Der Kulturentwicklungsplan: Kein Politikum?

Der Kulturentwicklungsplan: Kein Politikum?

Jetzt weiterlesen! !

Für 0,59 € können Sie diesen Artikel erwerben.

Sie sind bereits Kunde?

„KEP“ wurde der Kulturentwicklungsplan von Staatssekretär Guy Arendt am letzten Freitag während der zweiten Auflage der „Assises culturelles“ schon fast liebevoll mit einem Akronym abgekürzt. Klingt ein wenig wie das im Fachjargon des Internets viel benutzte „KP“, das bekanntermaßen für „Kee Problem“ steht.

Kein Problem also? Nun, schaut man sich die 61 Vorschläge an, die in zehn Kapiteln für eine Aufbesserung der strukturellen Defizite und Diskrepanzen der aktuellen Kulturpolitik sorgen möchten, steht für die kommende Regierung kulturpolitisch so einiges auf dem Programm. Eines der Hauptanliegen des Kulturentwicklungsplans ist es, wie sein Verantwortlicher Jo Kox es treffend in seiner Einleitung formuliert hat, dafür zu sorgen, dass man dieser unsäglichen Absurdität entgegenwirkt, die man folgendermaßen äußern kann: Für das Gutbürgertum ist in Luxemburg eine Vielzahl hochqualitativer Kulturgüter verfügbar, die Produzenten dieser Güter leben allerdings selbst in finanziell unsicheren Situationen.

Wenn auch eine ganze Reihe von Maßnahmen die Arbeits- und daher Lebensbedingungen der Kunstschaffenden aufbessern sollen (die Einführung einer Kultur-TVA, die Neubearbeitung des Gesetzestextes, der die Situation der unabhängigen Künstler und der „intermittents“ reguliert), sind zwei Punkte durchaus interessant: Einerseits tauchen wenige Postenschaffungen im Plan auf. Und andererseits gab Kulturminister Xavier Bettel selbst unfreiwillig preis, als er am Samstag der Schauspielerin Larisa Faber implizit nahelegte, im Neoliberalismus gehöre eine prekäre finanzielle Lage ein bisschen zum guten Ton, dass in der kollektiven Vorstellung der Künstler eben unterbezahlt ist.

Des Weiteren wird im Kulturentwicklungsplan klargestellt, dass man vor einem Jahr im Merscher Kulturhaus zwei Jahre für die Verfassung des Planes angefragt hatte – jedoch nur ein Jahr zugesprochen bekam. Dieser Zeitdruck scheint umso unverständlicher, da man sich doch erst mal (teilweise wegen einer Personalumstellung) zwei Jahre Zeit ließ, bevor man sich überhaupt dem Projekt widmete. Der Grund hierfür scheint jedoch klar: Man wollte noch vor den Wahlen das fertige Dokument vorliegen haben, damit die aktuelle Regierung sich mit dem (möglichen) Ruhm schmücken kann. Und dies, obschon man stets und eindringlich zu verstehen gibt, der Kulturentwicklungsplan wäre aus keiner politischen Absicht heraus entstanden.

Dass die 190 Seiten des Plans auch zum größten Teil unpolitisch sind und mithilfe von Jo Kox ebendieses politische Outsourcing ermöglicht wurde, ist eine Sache. Die andere ist die, dass die Politik immer dann zur Hintertür hereinschleicht, wenn sie gerade etwas hypokritisch vorgab, das Gebäude verlassen zu haben. Denn wie aus dem Kulturentwicklungsplan herausgeht, kann keines der anderen neun thematischen Kapitel umgesetzt werden, wenn die staatliche Kulturverwaltung nicht zuerst ordentlich umstrukturiert wird. Und dafür braucht man politisches Engagement – um das Schaffen neuer Strukturen zu ermöglichen – und politisches Heraushalten – um die Unabhängigkeit dieser Strukturen zu sichern. Vielsagend ist hier, dass jede der 61 Empfehlungen durch Einschränkungen begleitet werden. Und dass die am häufigsten vertretenen Risikofaktoren die „politische Willenskraft“ und die „Angst vor dem Kontrollverlust“ sind.

roger wohlfart
5. Juli 2018 - 15.46

Kultur gibt es überall dort Menschen zusammenleben. Kultur braucht nicht neu erfunden zu werden. Und DIE Kultur gibt es schon gar nicht, es gibt eine Vielfalt davon.

Grober J-P.
3. Juli 2018 - 10.42

Politikum schon, aber ein winziges. Lorbeeren gibt es da nicht viele zu ernten. Also Dornröschen schläft weiter.

Bananana
3. Juli 2018 - 8.37

Es bleibt auch noch zu erwähnen das dieses Schriftstück in keinster Weise ein Novum darstellt. Alle Punkte waren schon vorher bekannt. Nichts davon ist auf Basis einer schlauen Analyse als grober Mangel aufgefallen. Es ist ein fauler Niederschrieb von Gewusstem. Aus allen Ecken hörte man seit jeher das Gleiche Es ist ein Trauerspiel das ein Land wie Luxemburg seine Künstler und Kulturarbeiter so abspeist. Das Ausarbeiten wird am Ende 20 Jahre gedauert haben um etwas zu tun das auch in 6 Monaten einfach hätte erreicht werden können. Alles was es brauchte war guter Wille und politischer Weitblick. Keins von beiden ist vorhanden. Wir leben in einem sehr traurigen unzivilisierten Land das das Geld als einziges Lebenselixier auserkoren hat. Und genau so wird das Land auch weiter, trotz extremen Potential, in der kulturellen Bedeutungslosigkeit verbringen. Es wurde in den letzten 60 Jahren einfach zu viel falsch gemacht. Und dieser KEP wird auch nichts ändern den jetzt geht es für viele Kulturarbeiter in die letzte Phase ihres Lebens. Die der Aufrechterhaltung ihres Werkes. Den bizarrer Weise ist der Kulturbeamte darauf aus sich seiner Lorbeeren zu sichern. Genau so wie der Politiker. Die nächsten 20 Jahre werden wir nun damit verbringen indem wir den Damen und Herren zuschauen wie sich sich gegenseitig beschuldigen das der jeweils andere der eigentliche Übeltäter der kulturellen Misere ist. Man sollte sich mal damit beschäftigen und analysieren welche Kulturarbeit in den letzten 50 Jahren nachhaltig richtig war. Es wäre ein Trauerspiel. Diese Leute müßten dann ausgeschlossen und ein weißem Blatt neu beschrieben werden. Aber das wird nicht geschehen und so verziehe mich dann mal wieder in meine Bedeutungslosigkeit. Etwas was nicht nur mir sondern so manchen Kulturschaffenden von Entscheidungsträgern nahe gebracht wurde.