicht, dass es überhaupt möglich wäre, so viele Kilometer bei einem Rennen zu laufen. Das gab mir den Anreiz, es selbst einmal auszuprobieren.“

Was dem 29-Jährigen besonders an Trail-Läufen gefällt, ist das Abenteuerliche. „Ich liebe es einfach, mich in der Natur zu bewegen. Es gibt einem das Gefühl von Freiheit. Was ich besonders interessant beim Trail finde, ist, dass einen stets irgendwelche Hindernisse erwarten können. Man weiß nie so richtig, was auf einen zukommen wird. Mal muss man einen umgefallenen Baum überwinden, mal muss man einen steilen Hang auf einem rutschigen Untergrund meistern. Das macht das Ganze einfach enorm spannend.“

Bis zum Kribbeln in den Beinen

Eigentlich ist es für den Läufer nie ein Ziel gewesen, sich derart mit dieser Sportart zu beschäftigen. Aber seit einigen Jahren ist er wahrlich vom Trail-Fieber gepackt, sodass er nur noch schwer davon loskommen kann. Es kommt somit nicht aus heiterem Himmel, dass das Energiebündel aus Bettemburg in den vergangenen elf Monaten schon insgesamt 5.000 Kilometer – und das ganz ohne Trainingspause – zurückgelegt hat.


Hobbykoch

Ein weiteres Hobby von Sven Remakel neben dem Laufen ist das Kochen. Es kommt gerne mal vor, dass er bis zu vier Stunden in der Küche hängt, um sich ein schönes Essen zu zaubern. Zusammen mit einer guten Freundin veröffentlicht der 29-Jährige vegane Rezepte in den sozialen Medien. Unter dem Namen „about beetroots“ kann man sich die ausgedachten Essensvariationen der beiden auf Facebook und Instagram anschauen.


„Ich habe mich das ganze Jahr über einfach nur fantastisch gefühlt und hatte auch mit keinen Verletzungen zu kämpfen. Ich spüre einfach nur die Lust zum Laufen tief in mir. Doch ich habe mir vorgenommen, mir nach den nationalen Meisterschaften eine kleine Ruhephase zu gönnen. Ich bin schon gespannt darauf, wie lang ich es aushalten werde, ohne dass ich ein Kribbeln in den Beinen verspüre“, verrät Remakel. Diese Auszeit dürfte in der Tat alles andere als einfach für ihn werden, schließlich nimmt seine Passion ganz viel Zeit in Anspruch. „In der Regel trainiere ich in der Woche fast jeden Tag. Das ist aber auch nicht immer der Fall. Es hängt auch z.B. von der Intensität der Trainingseinheiten ab oder ob ich ein Rennen in der jeweiligen Woche bestreiten werde. So kann es auch mal vorkommen, dass ich ohne Pause zwei bis drei Wochen komplett hintereinander trainiere. Es ist auch keine Seltenheit, dass ich mehrmals am Tag einen Trainingslauf mache“, gibt der Soldat Details über seine Vorbereitung preis.

50 km tun schon höllisch weh – und das Ziel ist noch weit weg

Die ganzen Mühen im Training trugen aber schon viele Früchte. Remakel entpuppte sich in dieser Disziplin schnell als wahres Talent. Mit jeder Saison wurde er läuferisch besser. Die guten Resultate blieben auch nicht aus. An diesen Erfolgen hat auch Dany Papi sicherlich seinen Anteil. Seit Dezember 2017 arbeiten beide auf sportlicher Ebene zusammen. Der erfahrene Ausdauersportler Papi, Jahrgang 1979, erstellt Woche für Woche Trainingspläne für seinen ambitionierten Schützling.

Nun ist Remakel aber einer, der sich nicht nur mit Trail-Läufen von 50 Kilometern zufriedengibt, sondern er gehört auch der Kategorie derjenigen an, die sich mal den richtigen Kick geben wollen, sprich die Distanzen über 100 km in Angriff nehmen. Bei diesen sogenannten Ultra-Trails wird den Athleten alles abverlangt. Sogar hartgesottene Läufer gehen dabei an ihre Grenzen. Aber genau diese Herausforderung treibt den luxemburgischen Athleten an. „Oft bekomme ich von Leuten zu hören, ich sei ein wenig verrückt, dass ich diese ganzen Strapazen auf mich nehme. An dieser Aussage ist ja schon was dran, denn die Beine tun nach gelaufenen 50 km schon höllisch weh. Wenn man sich dann bewusst wird, dass man erst in der Hälfte des Rennens ist oder sogar noch um die 20 km hinlegen muss, muss man auch mental ziemlich robust sein, um auch diese Momente überwinden zu können“, erklärt der Sportler. „Für mich muss man eine gute Portion Mut besitzen, um sich diesen wahnsinnigen Distanzen zu stellen. Ich würde es eher als verrückt empfinden, wenn jemand nur den ganzen Tag auf der Couch liegen würde“, fährt Remakel weiter.

Physisch wie auch psychisch müssen die Teilnehmer dieser Ultra-Trails wirklich schwierige Phasen überstehen. Es gleicht manchmal einem wahren Überlebenskampf. Bei dieser Form von Querfeldein-Rennen müssen die Athleten an ihre Limits gehen – was ganz nach Remakels Geschmack ist: „Ich liebe es, mich zu quälen. Sich selbst zu testen, um herauszufinden, wie weit man körperlich und mental gehen kann, das spornt mich bei den Trail-Läufen an. Bis jetzt bin ich zur Erkenntnis gekommen, dass mit einer optimalen Vorbereitung dem menschlichen Körper fast keine Grenzen gesetzt sind“, stellt der 29-jährige FLA-Athlet für sich fest. Doch wenn ihm solche Qualen scheinbar nichts ausmachen, welche ultimativen Prüfungen können dann diesen Extremsportler überhaupt noch stoppen?